IAB mit neuer Prognose 24. Apr 2020 Von Claudia Burger

2,5 Mio. Kurzarbeiter, 3 Mio. Arbeitslose

Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet im Jahresschnitt 2,5 Mio. Kurzarbeiter. Zudem prognostiziert das Institut einen Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 8,4 %. In der Spitze rechnet das IAB mit 3 Mio. Arbeitslosen.


Foto: PantherMedia / Shao-Chun Wang

„Die deutsche Wirtschaft stürzt in die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte“, heißt es in dem Bericht des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit. „Die Werte fallen deutlich drastischer aus als in den Frühjahrsprognosen vom März dieses Jahres, als etliche Informationen, etwa zum Fortgang der Eindämmungsmaßnahmen, zum Produktionsstopp in der Automobilindustrie, zur Aussetzung der Vermögensprüfung in der Grundsicherung und zu vielen internationalen Entwicklungen, noch nicht verfügbar waren“, räumt das Institut ein. Diese Prognosen waren noch davon ausgegangen, dass der Wirtschaftseinbruch kürzer und weniger heftig ausfallen würde. Es könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass die Situation in der Weltwirtschaft zu einer systemischen Krise eskaliert. Ein solcher Fall werde in der vorliegenden Vorausschau aber nicht betrachtet.

Die Annahmen über die weitere Entwicklung sind mit hoher Unsicherheit behaftet

„Wir treffen für die vorliegende Vorausschau die Grundannahme, dass die Öffnung Schritt für Schritt bis zum Jahresende erfolgt. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Ausbreitung des Virus dadurch hinreichend unter Kontrolle gehalten werden kann, um neuerliche Eindämmungsmaßnahmen zu vermeiden, aber Auflagen wie das Abstandsgebot fortbestehen. Entsprechend der Bund-Länder-Vereinbarung vom 15. April dieses Jahres wird für große Teile des Einzelhandels, den Kfz-Handel und das Friseurgewerbe ein wesentlicher Öffnungsschritt Ende April/Anfang Mai berücksichtigt. Der Produktionsstopp in der Automobilindustrie wird bis Mitte Mai zurückgefahren. Einzelne Bereiche wie Großveranstaltungen können allerdings auch zum Jahresende noch stark eingeschränkt sein“, heißt es im Bericht. Die Investitionstätigkeit werde sowohl aufgrund der extrem hohen Unsicherheit als auch aufgrund der einbrechenden Kapazitätsauslastung stark zurückgehen. „Hier orientieren wir uns an der Finanzkrise der Jahre 2008/2009, in der die Ausrüstungsinvestitionen um 20,7 % und die Bauinvestitionen um 3,5 % gesunken waren. Wir gehen davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte ein staatliches Konjunkturprogramm im Umfang von einigen Prozent des Bruttoinlandsprodukts geben wird, das verhindert, dass der Investitionsrückgang trotz der größeren Dimension der Krise noch höher ausfällt als 2009“, so die Autoren der Studie. Beim weltweiten Handelsvolumen geht das IAB von einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel aus. Die Welthandelsorganisation hält in einem Negativszenario sogar Rückgänge um mehr als 30 % für möglich. Die deutschen Exporte würden dabei stärker sinken als die Importe. „Unter diesen Voraussetzungen erwarten wir für das Jahr 2020 in Deutschland eine Schrumpfung des realen BIP von 8,4 % (mit einem Kalendereffekt von +0,4 Prozentpunkten aufgrund der höheren Zahl an Arbeitstagen). Der Einbruch im zweiten Quartal liegt bei 14,6 %. In der Folge kommt eine Erholung in Gang, das BIP im zweiten Halbjahr 2020 liegt aber immer noch um 6,8 % unter dem Wert des Vorjahreszeitraums“, heißt es im Bericht.

Der Arbeitsmarkt gerät massiv unter Druck

Der plötzliche und gravierende Einbruch der Wirtschaftsleistung setzte den Arbeitsmarkt massiv unter Druck. Dabei seien viele verschiedene Branchen von den Auswirkungen betroffen. Entscheidend für die weitere Entwicklung sei, inwieweit der Arbeitsmarkt diesem immensen Druck standhalten kann. Die umfassenden politischen Stützungsmaßnahmen für Betriebe und Beschäftigung seien dafür unverzichtbar. Gerade angesichts der gestiegenen Knappheit am Arbeitsmarkt scheuten viele Betriebe auch in konjunkturellen Schwächephasen davor zurück, Personal abzubauen. „Wesentlich unterstützt wird eine solche Strategie durch die deutlich erleichterte Kurzarbeit. Insofern ist davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt nicht im selben Maße einbrechen wird wie die Konjunktur.“ Dennoch sei mit deutlichen Verschlechterungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zu rechnen. Insgesamt werde die Zahl der Erwerbstätigen der Vorausschau zufolge in den kommenden Monaten um rund 1 Mio. Personen sinken. „Im Zuge der angenommenen schrittweisen Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit macht die Erwerbstätigkeit im späteren Jahresverlauf wieder mehr als die Hälfte der vorherigen Rückgänge wett. Im Jahresdurchschnitt 2020 ergibt sich ein Minus von 470 000 Personen“, heißt es im IAB-Bericht. Die Zahl der Arbeitslosen werde auf Basis der Vorausschau in den nächsten Monaten auf über 3 Mio. steigen. Im Zuge der angenommenen Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit mache sie im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wieder gut die Hälfte des vorherigen Anstiegs wett. Für den Jahresdurchschnitt 2020 ergebe sich eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 520 000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt erwartet das IAB im Jahresdurchschnitt rund 2,5 Mio.Kurzarbeiter. Die Kurzarbeit werde weit stärker zunehmen als die Arbeitslosigkeit.

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