VDI-Policy Forum 14. Jan 2021 Von Nadine Freimuth

Ohne Sektorintegration keine erfolgreiche Energiewende

Rund 500 Teilnehmer verfolgten den Livestream mit sechs Experten im Dezember und nahmen per Chat an der Diskussion teil.

Der Bedarf an erneuerbaren Energien wird weiter steigen.
Foto:panthermedia.net/vencav

Ein Energiesystem, das künftig auf erneuerbaren Energien basieren soll, kann nur mithilfe der Sektorkopplung nachhaltig und effizient sein und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleisten. Das ist das Fazit des zweiten VDI-Policy Forums, bei dem am 17. Dezember 2020 sechs Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im digitalen Studio über Voraussetzungen, Lösungswege und konkrete Beispiele der Sektorkopplung diskutierten.

Den Livestream verfolgten rund 500 Teilnehmer, die sich per Chat an der Diskussion beteiligen konnten. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss das Energiesystem in Deutschland grundlegend transformiert werden. Als zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende gilt dabei die Integration der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität.

Lösungspfade im Dialog erörtern

Das machte auch VDI-Direktor Ralph Appel in seiner Begrüßung beim VDI-Policy Forum deutlich und betonte dabei die Rolle der Ingenieurinnen und Ingenieure, die die Energiewende letztlich ermöglichen und umsetzen. Deshalb sei es wichtig, verschiedene Maßnahmen und Lösungspfade darzustellen und im Dialog zu erörtern. Mit dem Format bietet der VDI allen beteiligten Akteuren eine Plattform, um gemeinsam Handlungsbedarfe zu sichten und zu diskutieren.

Es herrscht weitgehend Einigkeit, dass die Energiewende ohne Sektorkopplung nicht vollständig gelingen wird. Trotzdem kommen die Vorbereitungen nicht ausreichend voran. Woran das liegt und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, war Thema der Diskussionsrunde des zweiten VDI-Policy Forums. Ziel der Sektorkopplung ist es, durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien die Dekarbonisierung in den Sektoren Mobilität, Wärme und Industrie zu ermöglichen.

Bedarf an erneuerbaren Energien wird steigen

Infolgedessen wird der Bedarf an erneuerbaren Energien künftig steigen. Dem stimmte auch Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung II Energiepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, zu und betonte im weiteren Verlauf die Notwendigkeit eines zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Wie groß der Bedarf tatsächlich sein wird, ist abhängig vom Niveau der Elektrifizierung, des Imports chemischer Energieträger und der Energieeffizienz.

Sektorkopplung ist mehr als die Elektrifizierung aller Verbrauchsbereiche. Vielmehr könnte sie dazu beitragen, dass Energiesystem insgesamt zu optimieren und den Anteil an erneuerbaren Energien maßgeblich zu steigern. Sektorkopplung bedeutet nicht zuletzt auch, das Zusammenspiel verschiedener Akteure zu ermöglichen, neue sektorübergreifende Geschäftsmodelle zu entwickeln und die bisherigen Barrieren zwischen Akteuren, Märkten, Branchen und Infrastrukturen zu überwinden.

Sektorkopplung ist schon heute technisch möglich

Dass Sektorkopplung schon heute technisch umsetzbar ist, zeigte Ralf Klöpfer, Vorstand Mannheimer Energieversorger MVV, mit dem smarten Quartier Franklin. Neben dezentralen Wärmespeichern, Ladesäulen und Smart Metern wird dort zur Energieversorgung auch die Abwärme aus den Mannheimer Kohlekraftwerken am Rhein genutzt.

„Die notwendigen Technologien sind vorhanden“, hob auch Harald Bradke, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt, hervor. „Das allein wird aber nicht ausreichen. Wir müssen auch unser Verhalten langfristig verändern, z. B. was Mobilität betrifft. Die Technologien müssen darüber hinaus auch tatsächlich zum Einsatz kommen. Dafür braucht es Anregungen und Anreize, vor allem durch die Politik“, ergänzte er.

Politik kann Anreize schaffen

Anreize kann die Politik mit einem regulatorischen Rahmen schaffen, in dem erneuerbare Energien und Energieeffizienz die wirtschaftlich attraktivste Option sind. Hierin waren sich die beiden Bundestagsabgeordneten Ingrid Nestle, Bündnis 90/Die Grünen, und Carsten Müller, CDU/CSU, sowie Felix Matthes vom Öko-Institut einig. Eine Anpassung muss demzufolge dort diskutiert werden, wo bestehende Abgaben, Steuern und Umlagen dazu führen, dass die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit der Sektorkopplung nicht gegeben ist. Eine Reihe von Ausnahmeregelungen und auf einzelne Branchen fokussierte Lösungen sind dafür wenig zielführend. Vielmehr benötigt es nach Ansicht der Podiumsdiskutanten einen ganzheitlichen Ansatz.

Eine zunehmende Anzahl an unterschiedlichen Akteuren im Energiesystem erfordert eine strukturierte Interaktion mittels Datenmodellen und Datenübertragungsmechanismen. Auch werden viele sektorübergreifende Potenziale erst durch den Einsatz digitaler Systeme und Technologien ermöglicht, beispielsweise durch ein intelligentes Lastmanagement oder den Einsatz von Smart Metern. Die Digitalisierung ist deshalb das Rückgrat, ohne die eine Integration der Sektoren nicht funktionieren wird.

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