GEBÄUDETECHNIK 10. Aug 2017 Fabian Kurmann Lesezeit: ca. 4 Minuten

Hüter der Elbphilharmonie

Wenn Staatsmänner dinieren und Stars Konzerte geben, wachen die Gebäudemanager der Elbphilharmonie über den sicheren Betrieb.

Wasser marsch: In dieser Sprinklerzentrale wird das Löschwasser im Gebäude verteilt. Die Hydranten werden regelmäßig gewartet.
Foto: Fabian Kurmann

Die Hamburger Elbphilharmonie ist ein edles Pflaster. Doch abseits des Parkettbodens, der großen gewölbten Glasscheiben und des Konzertsaals besitzt der repräsentative Bau noch eine zweite Seite, die Besucher im Normalfall nicht zu sehen bekommen. Diese ist zwar weniger glamourös, aber ebenso interessant.

Die Rede ist von Räumen mit riesigen Dieselmotoren, Kältemaschinen und Lüftungsanlagen, Räumen mit Tausenden Litern Wasser. Um diese technische Gebäudeausrüstung (TGA) der Elbphilharmonie kümmern sich Objektleiter Bernd Rahn und sein Team vom französischen Dienstleister Spie.

Ihr Hauptquartier liegt im zweiten Obergeschoss des Parkhauses. Hier parken glänzende Autos für 4 € pro Stunde. Wer in die Zentrale des TGA-Gebäudemanagements will, muss aber nach einer unscheinbaren Tür in der Betonwand Ausschau halten.

Im Büro dahinter steht auf einem der Schreibtische eine Wand aus sechs Monitoren, auf denen die Daten der Elbphilharmonie-Gebäudetechnik zusammenfließen.

Mit wenigen Klicks weiß Rahn etwa, dass die Elbe an diesem Nachmittag 21,6 °C hat oder dass im großen Saal gerade kein Konzert stattfindet. „Nur Bühne“ sagt die Anzeige der Lüftung, das heißt, im Saal wird zurzeit nur die Bühne genutzt.

Tatsächlich proben die Musiker an diesem Tag für ein Konzert zu Ehren der Polizisten, die beim G20-Gipfel im Einsatz waren. Es wird ein Klassikkonzert, diesmal aber mit weniger Prominenz als während des Gipfels eine Woche zuvor.

Der Kontakt zu Berühmtheiten gehört in der Elbphilharmonie zum Job des Gebäudemanagers. Neben Musikstars sind auch wichtige Persönlichkeiten regelmäßig zu Besuch. Der Kanzlerin Angela Merkel hat Rahn bereits zweimal die Hand geschüttelt. Und vor Kurzem saßen mit Vladimir Putin, Donald Trump und Xi Jinping drei der mächtigsten Männer unweit von seinem Schreibtisch. Rahn arbeitet gerne hier und er gibt zu: „Ein bisschen Stolz ist schon dabei.“

Wenn Veranstaltungen länger dauern als geplant, klingeln die Telefone seines Teams. „Beim G20-Gipfel hieß es dann: ‚Wir sind noch beim Abendessen‘“, sagt Rahn. „Dann verlängern wir einfach die geplante Laufzeit der Anlagen.“

Damit meint er zum Beispiel die Klimatisierung. Eine Besonderheit der Elbphilharmonie ist, dass sie ähnlich wie Kraftwerke durch Elbwasser gekühlt werden kann. Allerdings nur, solange die Temperatur der Elbe weniger als 24 °C beträgt. Sonst muss zum Schutz der Umwelt auf Wasser aus bis zu 175 m tiefen Brunnen der Stadt umgeschaltet werden. Das Wasser dort hat nur zwischen 9 °C und 12 °C. „Damit könnten wir maximal zwei bis drei Monate am Stück kühlen“, sagt Rahn. Grund sei die begrenzte Wassermenge. Bisher habe man aber längstens 14 Tage so gekühlt.

