Energie: Von Kohle und Kernkraft bis zu den Erneuerbaren
Die VDI nachrichten haben sich über die Jahrzehnte ihre ganz eigene Sichtweise auf das Thema Energie bewahrt.

Foto: Archiv VDI nachrichten
Noch heute gilt es mit 395 MW als eine der größten Wasserkraftwerksanlagen in Australien, das Kiewa Hydro-Electric Scheme im Bundesstaat Victoria. Geplant seit 1938, stellten die Australier das Wasserkraftprojekt 1961 fertig. Jährlich werden damit heute 404 GWh an Strom erzeugt.
Für die Leser – und die wahrscheinlich wenigen Leserinnen – brachten VDI nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre erste Titelgeschichte zum Thema Energie just über den Stand dieses Projekts (s. Bild). In Ausgabe 7 vom 7. April 1949.
Der Berufsstand war schon immer international ausgerichtet. Auf den wenigen Seiten (der „Papierlage“ geschuldet nur vier oder sechs), die 1949 in den Ausgaben erschienen, ist heute noch das zu sehen, was das Blatt seit 100 Jahren auszeichnet: eine große technologische Breite, ein weiter Blick und manche Nachricht, die die geneigte Leserschaft vielleicht nicht unbedingt dort vermuten würde.
Der Blick in die Ferne
Nach dem Zweiten Weltkrieg starteten VDI nachrichten als eigenes Blatt wieder neu mit der ersten Ausgabe vom 7. Januar 1949. Man wolle im technischen Teil „in kurzer anregender Form möglichst schnell über alle Ereignisse und Fortschritte auf dem Gesamtgebiet der Technik Auskunft geben“, so das Grußwort von „Schriftleitung und Verlag der VDI nachrichten“. „Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auch der Entwicklung im Ausland gewidmet.“ Der Blick in die Ferne war also ganz im Sinne der Redaktion. Das ist bis heute so geblieben.
Die VDI nachrichten haben immer ihre ganz eigene Agenda gehabt. Sicherlich hat die Redaktion über die Jahrzehnte die prägenden Ereignisse im Energiesektor immer abgebildet: die Ölkrise in den 1970ern ebenso wie den beständigen Wandel in der Energieversorgung von Öl hin zu Kohle, Gas, Kernkraft und den erneuerbaren Energiequellen.
Von Harrisburg bis Tschernobyl
Die Berichte zu punktuellen Ereignissen wie den nuklearen Katastrophen spiegeln dabei die Zeit und das redaktionelle Verständnis wieder. Zum Unfall im US-Kernkraftwerk Three Mile Island am 28. März 1979 meldeten VDI nachrichten am 13. April nüchtern unten auf Seite 1: „Störfall – aber keine Katastrophe“. Ein „Protokoll“ der Ereignisse folgte auf Seite 2.
Anlässlich des GAU in Tschernobyl beschäftigte unseren Redakteur Bernd Eusemann in VDI nachrichten vom 9. Mai 1986 vor allem das bundesdeutsche Informationsdurcheinander zur Strahlenwirkung: „Der mangelnden Informationspolitik der Sowjetunion steht die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung im Westen nur wenig nach.“
Täglich Neues auf der Website
Und als der Tsunami 2011 in Japan das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi verwüstete, ging die aktuelle Berichterstattung täglich auf die Website. Ein Novum, bis heute.
Manchen rückblickend vermeintlichen Meilenstein aber hat die Redaktion angesichts der Fülle der Nachrichten aus der Welt der Technik offenbar als „zu leicht“ empfunden. Beispiel: der Windkraftriese Growian. Feierliche Eröffnung des 3-MW-Zweiflüglers am 17. Oktober 1983. Die ignorierten unsere Altvorderen in der Redaktion geflissentlich. Vielleicht, weil der Growian – der geübte Blick ins Ausland machte es möglich – schon gar nicht mehr so meldenswert erschien. Die Nasa plante nämlich seinerzeit auch einen Zweiflügler. Auf Hawaii. Mit 7,6 MW. Auch heute noch ein ordentlicher Wert.