Autobauer kapitulieren vor Corona
Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall, Ford, Fiat Chrysler, Renault, Nissan, Volkswagen und die meisten seiner Marken, Daimler ...

Foto: panthermedia.net/chesky_w
Die Coronavirus-Pandemie trifft das Herzstück der deutschen Industrie: die Automobilbranche und ihre Zulieferer. Europaweit werden ganze Werke geschlossen. Spätestens ab nächster Woche stehen die Montagebänder größtenteils still.
Im VW-Konzern soll am morgigen Freitag die letzte Schicht laufen, ließ der Betriebsrat in Wolfsburg am Dienstag verlauten. Die Folgen lassen sich nach Angaben von Unternehmenssprechern derzeit „nicht seriös beantworten“, heißt es beim Konzern. Allerdings sieht man in Wolfsburg die Pläne nicht in Gefahr, das Elektroauto ID.3 im Sommer auszuliefern. Auch die VW-Töchter Audi, Skoda und Seat folgen dem Beispiel des Mutterkonzerns.
Auch bei Daimler hat man sich entschlossen, den Großteil der Produktion sowie die Arbeit in ausgewählten Verwaltungsbereichen in Europa für zunächst zwei Wochen zu unterbrechen. Der Konzern orientiere sich dabei an den Empfehlungen der internationalen, nationalen und lokalen Behörden. Die Unterbrechung betrifft europäische Pkw-, Transporter- und Nutzfahrzeug-Werke des Unternehmens. Eine Verlängerung dieser Maßnahmen hängt laut Daimler von der weiteren Entwicklung ab.
BMW gab am Mittwoch bekannt, dass mit sofortiger Wirkung die europäischen Werke der Münchner für zunächst vier Wochen stillstehen werden. Auch das Werk in Rosslyn (Südafrika) sei betroffen. Vereinbarungen zur Kurzarbeit hat BMW arbeitnehmerfreundlich geregelt: Danach soll das das Nettoeinkommen eines Tarifmitarbeiters bei BMW auch bei Kurzarbeit mindestens 93 % des üblichen Niveaus betragen.
Bei PSA und dessen Marken Citroën, DS, Opel, Peugeot und Vauxhall stehen die Bänder bereits still. In Saragossa – wo der Opel Corsa-e gebaut wird – ebenso wie die beiden Opel-Werke in Rüsselsheim und Eisenach sowie Werke in Großbritannien, Polen und der Slowakei. Am Mittwoch folgen drei weitere Werke, bis am Donnerstag auch Luton (GB) und Trnava in der Slowakei schließen.
Der französische PSA-Konkurrent Renault hat bereits alle französischen Werke geschlossen – betroffen sind Renault-Angaben zufolge 18 000 Mitarbeiter an zwölf Standorten. Renault will die Produktion wieder anlaufen lassen, „sobald die Bedingungen dies zulassen“.
Auch Ford stellt seine Produktion in Europa vorerst ein. Seit dem heutigen Donnerstag stehen an den deutschen Standorten in Köln und Saarlouis sowie an anderen Standorten in Europa wie in Valencia die Bänder still. Nach Angaben von Ford weiß man noch nicht, wie lange der Produktionsstopp anhalten wird.
Fiat Chrysler Automobiles (FCA) schließt die meisten Werke in Europa. Auch die Maserati-Produktion ist davon betroffen. Sechs FCA-Produktionsstätten sollen bis Ende März in Italien geschlossen bleiben, ebenfalls je ein FCA-Werk in Serbien und Polen.
Bei Porsche läuft hingegen – Stand heute (11 Uhr) – die Produktion weiter.
Auch Zulieferer leiden
PSA sagte zum Produktionsstopp, dass nicht nur die Zahl der Corona-Erkrankten im Konzern steige, sondern sprach auch ganz offen von „Lieferschwierigkeiten bei mehreren wichtigen Lieferanten“.
Ob Michelin dazu gehört, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass der französische Reifenhersteller aktuell seine Produktion in 21 Werken bis mindestens Ende der Woche eingestellt hat. Eine Verlängerung ist nach Michelin-Angaben möglich.
Bei Zulieferer Mahle laufe die Produktion in Cannstatt und Feuerbach zwar weiter, am Standort Kornwestheim wurden die Mitarbeiter jedoch nach Hause geschickt.
Continental hingegen gab bekannt, dass die Zahl der Corona-Infizierten im Konzern weltweit im unteren einstelligen Bereich sei. Daher sei eine vorübergehende Schließung von Werken eine Ultima Ratio und erfolge nur in Extremfällen sowie auf behördlichen Beschluss. Die Gesundheit der Mitarbeiter habe jedoch oberste Priorität und man handele entsprechend mit Bedacht.
Bei ZF setzt man seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf eine globale Taskforce, um je nach Lage entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Beschränkungen des Verkehrs und Kontrollen an den Grenzen erschweren oder verzögern ZF-Angaben zufolge die Warenlieferungen.
Bei Bosch sind – Stand heute – keine Produktionsschließung geplant. Auch Lieferketten seien noch nicht betroffen. Der Konzern stehe mit Zulieferern, Kunden, Partnern und Lieferanten im regelmäßigen Austausch und könne dynamisch auf sich verändernde Bedingungen reagieren. Auch bei Schaeffler läuft die Produktion weiter. Zwar gebe es im Konzern fünf Infizierte in Deutschland, doch mit internen Maßnahmen wie Homeoffice sowie Besucher- und Dienstreisestopp will man eine weitere Ausbreitung des Virus eindämmen und die Produktion aufrechterhalten.
Nicht nur Europa betroffen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie betreffen nicht nur die europäische Automobilindustrie. So musste Elon Musk sein Tesla-Werk in Kalifornien nahe San Francisco (Alameda County) schließen. Grund ist eine seit Dienstag verhängte Ausgangssperre für rund 7 Mio. Bewohner der Region, die nur Arbeitnehmer in „unentbehrlichen Branchen“ ausnimmt. Das Tesla-Werk gehört nicht dazu.