SCHULE 16. Aug 2018 Ines Gollnick Lesezeit: ca. 4 Minuten

Die Lehrer lernen digital

Die Stadt Köln wird bis 2020 rund 2000 sogenannte interaktive Touch Panels für den Unterricht an städtischen Schulen anschaffen.

Die digitale Schultafel hat auch schon an einer Grundschule in Offenstetten in Bayern Einzug gehalten.
Foto: dpa- picture alliance/Armin Weigel

Die Touch Panels sollen die digitale Bildung in Köln voranbringen. Touch Panels sind mit Computern verbundene Displays, die über Berührungen gesteuert und über eine Internetverbindung mit Inhalten gefüllt werden. Für Thorsten Tiarks und Udo Heinrichs ist das Touch Panel, das neuerdings im „Technischen Klassenzimmer“ („Tekla“) im Amt für Schulentwicklung der Stadt Köln von Lehrkräften begutachtet werden kann, längst ein vertrautes Medium für den Unterricht. Tiarks, Leiter der Katholischen Grundschule am Altenberger Kreuz, und Heinrichs, Lehrer am Erich-Gutenberg-Berufskolleg, haben sich früher als andere für den Einsatz digitaler Technik im Unterricht stark gemacht. Sie sehen die Vorteile und schätzen sie. Das gilt bei weitem nicht für alle Lehrkräfte in der Domstadt. Deshalb gibt es nun Tekla, eine Art Prototyp des digitalen Klassenzimmers, in dem neugierige, kritische oder auch unsichere Lehrer im Vorfeld einer Neuanschaffung im wahrsten Sinne des Wortes ihre Berührungsängste aufgeben und Fragen stellen können.

In den nächsten drei Jahren sollen 2000 Klassenzimmer ein interaktives Touch Display erhalten. Sie werden die Kreidetafel Schritt für Schritt verdrängen. Das Geld dafür kommt aus dem Länderfördertopf „Gute Schule 2020“. Rund 18 Mio. € sollen in die Digitalisierung der Schule investiert werden. Grundsätzlich ist die Kommune für die Ausstattung der Schulen zuständig. Das Land Nordrhein-Westfalen kümmert sich um die Fortbildung der Lehrer. Damit das neue Lehren und Lernen gelingt, wird allerdings die Unterstützung der Schulen verbessert. Sie bekommen Einweisungen, Ansprechpartner und technische Hilfestellung.

Die Anforderungen an Medien im Unterricht ändern sich in rasantem Tempo. Schulen müssen darauf reagieren. Auch deshalb hat das Amt für Schulentwicklung diesen Showroom eingerichtet. Amtsleiterin Ulrike Heuer verwies bei der Vorstellung von Tekla darauf, dass die Touch Panels noch weitgehend unbekannt sind. Sie machte deutlich, dass die Diskussion, ob man diese überhaupt brauche, obsolet sei. Kinder würden digitale Medien nutzen. Sie gehörten zu ihrem Alltag. Schon Zweijährige könnten mit dem iPad umgehen. Das nordrhein-westfälische Schulministerium baue digitale Medien in die Lehrpläne ein. Deshalb bliebe es keinem Lehrer erspart, den Umgang damit zu erlernen.

Der Fehler der Vergangenheit, Technik anzuschaffen, die dann kein Pädagoge nutzt, wird sich jedoch nicht wiederholen. Es erfolgt keine standardmäßige Ausstattung aller Schulen und Klassenräume. Wenn die Schulen die Panels beantragen, müssen sie ein Medienkonzept vorlegen. Das heißt, das Kollegium hat sich Gedanken darüber gemacht, wie die sinnvolle Nutzung und Einbindung in den Unterricht erfolgen soll. Auch die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte muss gewährleistet sein. Erst wenn all das klar ist, werden die Panels montiert.

