Anzahl der Keime auf Oberflächen reduzieren
Der VDI-Statusreport zur Anwendung antimikrobieller Oberflächen bei der Infektionsprävention hat große Resonanz. Jetzt ist er auch in Englisch verfügbar.

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Der VDI-Fachbereich Medizintechnik hat 2020 einen Statusreport veröffentlicht, in dem der aktuelle Stand antimikrobieller Oberflächentechnologien zur Infektionsprävention beschrieben ist. Darüber hinaus ist darin der Einsatz von Werk- und Wirkstoffen sowie von Prüfverfahren zur mikrobiellen Belastung von Oberflächen dargestellt. Aufgrund der überaus großen Resonanz in der Fachwelt wurde der Statusreport jetzt auch in Englisch herausgegeben.
Häufig berührte Flächen und Objekte wie Arbeitstische oder Displays sind eine wesentliche Quelle für die Verbreitung von Krankheitserregern. Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen sind daher absolut empfehlenswert, um sich vor Ansteckung zu schützen. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit des Schutzes: Antimikrobielle Technologien und Werkstoffe können die Verbreitung auf diesem Übertragungsweg eindämmen oder sogar verhindern.
Antimikrobielle Oberflächen ersetzen Reinigung und Desinfektion nicht
Antimikrobielle Oberflächen sind insbesondere in hygienesensiblen Bereichen sinnvoll, beispielsweise bei Oberflächen von medizintechnischen Geräten und Bedarfsgegenständen in Krankenhäusern sowie in Einrichtungen des ambulanten Gesundheits- und Sozialwesens. Hinzu kommen Oberflächen im öffentlichen Raum, im Lebensmittelsektor und in der Tierhaltung. „Generell gilt für antimikrobielle Oberflächen: Sie dienen zur Ergänzung der Flächenhygiene und ersetzen die einrichtungsspezifischen Hygienemaßnahmen wie Reinigung und Desinfektion nicht“, sagt Prof. Dr. med. Clemens Bulitta vom Institut für Medizintechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden und Vorsitzender des VDI-Fachausschusses „Management hygienisch relevanter Flächen in medizinischen Einrichtungen“.
Der häufigste Übertragungsweg von Erregern ist über die Hände durch Berührung. Daher ist die viel kommunizierte Händehygiene gerade in Zeiten der Coronapandemie von so großer Bedeutung. Neben der Händehygiene macht aber natürlich auch eine entsprechende Reinigung und Desinfektion Sinn.
Da diese aber nur zum Zeitpunkt der Reinigung und Desinfektion wirkt und nicht dauerhaft, wird sehr intensiv an weiteren Möglichkeiten wie antimikrobiell wirksamen Oberflächen bzw. Oberflächenbeschichtungen geforscht.
Stand der Technik und regulatorische Rahmenbedingungen
Der VDI-Statusreport beschäftigt sich neben dem aktuellen Stand der Technik auch mit den rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Prüfung der produkt- und anwendungsspezifischen Wirksamkeit der Technologien und Maßnahmen.
Die derzeitigen Vorgaben werden jedoch den Anforderungen vor allem aus der klinisch-infektiologisch relevanten Sicht nicht ausreichend gerecht: So ist es bisher meist nicht möglich zu prüfen, inwiefern antimikrobielle Produkte zur Unterbrechung von Infektionsketten unter Realbedingungen beitragen.