VERKEHR 05. Jul 2019 Notker Blechner Lesezeit: ca. 3 Minuten

Bühne frei für die Roboter-Lkw

Um Betriebskosten zu senken, Staus zu vermeiden und die Sicherheit zu steigern, setzen die Nutzfahrzeughersteller und Zulieferer verstärkt auf autonomes Fahren.

Premiere in Hannover: Daimler zeigte auf der IAA Nutzfahrzeuge die limitierte Edition 1 seines neuen Actros. Das Sondermodell ist mit zahlreichen Assistenz- und Sicherheitspaketen bestückt.
Foto: Daimler AG

Was auf amerikanischen Highways schon fast alltäglich ist, könnte sich auch bald auf deutschen Straßen durchsetzen: die „Robo-Trucks“. Viele Nutzfahrzeughersteller und Start-ups arbeiten an autonom fahrenden Lkw. Kameras und Sensoren ersetzen den Fahrer. Dieser kann anderen Aktivitäten nachgehen. Die selbstfahrenden Lkw könnten laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers die Logistikkosten nahezu halbieren.

So gaben auf der gerade zu Ende gegangenen IAA in Hannover der Autozulieferer Conti und der Bremsenhersteller Knorr-Bremse eine Kooperation bekannt. Gemeinsam wollen sie Systeme für automatisiertes Fahren anbieten – zunächst für das Platooning (automatisierte Kolonnenfahrten) und später einzeln für die Autobahn. „Wir werden in den nächsten Jahren einen schrittweisen Übergang sehen von immer vielseitigeren Fahrerassistenzsystemen hin zu Fahrzeugen, die vorübergehend das Fahren komplett übernehmen und so die Fahrer für andere Aufgaben freimachen oder ihnen Ruhezeiten ermöglichen“, sagte Peter Laier, Vorstandsmitglied von Knorr-Bremse.

Wo die Reise hingehen könnte, demonstrierte Volvo auf der IAA. In Hannover zeigten die Schweden den Prototypen Vera – eine kabinenlose autonom fahrende Zugmaschine für Lkw-Auflieger. Sie könnte in Logistikzentren und in Häfen eingesetzt werden. Volvo setzt ebenso wie Scania in Minenwerken bereits autonom fahrende Lkw ein. In Schweden testet Volvo zusammen mit dem Entsorger Renova automatisierte Müllfahrzeuge.

Einen großen Schritt Richtung Robo-Truck machte Daimler auf der Messe in Hannover – mit dem neuen Actros. Sein Herzstück ist der Active Drive Assist, der teilautomatisiertes Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen ermöglicht. Es ist „das weltweit erste teilautomatisierte Assistenzsystem in einem Serien-Lkw“, betont Mercedes-Lastwagenchef Stefan Buchner. Es kann selbstständig bremsen, Gas geben und lenken. Die neue Kombination von Radar- und Kamerasystem sorgt für eine noch bessere Überwachung des Raums vor dem Fahrzeug.

Zum System gehören unter anderem ein Abstandshalteassistent, ein Spurhalteassistent sowie ein Bremsassistent, der den Fahrer unterstützt, wenn ein Auffahrunfall oder eine Kollision mit einer Person droht. „Bei automatisierten Lkw der Stufe 2 können wir nun den Schritt von der Vision zur Serienreife machen“, freut sich Martin Daum, Chef der Daimler Trucks & Buses.

Schon jetzt lässt Daimler in Nevada testweise Robo-Trucks über die Straßen rollen. Um die Technologie voranzubringen, hat der nach eigenen Angaben weltweit führende Lkw-Hersteller in Portland, USA, ein globales Kompetenzzentrum für automatisiertes Fahren eingerichtet.

Auf der New Mobility World im Rahmen der IAA spielte das Thema automatisiertes Fahren eine wichtige Rolle. Branchenexperten diskutierten über Sensoren, künstliche Intelligenz, Platooning sowie die Herausforderungen und Probleme des automatisierten Fahrens. „Mit autonomen oder teilautonomen Lkw können wir die Fahrer entlasten und Fahrzeuge und Betriebszeit besser auslasten“, schwärmte Andreas Renschler, Chef der VW-Nutzfahrzeugsparte, die jetzt Traton heißt.

Großes Potenzial für selbstfahrende Fahrzeuge liegt auch im innerstädtischen Transportverkehr. Renault enthüllte auf der IAA die Studie EZ-Pro für autonom und elektrisch fahrende City-Transporter. Die E-Lieferwagen könnten autonom in einer Kolonne hintereinanderfahren. Für die letzte Meile könnte sich dann jeder Wagen einzeln abkoppeln und individuell sein Ziel ansteuern. Bis sie auf den Markt kommen, dürfte es aber noch einige Jahre dauern.

Deutlich weiter ist der Zulieferer ZF. In Hannover zeigten die Friedrichshafener den Innovation Van, der Ampeln und Verkehrszeichen selbstständig erkennen, die Spur ohne Markierung halten und Baustellen umfahren kann. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll der autonome Transporter in die Serienreife kommen, verspricht ZF.

Daimler arbeitet ebenfalls an einem Transporter ohne Fahrer. Die Schwaben stellten ihr Konzept Vision Urbanetic, eine autonome Fahrplattform für den Güter- und Personentransport vor. Auf der elektrisch angetriebenen Plattform lässt sich entweder eine Passagierkabine oder ein Container zum Lastentransport aufsetzen.

Mehrere Modelle, die auf der IAA enthüllt wurden, sind vollgepackt mit Assistenzsystemen, die teilautonomes Fahren ermöglichen. So hat der neue Combo von Opel einen Frontkollisionswarner, eine Fußgängererkennung, eine Verkehrsschilderkennung, einen Toter-Winkel-Warner, einen Flankenschutz und einen Spurhalteassistenten. Mit dem Combo wollen die Rüsselsheimer im deutschen Van-B-Segment angreifen. Bisher dominiert dort weltweit VW.

Beim neuen Elektro-Stadtbus e-Citaro von Daimler kommen ebenfalls einige neue Assistenzsysteme zum Einsatz. Der Bremsassistent reagiert erstmals auch auf Fußgänger. Beim Abbiegen warnt das Assistenzsystem vor Radfahrern und anderen Hindernissen.

Um Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Radfahrern oder Fußgängern zu vermeiden, arbeitet Conti an einer neuen Generation des Rechtsabbiegeassistenten. Künftig soll künstliche Intelligenz helfen, das Verhalten von Fußgängern und Radfahrern sicher abzuschätzen. Auf der IAA ließ sich ein erster Blick auf den Rechtsabbiegeassistenten der Zukunft erheischen.

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