Lange Fehlzeiten wegen Covid-19
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten innerhalb von neun Monaten seit ihrer Krankenhausbehandlung wegen Covid-19 durchschnittlich 61,4 krankheitsbedingte Fehltage – viermal so viele wie der Durchschnitt der Erwerbstätigen.

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, haben während eines Zeitraums von neun Monaten seit ihrer Klinikaufnahme im Durchschnitt mehr als zwei Monate an ihrem Arbeitsplatz gefehlt. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der Krankmeldungen der 14,7 Mio. AOK-versicherten Erwerbstätigen.
Die etwa 2600 AOK-versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in die Langzeitauswertung einbezogen wurden, hatten innerhalb der betrachteten neun Monate seit der Krankenhausbehandlung wegen Covid-19 durchschnittlich 61,4 krankheitsbedingte Fehltage – und damit viermal so viele wie der Durchschnitt der Erwerbstätigen mit 15 Fehltagen. Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO: „Die Ergebnisse zeigen, dass eine schwere Covid-19-Erkrankung auch mittel- und längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten haben kann und dass diese Beschäftigten auch im weiteren zeitlichen Verlauf noch überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz fehlen.“ Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante gelte es, weiterhin vorsichtig zu bleiben und die Gesundheit der Beschäftigten durch entsprechende Maßnahmen in den Betrieben zu schützen.
Meist sind es Atemwegserkrankungen
Von den 14,7 Mio. AOK-versicherten Beschäftigten erhielten im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 mehr als 241 000 Beschäftige (1,6 %) eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aufgrund eines dokumentierten Nachweises des Sars-CoV-2-Virus. Knapp 21 000 (8,7 %) dieser Beschäftigten, die vom Arzt wegen einer Infektion krankgeschrieben wurden, mussten wegen eines besonders schweren Verlaufs der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden.
Ursache für die Fehlzeiten bei den Erwerbstätigen, die zuvor wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt worden waren, waren vor allem Atemwegserkrankungen. Innerhalb des neunmonatigen Beobachtungszeitraums entfallen im Durchschnitt 27,1 Fehltage auf diese Diagnosegruppe. Weitere relevante Diagnosegruppen sind infektiöse und parasitäre Krankheiten (9,6 Fehltage), Herz- und Kreislauferkrankungen (9,5 Fehltage), psychische Erkrankungen (7,7 Fehltage), Erkrankungen des Nervensystems (6,8 Fehltage), Stoffwechselerkrankungen (5,6 Fehltage) und Erkrankungen des Verdauungssystems (3,3 Fehltage). Bei allen genannten Diagnosegruppen liegen die Fehlzeiten deutlich über dem Vergleichswert aller Beschäftigten mit mindestens einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.
Beschäftigte, die im Jahr 2020 mit einer Covid-19-Infektion stationär behandelt werden mussten, hatten auch schon vor der Pandemie überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten. Mit 24,5 Fehltagen (alters- und geschlechtsstandardisiert) lag ihr Wert bereits im Jahr 2019 deutlich über dem Durchschnitt aller AOK-versicherten Erwerbstätigen (20,1 Fehltage). „Das zeigt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem besonderen Risiko für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung auch bei den eventuell anstehenden Auffrischungsimpfungen priorisiert werden sollten“, so Schröder.