PORTRÄT DER WOCHE 27. Jul 2017 Evdoxia Tsakiridou Lesezeit: ca. 3 Minuten

Der nette Boss, aber der Boss!

Ana Santos Kühn ist die neue Vizepräsidentin der TU München. Die Ingenieurin soll die Internationalität der Uni ausbauen.

Ana Santos Kühn zieht an der TU München künftig die internationalen Strippen.
Foto: Eckert/Heddergott/TU München

Als Ernst Rank, wissenschaftlicher Direktor des Institute for Advanced Study (IAS) der Technischen Universität München (TUM), von der Berufung Ana Santos Kühns zur neuen Vizepräsidentin der Universität erfuhr, fand er das wunderbar, hatte aber gewisse Bedenken hinsichtlich ihres stetig wachsenden Pensums.

Ana Santos Kühn

Jahrgang 1972, studierte Chemieingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Verfahrenstechnik an der Technischen Universität von Lissabon. Anschließend war sie Forschungsassistentin bei Hoechst in Portugal.
Sie promovierte im Jahr 2000 an der TU München (TUM) auf dem Gebiet Metallorganische Chemie und Katalyseforschung, bevor sie als stellvertretende Geschäftsführerin bei der Firma ihres Vaters in Lissabon arbeitete.
2006 kehrte sie an die TUM zurück und wurde nach verschiedenen Stationen 2015 Geschäftsführerin des TUM Institute for Advanced Study (IAS). Seit Juli 2017 ist sie in Personalunion Vizepräsidentin der TUM.

Beim IAS handelt es sich um ein Forschungszentrum, das Gastwissenschaftler aus Universitäten und Industrie zusammenbringt und ihnen einen längeren Forschungsaufenthalt in München ermöglicht. Erklärtes Ziel ist, in interdisziplinären Projekten mit TUM-Wissenschaftlern vielversprechende Forschungsgebiete zu erschließen. Santos Kühn ist Geschäftsführerin am IAS und zudem als Vize-Präsidentin der TUM auf zwei Baustellen tätig.

Für ihre zweite Position bringt Ana Santos Kühn nach Ansicht ihres Chefs die besten Voraussetzungen mit: Nicht nur wisse die Chemieingenieurin aufgrund ihres naturwissenschaftlichen Hintergrunds, um welche Fragestellungen es in der Forschung geht. Sie habe ebenfalls große Erfahrung im Wissenschaftsmanagement, da sie lange Zeit in verschiedenen herausgehobenen Positionen gearbeitet habe.

Auch wenn sie zusätzliche Aufgaben bewältigen muss und zwischen dem IAS-Standort am Campus Garching und dem zentralen TUM-Standort in der Münchner Innenstadt hin- und herpendeln muss, bleibt Ana Santos Kühn gelassen. „Gut zu strukturieren und weitgehend operative Aufgaben am IAS zu delegieren“, hat sie sich vorgenommen.

Die gebürtige Portugiesin, deren deutscher Ehemann auch Akademiker ist, wird künftig für internationale Berufungen und Karriereprogramme für wissenschaftliche Mitarbeiter zuständig sein. Nach Kooperationen mit Instituten in Portugal, Italien, Ungarn, China und USA ist Ana Santos Kühn prädestiniert für den Job. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind in 36 Fachpublikationen und mehreren Büchern dokumentiert. „Die Zahl der internationalen Berufungen steigt bei uns seit 20 Jahren. Sie sind ein gutes Instrument, um mehr Frauen an unsere Universität zu holen, da diese in anderen Ländern stärker in ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen engagiert sind“, betont sie mit einem kritischen Blick auf die deutsche Realität. Denn „hier sind die Ingenieurwissenschaften immer noch eine Männerdomäne“.

Ihre Berufung habe nichts mit der Tatsache zu tun, dass Frauen in Leitungspositionen unterrepräsentiert seien, betont Ernst Rank. Sie sei keine Quotenfrau, es werde die beste verfügbare Person genommen. Der IAS-Direktor weiß das, weil er selbst in der Vergangenheit Vizepräsident war. „Frau Santos Kühn ist sehr zugewandt, enorm einsatzbereit, leistungsstark, immer ruhig und überlegt. Ihre interkulturellen Kompetenzen sind von großem Vorteil bei der Betreuung von Mitarbeitern und Kollegen aus dem Ausland.“

Um ihre Ziele zu erreichen, möchte Ana Santos Kühn die Bekanntheit ihrer Universität im Ausland steigern und bestehende Netzwerke in den USA und Asien nutzen. Dabei sieht sie Doktoranden, Postdocs, Professoren und Alumni als Botschafter ihrer Universität.

Die groß gewachsene, dunkelhaarige Frau hat keinerlei Zweifel daran, dass es gelingt, international renommierte Forscher und Forscherinnen ins Land und in die bayerische Metropole zu holen. „Die Exzellenzinitiative hat die Sichtbarkeit Deutschlands im Ausland erhöht. Wir haben hier nicht nur sehr gute Universitäten und gute Fördermöglichkeiten, sondern auch Kooperationsmöglichkeiten mit außeruniversitärer und Industrieforschung.“

Von der Grundlagenforschung ins Wissenschaftsmanagement gewechselt zu haben, hat sie nie bereut. Sie sieht sich als Dienstleisterin der Forschung. Was aber macht eine gute Wissenschaftsmanagerin aus? „Die Kunst, alle verwaltungstechnischen Aspekte und Formalitäten gut zu kennen und die Wissenschaftler professionell zu unterstützen“, lautet ihre Antwort.

In ihrer Freizeit liest die 45-Jährige gerne portugiesische Literatur. Vor zehn Jahren hat sie mit dem Reiten angefangen. Man müsse zeigen, dass man „der nette Boss, aber der Boss ist“, fasst sie ihre Erfahrungen mit den Vierbeinern zusammen. Wie schafft es die Mutter einer siebenjährigen Tochter, Familienleben und Beruf zu vereinbaren? „Es schadet nicht, wenn eine Mutter beruflich ein Vorbild ist.“ Ihre Strategie, damit die private Seite nicht zu kurz kommt: „Flexibel sein, ein gutes Netzwerk haben und bereit sein, zu ungewöhnlichen Zeiten zu arbeiten – und dafür im Ausgleich Freiräume für die Familie schaffen.“

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