HOCHSCHULE 22. Mai 2015 Monika Etspüler Lesezeit: ca. 4 Minuten

„Spannend wird es erst im Masterstudium“

Die Bologna-Reform hat zu einer neuen Schnittstelle im Studium geführt. Bildungsforscher gehen davon aus, dass sich gut 70 % der Bachelorabsolventen für eine Fortführung des Studiums im Master entscheiden. Eine kleine Umfrage der VDI nachrichten verdeutlicht die Gründe.

Immer mehr Studenten haben das Gefühl der Bachelor bringe sie nicht mehr weit und ein Master scheint immer vielversprechender!
Foto: panthermedia.net/leungchopan

Clara Weber, (23 Jahre, Maschinenbau, Bachelorstudium, Universität Stuttgart):

„Mein Ziel war von Anfang an, den Master zu machen. Zwei meiner Bekannten sind nach dem Bachelor in die Wirtschaft gegangen. Jetzt arbeiten sie bei Verleih-Firmen. Ich möchte nicht, dass mir das passiert. Ich fühle mich auch noch nicht so praxistauglich für den Arbeitsmarkt. Vor dem Studium habe ich zwar ein achtwöchiges Praktikum absolviert, aber das reicht wohl kaum, um in der Arbeitswelt zurechtkommen. Durch den Master rechne ich mir auf jeden Fall bessere Startbedingungen und bessere Berufschancen aus.

„Vor allem Bachelor werden gebraucht“

Kathrin Sevink vom VDI-Bereich „Beruf und Gesellschaft“ rät:

„Sicher werden in der Industrie Masterabsolventen mit einem tieferen Verständnis ihres Fachs benötigt, aber die Wirtschaft braucht mehr Mitarbeiter mit einem breiten Fähigkeitsspektrum, das bereits Bachelorabsolventen vorweisen können.

Vor allem in Bereichen wie Vertrieb und Marketing und in der Produktion, aber auch in der Montage und in fertigungsnahen Dienstleistungen setzt ein Unternehmen wie Siemens größtenteils Bachelorabsolventen ein.

Studierende sollten daher auf einen praxisnah und projektorientiert ausgerichteten Studiengang achten und sich um den Ausbau ihrer Schlüsselkompetenzen kümmern. Dann klappt der Berufseinstieg auch mit dem Bachelor.
Martin Schmer, (30, Maschinenbau, Masterstudium, Universität Stuttgart):

„Ich war schon immer technisch interessiert, habe mich aber wohl für schlechter gehalten als ich bin. Jedenfalls machte ich zunächst eine dreijährige kaufmännische Ausbildung und habe dann erst mit dem Studium begonnen. Nach dem Bachelor überlegte ich mir kurz auszusteigen, aber unsere Professoren rieten zum Weitermachen. Während des Bachelorstudiums gibt es wenig Möglichkeiten, praktische Erfahrungen zu sammeln, denn ein Praktikum ist in Stuttgart erst während des Masterstudiums vorgesehen. Jetzt bin ich halt etwas länger an der Uni. Aber in zehn Jahren würde ich mich vielleicht ärgern, nicht weitergemacht zu haben.“

Hochschulansichten aus Stuttgart und Esslingen

Im Bereich der Ingenieurwissenschaften wechseln an der Universität Stuttgart die meisten Studierenden nach dem Bachelor in den Master. Für Christine dos Santos-Costa, Leiterin des Studienbüros Maschinenbau, ist es nur konsequent, nach einem wissenschaftlich-theoretisch ausgerichteten Bachelorstudium an einer Universität den Master anzuschließen. „Erst mit dem Masterabschluss ist die grundlegende universitäre Wissensvermittlung abgeschlossen.“

Für Peter Väterlein, stellvertretenden Rektor der Hochschule Esslingen, ist das steigende Interesse der Studierenden am Master darauf zurückzuführen, dass sich Arbeitgeber oft für den höher qualifizierten Bewerber entscheiden. Dadurch entstehe der Eindruck, nur der Master sei die Garantie für einen gelungenen Einstieg in das Berufsleben. Väterlein: „Wir planen, für etwa die Hälfte der Bachelor-Absolventen langfristig einen Masterstudienplatz anzubieten.

