ERDGAS 25. Jun 2019 Stefan Schroeter Lesezeit: ca. 3 Minuten

Neue Nord-Süd-Trasse für Gas

Die Ostseepipeline Nord Stream soll erweitert werden. Der Ferngasleitungsnetzbetreiber Gascade plant daher jetzt schon eine neue Pipeline, die mehr Gas als bisher von der deutschen Ostseeküste nach Süden und Westen transportieren können soll.

Pipelinebau in Deutschland, hier Midal-Süd Loop. Für die neue Leitung Eugal läuft derzeit noch das Raumordnungsverfahren. Sie soll für mehr Stabilität im europäischen Ferngasnetz sorgen.
Foto: Gascade

Der russische Energiekonzern Gazprom und seine Partner – Wintershall, Eon, die niederländische Gasunie und die französische Engie – wollen die Ostseepipeline Nord Stream um zwei weitere Röhren ausbauen. Damit würde sich ihre jährliche Transportleistung auf 110 Mrd. m3 verdoppeln.

Dafür laufen derzeit die Vorbereitungen, die allerdings von heftiger Kritik aus mehreren ost- und mitteleuropäischen Ländern begleitet sind. Diese sehen ihre bisherigen Einnahmen aus dem Erdgastransit über Land von Russland nach Mitteleuropa und die mit ihm verbundene eigene Versorgungssicherheit gefährdet.

Wenn Nord Stream 2 kommt, dann braucht es auch die Europäische Gasanbindungsleitung, kurz Eugal. Sie soll von der Ostsee bei Greifswald/Lubmin über 485 km bis zur deutsch-tschechischen Grenze bei Deutschneudorf führen und frühestens ab dem Jahresende 2019 überwiegend russisches Erdgas nach Süden und Westen transportieren.

Planer von Eugal ist der deutsch-russische Ferngasleitungsnetzbetreiber Gascade Gastransport, ein Gemeinschaftsunternehmen des deutschen Erdgas- und Erdölunternehmens Wintershall und von Gazprom. Auf der Strecke von Greifswald bis zur deutsch-tschechischen Grenze betreibt Gascade bereits seit 2011 gemeinsam mit seinem Partner Lubmin-Brandov Gastransport die Ostseepipelineanbindungsleitung (Opal), die im tschechischen Grenzort Brandov endet. Dort schließt sich die Pipeline Gazelle des tschechischen Netzbetreibers Net4Gas an, die das Erdgas überwiegend weiter nach Süddeutschland transportiert (s. Grafik). Um die Nutzung von Opal als Transitpipeline hatte sich ein komplizierter Regulierungsstreit zwischen deutschen und tschechischen Behörden sowie Pipelinebetreibern, der Europäischen Kommission und Gazprom entwickelt. Er führte dazu, dass Gazprom und die mit ihm verbundenen Unternehmen die Transittransportleistung von Opal nur zur Hälfte, also für eine jährliche Transportmenge von 16 Mrd. m3 Erdgas, nutzen dürfen.

Anders als Opal legt Gascade Eugal nun nicht als Transitpipeline an, sondern als innerdeutsche Verbindung, die der Regulierung durch die Bundesnetzagentur unterliegt. Zwar soll die neue Pipeline mit ihren zwei Röhren weitgehend parallel zu der bestehenden Rohrleitung Opal verlaufen und ebenso wie diese einen Aus- und Einspeisepunkt in Groß Köris, Brandenburg, haben. Ihr südlicher Endpunkt ist nun aber schon im sächsischen Deutschneudorf geplant, das dicht an der Grenze zu Tschechien liegt.

Geplanter Trassenkorridor der Europäischen Gasanbindungsleitung (Eugal) von der Ostsee bis kurz vor die tschechische Grenze.

Dort will Gascade das Erdgas an Net4Gas übergeben, das es über eine ebenfalls neu zu bauende Anschlussleitung über die Grenze zum tschechischen Grenzübergangspunkt Hora Svaté Kateriny transportieren würde. Von dort könnte das Erdgas dann ins Landesinnere, in Nachbarländer und nach Süddeutschland, strömen.

Christian Pegel, Energieminister von Mecklenburg-Vorpommern, begrüßte das Vorhaben. Mit der Erweiterung der Nord-Stream-Trasse durch die Ostsee erwarte man erhebliche Umschlags- und damit Arbeitsmarkteffekte in der Bauphase im Fährhafen Sassnitz, sagte Pegel. Es werde daher sehr begrüßt, dass sich Gascade der Weiterführung des Gases annimmt.

Mit einer geplanten Transportleistung von jährlich 51 Mrd. m3 würde Eugal nahezu das gesamte Erdgas aufnehmen können, das künftig über die beiden neuen Röhren von Nord Stream 2 angeliefert werden soll. Gascade zufolge ist Eugal aber auch so geplant, dass sie flexiblere Erdgastransporte in Deutschland und darüber hinaus ermöglichen kann.

„Damit wird auch die grundsätzliche Netzstabilität in Europa erhöht“, teilte das Unternehmen mit. „Selbst wenn Importwege aus dem Osten temporär nicht zur Verfügung stehen, kann über die Eugal Erdgas aus dem Westen in größeren Mengen nach Südosteuropa geliefert werden.“ Über Gascades schon bestehende Ferngasleitungen Jagal und NEL werde die neue Pipeline auch an Untergrundspeicher, Erdgas aus der Nordsee und Flüssigerdgas-Terminals angebunden.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Raumordnungsverfahren in Brandenburg und Sachsen, die in den nächsten Wochen eröffnet werden sollen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob und wie das Eugal-Bauvorhaben umgesetzt wird, will Gascade nach den Auktionen für neue, zusätzliche Gastransportmöglichkeiten im nächsten Frühjahr entscheiden.

Bei diesen Auktionen können Kunden künftige Transportleistungen verbindlich buchen. „Nach den verbindlichen Auktionen beginnen die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten für die erforderlichen Ausbauprojekte“, erklärte Gascade-Sprecherin Tatjana Bernert. Derzeit würden noch unterschiedliche Transportvarianten geprüft. Daher sei es heute auch noch nicht möglich, eine ungefähre Spanne der möglichen Investitionskosten anzugeben.

Während Gascade den Bau von Eugal vorbereitet, hat das Unternehmen mit seinem Mutterunternehmen Gazprom und mit der Bundesnetzagentur einen neuen Anlauf genommen, die gedrosselte Transittransportleistung von Opal doch noch voll nutzen zu können.

Dazu unterschrieben die Partner im Mai erneut einen Vergleichsvertrag, den sie im Jahr 2013 schon einmal abgeschlossen hatten. Damals konnte dieser Vertrag nicht wirksam werden, weil er trotz mehrmaliger Fristverlängerung nicht die dafür notwendige Zustimmung der EU-Kommission erhalten hatte. Die Zustimmungsfrist für den aktuellen Vergleichsvertrag läuft nun bis Ende Juli.

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