Die Kälte erzeugen zwei riesige Maschinen mit je 2200 kW Leistung. „Wenn alle Ventile geöffnet werden, mit einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,7, bräuchte man im Gebäude maximal 4300 kW an Kälteleistung“, sagt der Objektleiter. Der Gleichzeitigkeitsfaktor berücksichtigt, dass nie alle Räume gleichzeitig mit voller Leistung gekühlt werden. Die dafür nötige maximale Kälteleistung läge etwa ein Drittel über der installierten. Ähnlich sieht es bei der Wärmeleistung von 6078 kW durch den Fernwärmeanschluss aus.

Rahn ist studierter Elektroingenieur und ist bis zur Wende als Technischer Offizier für die Deutsche Seerederei Rostock zur See gefahren. Nach dem Fall der Mauer wechselte er aufs Festland, nahm als Ingenieur für Regelungstechnik Anlagen in Betrieb und war als Bauleiter Lüftung etwa bei der Axel-Springer-Druckerei in Spandau und beim Verlagsgebäude in Hamburg tätig.

„Ich sehe heute jedes Gebäude wie ein Schiff, nur ohne Hauptmaschine“, sagt er. Für die Notstromversorgung hat die Elbphilharmonie zwei Dieselgeneratoren. Sie stehen ähnlich wie beim Schiff nicht im Keller, sondern erhöht, im dritten und vierten Obergeschoss. Ein grüner Sechszylinder und ein blauer Zwölfzylinder. „Wenn die Dieselgeneratoren bei der Wartung zerlegt werden, juckt es mich noch in den Fingern“, gesteht Rahn.

Die Motoren sind warm. Sie werden elektrisch vorgeheizt, um bei Bedarf sofort anzuspringen. In einem monatlichen Funktionstest müssen sie für eine Stunde fehlerfrei laufen. Sowohl die Aufzüge, die großen Rolltreppen, die Überdruckbelüftung der Treppenhäuser als auch die Pumpen der Löschanlagen können über Notstrom laufen.

In der Elbphilharmonie gibt es unterschiedliche Löschsysteme. Im größten Konzertsaal kommt eine Hochdruck-Nebellöschanlage zum Einsatz. Im Brandfall drücken sechs 30-kW-Pumpen in einer separaten Pumpenstation mit bis zu 65 bar Löschwasser Richtung Konzertsaal. „Um Wasserschäden im großen Saal gering zu halten, wurde er in verschiedene Löschbereiche unterteilt, die einzeln auslösen“, sagt Rahn.

Eine von drei Sprinklerzentralen liegt einige nüchterne Gänge und eine Fahrt mit dem Lastenaufzug entfernt. Teile der Decken und Wände sind mit roten Wasserrohren und Hydranten bestückt. Sie versorgen im Brandfall die über 10 000 im Gebäude verbauten Sprinkler.

Als Löschwasserreservoirs dienen zwei Räume im elften Obergeschoss, die zusammen 3000 l Löschwasser fassen. Die Pumpen hier arbeiten mit niedrigerem Druck. Sie könnten zwar 15 bar liefern, die Gebäudemanager haben sie jedoch auf die vorgeschriebenen 5 bar für Sprinkler eingestellt.

Die Nachweise, dass in der Gebäudetechnik der Elbphilharmonie alles nach Vorschrift läuft, stehen in den Aktenschränken neben Rahns Schreibtisch. Hier lagern unzählige Wartungsprotokolle – etwa der Rolltreppen, der Pumpen, der Parkhauslüftung und der Aufzüge, aber auch der gläsernen Außenhaut.

Letztere überprüfen die Fassadenkletterer des Reinigungsteams für Rahn auf ihrer Klettertour. „Die Scheiben der Elbphilharmonie gehen normalerweise nicht kaputt“, sagt Rahn. Außer kürzlich beim G20-Gipfel, wo die erste ausgetauscht werden musste. Die Ursache rekonstruierten Ballistiker mit Laserstrahlen: ein Angriff mit Stahlkugel und Zwille von einem Nachbargebäude.

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