Die wichtigsten Themen des VDI 2020
Ob Energiewende oder Mobilität der Zukunft – die Zusammenarbeit mit den Bezirksvereinen und Landesverbänden vor Ort ermöglicht eine gestaltende Rolle.

Ralph Appel, Direktor des VDI, blickt optimistisch auf das neue Jahr. Der Dialog mit der Politik soll durch neue Formate gestärkt werden.
Foto: © catrin moritz
Der VDI startet mit viel Power und Engagement in das neue Jahr 2020. Neben den vielen technischen Fragen, die von unseren mehr als 600 Gremien deutschlandweit bearbeitet werden, beschäftigen wir uns vor allem mit der Energiewende und dem Klimawandel. Diese Themen werden uns – auch über das Jahr hinaus – in zentraler Weise begleiten. Der Deutsche Bundestag hat erste Gesetze für das Klimapaket der Regierung auf den Weg gebracht – unter anderem einen CO2-Preis für fossile Brennstoffe, billigere Bahntickets, eine höhere Flugsteuer und die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung. Auch die Umstellung des bisherigen Energiesystems, in dem jederzeit entsprechend der Nachfrage Strom und Wärme produziert werden können, auf fluktuierende erneuerbare Quellen wie Wind und Sonne stellt Herausforderungen an alle Akteure.
Gefordert sind nicht nur die politischen Entscheidungsträger, die die rechtlichen Randbedingungen setzen müssen. Auch die Wissenschaftler, die die Systeme entwickeln, und besonders wir Ingenieurinnen und Ingenieure, die dies alles realisieren, sind gefragt. Wie wir Ingenieurinnen und Ingenieure unseren Beitrag hierbei wertvoll einbringen können, hat für den VDI in diesem Jahr höchste Priorität. Wir werden uns konstruktiv in diesen Transformationsprozess einbringen und haben dazu unsere Mitglieder nach ihren Einschätzungen zur Bewältigung der Energiewende gefragt. Die Ergebnisse werden wir im Februar der Öffentlichkeit vorstellen.
Fokusthema zirkuläre Wertschöpfung
Ein weiteres Fokusthema für den VDI ist die zirkuläre Wertschöpfung, die auch einen starken Bezug zum Klimawandel hat. Weltweit wächst das Bewusstsein, dass Werkstoffe nicht endlos aus Primärrohstoffen gewonnen werden können. Trotzdem werden Produkte nach ihrer Nutzungsphase bisher kaum erneut genutzt. Die Wiederverwertung von Seltenen Erden liegt beispielsweise bei unter 1 %. Ein nicht akzeptabler Zustand. Eine Aufgabe der Ingenieurinnen und Ingenieure ist es daher, den Wert von Materialien durch zirkuläre Wertschöpfung zu erhalten und nach ihrer Verwendung einem neuen Wertschöpfungskreislauf zuzuführen. Der VDI wird hierfür in 2020 anhand von Beispielen, Publikationen, Veranstaltungen und Aktionen versuchen, das Bewusstsein dafür bei Industrie, Wissenschaft, Politik und Verbrauchern zu schärfen.
Ein drittes großes Thema für den VDI ist die Mobilität der Zukunft. Damit autonomes Fahren in einigen Jahren erfolgreich gelingt, bedarf es neben dem Technologiefortschritt in der Automobilindustrie auch einer starken Einbindung in die Entwicklung der Städte zu Smart Citys. Hier ist eine enge Abstimmung zwischen der Innovationsentwicklung, dem Städtebau, der ÖPNV-Entwicklung sowie den Bedürfnissen städtischer Bürgerinnen und Bürger unumgänglich. An dieser Stelle ist auch die Politik gefragt, um die Interessenaushandlungen zu unterstützen. Der VDI sucht gezielt den Dialog mit der Politik im Rahmen neuer Veranstaltungsformate. Einen ersten erfolgreichen Auftakt dazu gab es bereits im Dezember auf dem Policy Forum „Automatisiertes Fahren in der Smart City“ in Berlin.
Einheitliche Ingenieursausbildung in Deutschland
Auch die Bildungs- und Berufspolitik spielt für den VDI weiterhin eine zentrale Rolle. Aktuell beschäftigt uns das Musteringenieurgesetz (MIngG), das klar definiert, wann ein*e Ingenieur*in sich Ingenieur*in nennen darf und relevante Inhalte für die Ingenieurausbildung vorschlägt. Dabei hat das Gesetz ein Ziel im Blick: eine länderunabhängige einheitliche Umsetzung, die eine gleichermaßen anerkannte Ingenieurausbildung von Nord nach Süd und von West nach Ost garantiert. Wie genau das MIngG umgesetzt wird, liegt allerdings derzeit bei den Bundesländern. Das sieht der VDI als problematisch an und fordert daher nachdrücklich die Eins-zu-Eins-Umsetzung des MIngG in der Fassung vom Juni 2018 in das Landesrecht aller Bundesländer. Eine bundesweit möglichst einheitliche Regelung ist notwendig, um der bestehenden Verunsicherung am Arbeitsmarkt und bei den Absolventinnen und Absolventen ein Ende zu setzen.
Ich bin überzeugt, dass der VDI in enger Zusammenarbeit mit den Bezirksvereinen und Landesverbänden vor Ort bei all diesen Themen auch 2020 eine gestaltende Rolle wahrnehmen wird und freue mich in diesem Sinne mit unseren Mitgliedern auf ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2020.