Die Touch Displays seien einfach zu nutzen, technisch zuverlässig und schnell verfügbar, hieß es bei der Präsentation im Tekla. Sie ersetzen langfristig deckenmontierte Beamer. Von den Lichtverhältnissen im Raum sind Touch Displays weniger abhängig und wartungsfrei. Ihr Einsatz macht die Anschaffung, Nutzung und Wartung mehrerer herkömmlicher Geräte wie Projektor, CD- und DVD-Player, Videorekorder und TV-Gerät überflüssig.

Doch klar ist auch, dass mit der neuen Anschaffung eine deutliche Aufstockung der technischen Serviceleistung für die Schulen verbunden ist. Der Kölner Schulsupport, den Netcologne im Auftrag der Stadt übernommen hat, wird um bis zu 10 000 zusätzliche Stunden im Jahr ausgebaut. Der Grundschulleiter Thorsten Tiarks nimmt allen Lehrkräften, die die Sorge um eine nicht funktionierende Technik umtreibt, den Wind aus den Segeln. Die Unterstützung durch Netcologne funktioniere gut. Reparaturen würden innerhalb von zwei bis drei Tagen erledigt. Auch mit dem Hochfahren der Geräte müsse sich keiner belasten. Sobald jemand den Klassenraum betrete, könne es losgehen. Tiarks kann nur Positives berichten. Mittlerweile sind die Displays in allen acht Räumen der Katholischen Grundschule am Altenberger Kreuz installiert. Jeder Lehrer nutzt es. Tiark ist wichtig, dass alle reflektiert mit dem Gerät umgehen.

Die Sorge von Eltern, dass in absehbarer Zeit nur noch digital unterrichtet wird, entkräftet er schnell. „Das Display ist nur eines von vielen Medien. Aber es hilft ungemein“, schwärmt der Pädagoge. Unterrichtsergebnisse können präsentiert und gespeichert werden. Man könne markern, mit Farben arbeiten, das Tafelbild speichern. Ein Arbeitsblatt könne entwickelt, dann an jeden gesendet und schließlich danach im Unterricht daran weitergearbeitet werden. Gerade Mathematik könne das digitale Werkzeug gut unterrichten. Tiarks wird nächstes Jahr an seiner Schule eine iPad-Klasse einrichten. Dann könne das Material von allen iPads auch anderen Schülern zur Verfügung gestellt werden.

Die Digitalisierung der Kölner Schulen werde das Buch nicht verdrängen, auch das selber Handeln und Denken nicht, aber die Interaktivität werde gesteigert. Tiark lässt keinen Zweifel daran, dass die Lehrkräfte gut ausgebildet sein müssen, um das Berührungsdisplay sinnvoll einsetzen zu können. Aber auch da sieht er kein Problem. An seiner Schule dienten Kollegen als Multiplikatoren, indem diese ihr erworbenes Praxiswissen weitergeben. Außerdem könne man externe Experten an die Schule holen oder die Angebote der NRW-Medienberatung nutzen. Auch Udo Heinrichs vom Erich-Gutenberg-Berufskolleg schätzt die Vorteile des digitalen Lehrens. Die Schule arbeitet zum Beispiel mit Sharepoint. In dem webbasierten Dienst von Microsoft werden die Materialien für alle Schüler zur Verfügung gestellt. Mit dem Touch Panel würden Arbeitsaufträge für zu Hause vorbereitet, die im Unterricht ergänzt werden. Es gebe Zusammenfassungen von Unterrichtsstunden, die raum- und zeitunabhängig von den Schülern genutzt und abgerufen werden könnten. So würde letztendlich das ganze Schuljahr protokolliert.

Das Amt für Schulentwicklung glaubt, mit dem Investitionsprogramm nicht nur technisch aufzuholen, sondern auch seinen bildungspolitischen Auftrag zu erfüllen, nicht zuletzt, weil es zwischen den einzelnen Stadtteilen in Köln ein soziales Gefälle gibt. Nicht jedes Kind wächst zu Hause mit digitalen Medien in gleicher Weise auf und wird dabei pädagogisch unterstützt, um medienkompetent zu werden. Die Installation der Touch Displays an allen Schulformen, die das digitale Lernen schulen, sei deshalb so wichtig, damit kein Kind als „digitaler Analphabet“ auf der Strecke bleibe.

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