Pascal Schlichenmaier, (27, Maschinenbau, Masterstudium, Universität Stuttgart):

„Zunächst hatte ich überlegt, nach dem Bachelor in die Wirtschaft zu gehen, mir aber sagen lassen, dass der Bachelor so viel wert sei, wie früher das Vordiplom. Ich wollte aber ein vollständiges Studium absolvieren. Außerdem bezweifle ich, dass man mit einem Bachelorabschluss in Führungspositionen kommt. Steht man aber erst einmal im Berufsleben, ist es ein schwerer Schritt, wieder die Schulbank zu drücken.“

Daniel Hettig (26, Chemieingenieurwesen, Bachelorstudium, Hochschule Esslingen):

„Mit dem Bachelor ist für mich Ende. Ich bin gelernter Chemielaborant und habe in diesem Beruf zwei Jahre lang gearbeitet. Mein Ziel ist es, auf der Karriereleiter ein paar Stufen höher zu steigen. Ich musste aber feststellen, dass das Lernen nicht mehr ganz so einfach ist, wenn man erst einmal ein paar Jahre berufstätig war. Am Anfang hatte ich Probleme, inzwischen ist jedoch sicher, dass ich das Studium 2016 erfolgreich abschließen werde. Ein anderes Thema ist die finanzielle Situation. Wenn man immer gewohnt war, Geld zu verdienen, ist man verwöhnt. Zwar werde ich von dem Unternehmen, das mich freigestellt hat, mit einem monatlichen Betrag unterstützt, doch im Wesentlichen lebe ich von meinem Finanzpolster.“

David Mändlen (26, Softwaretechnik, Bachelorstudent, Hochschule Esslingen):

„Wer heute eine Führungsposition besetzen will, kommt nicht um den Master herum. Das ist nicht nur meine Meinung. Geschätzte 40 % der Studenten in meinem Umfeld sehen das ebenso. Ich bin eigentlich Banker, habe aber schnell gemerkt, dass das nicht mein Karriereweg ist. Schon während meiner Ausbildung habe ich Kontakt zum Stuttgarter Hackerspace bekommen, wo ich mittlerweile im Vorstand bin. Das gab den Ausschlag für meine Studienrichtung. Sollte ich den Master machen, dann im Bereich IT-Security. Meine Leidenschaft ist es, Systeme sicherer zu machen. Noch habe ich mich aber nicht endgültig für einen Masterabschluss entschieden. Ein geregelter Arbeitsalltag und Geld verdienen ist auch nicht schlecht.“

Phillip Lorenz (23, Biotechnologie, Bachelorstudent, Hochschule Esslingen):

„Ich kann mir vorstellen, den Master zu machen. In Esslingen wird er allerdings nur berufsbegleitend angeboten. Deshalb versuche ich, in Ulm unterzukommen, dort sind allerdings für diesen Studiengang nur 15 Plätze vorhanden. Nach meiner Ausbildung als Chemielaborant habe ich zunächst die Fachhochschule absolviert, mir dann aber gesagt: Wenn du dir schon den Stress machst, dann soll es sich auch lohnen. Master ja oder nein? Das sind zwei Jahre mehr, das verkrafte ich. Ich habe finanzielle Rücklagen und in den Semesterferien gehe ich arbeiten.“

Patricia Ting, (27, Maschinenbau, Masterstudium, Universität Stuttgart):

„Ich komme aus Malaysia und bekomme von meinem Heimatland ein Stipendium, das auch mein Masterstudium finanziell absichert. Warum sollte ich das Angebot nicht annehmen? Zunächst machte ich an der Hochschule Offenburg den Bachelor. Danach wollte ich nicht direkt ins Berufsleben einsteigen. Ich hatte das Gefühl, dazu fehlt mir etwas. Das Masterstudium an der Uni Stuttgart bedeutete für mich eine ziemliche Umstellung. Es war viel mehr Eigeninitiative gefragt, als ich das von Offenburg gewohnt war. Ich musste mich ins Zeug legen, um diesen Sprung zu schaffen.“

Timo Schock, (22, Chemieingenieurwesen, Bachelorstudent, Hochschule Esslingen):

„Ich habe direkt nach dem Abitur mit dem Studium begonnen und mich inzwischen für den Master im Bereich Oberflächentechnik entschieden. Ich will mir so viele Optionen wie möglich offen halten. Dafür brauche ich den Master. Wenn ich erst einmal im Berufsleben stehe und Geld verdiene, möchte ich auf gar keinen Fall auf die Schulbank zurück. Mein Ziel ist es, nach dem Master ein paar Jahre Berufserfahrung zu sammeln und wenn sich die Möglichkeit bietet, eine Führungsposition zu übernehmen. Ich glaube, die Branche bietet gute Chancen dafür.

Annika Kaupp, (25, Elektrotechnik und Informationstechnik, Masterstudium, Universität Stuttgart)

„Am Anfang wusste ich noch nicht so genau, ob ich nach dem Bachelor überhaupt weitermachen soll. Ich stellte dann aber fest, dass der Bachelor zwar eine gute Grundausbildung bietet, spannend wird es aber erst im Masterstudiengang. Die Uni bestärkte mich in dieser Meinung: Die Industrie weiß nicht so genau, was sie mit den Bachelorabsolventen anfangen soll. Rückblickend war es die richtige Entscheidung, den Master zu machen. Ob ich promoviere oder in die Industrie gehe, weiß ich noch nicht – Hauptsache der Job macht Spaß.“

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