VDMA-Studie zur Ausbildungssituation 19. Aug 2020 Von Peter Steinmüller

Ostdeutscher Maschinenbau mit Nachwuchssorgen

Wenn in diesen Tagen das neue Ausbildungsjahr startet, werden zahlreiche Plätze in den neuen Bundesländern frei bleiben. Dabei machen den Betrieben sowohl die fallenden Bewerberzahlen als auch die großen Wissenslücken der Schulabgänger zu schaffen.

Fast alle ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbauer stellen bei den Bewerbern um Ausbildungsplätze enorme Schwächen im Grundlagenwissen fest. Dazu gehören vor allem Wissenslücken in Mathematik und Physik, so der VDMA.
Foto: PantherMedia / kosecki

Das ergab eine Umfrage unter den 350 Mitgliedern des VDMA Landesverbandes Ost in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Trotz der Coronavirus-Pandemie bieten 86 % der ausbildenden Unternehmen zu Beginn des neuen Lehrjahres genauso viele Stellen an wie geplant.

Die seit mehreren Jahren angespannte Ausbildungssituation hat sich 2020 nochmals verschärft. Drei Viertel der ausbildenden Maschinenbaubetriebe hatten Probleme, geeignete Jugendliche für ihre gewerblich-technischen Ausbildungszweige zu finden. „41 % der Firmen mussten sogar Abstriche machen und konnten nicht alle Stellen besetzen“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.

Eklatante Schwächen in Mathematik und Physik

71 % der ausbildenden Firmen bemängeln die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger. Fast alle dieser Betriebe stellen bei den Bewerbern enorme Schwächen im Grundlagenwissen fest. Dazu gehören vor allem Wissenslücken in Mathematik und Physik. Aber auch technisches Alltagswissen und das Verständnis für technische Zusammenhänge gehen zunehmend verloren. „Mit den digitalen Medien haben sich die Interessen und das Freizeitverhalten stark verändert. Immer weniger Jugendliche können zum Beispiel ein Fahrrad reparieren oder selbstständig einen einfachen Schaltkreis bauen“, bedauert der Landesverbandsgeschäftsführer.

Doch auch die schulische Bildung trägt zu dieser Misere bei. So hatte der VDMA 2019 in einer bundesweiten Lehrplananalyse festgestellt, dass die technische Bildung an allgemeinbildenden weiterführenden Schulen nur eine untergeordnete Rolle spielt. „Daher beunruhigen mich Planungen wie in Sachsen-Anhalt, an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen wegen Lehrermangels die Stundenzahlen in Mathe und den Naturwissenschaften sowie in Deutsch zu reduzieren. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass sich die Kompetenzen der Schüler weiter verschlechtern“, sagt Köhn. Deutlich besser könnte zudem die Berufsorientierung an den Schulen sein.

Zugleich vermisst jedes vierte Unternehmen die erforderlichen sozialen Kompetenzen wie Motivation, Zuverlässigkeit, Eigeninitiative, ein angemessenes Auftreten sowie die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse den betrieblichen Gegebenheiten unterzuordnen.

Bewerberzahlen gehen weiter zurück

Die rückläufigen Bewerberzahlen erschweren 82 % der Ausbildungsbetriebe die Suche nach geeigneten Azubis. Der meistgenannte Grund: Jugendliche wollen lieber studieren, weil sie mit einem Studienabschluss bessere Perspektiven verbinden. „Fast 75 % der Firmen beklagen die zunehmende Akademisierung – das sind dreimal so viele wie 2015“, verdeutlicht Köhn.

Starken Einfluss haben zudem der demografische Wandel sowie die geografische Lage der Unternehmen. Köhn zufolge ist die Infrastruktur ein maßgeblicher Standortfaktor. Die Politik müsse daher besonders im ländlichen und kleinstädtischen Raum stärker in Verkehrswege, den öffentlichen Nahverkehr sowie attraktive Lebensbedingungen investieren.

„Darüber hinaus wissen Jugendliche vergleichsweise wenig über die Vielfalt technikorientierter Berufe. Häufig denken sie als erstes an Montieren oder Zerspanen. Dabei gibt es so viele andere spannende Berufsfelder wie den technischen Modellbauer, Automatisierungstechniker, Produktdesigner oder Produktionstechnologen“, betont Köhn.

Zusätzlich scheinen sich die umfassenden Kontaktbeschränkungen infolge der Coronavirus-Pandemie negativ auf die Bewerberzahlen ausgewirkt zu haben. Zwar nutzt mittlerweile mehr als die Hälfte der Unternehmen die sozialen Medien, um auf sich und ihre Berufsfelder aufmerksam zu machen. Auf bewährte Maßnahmen wie Praktika, Ausbildungsmessen, Tage der offenen Tür und die Kooperation mit Schulen konnten sie zuletzt jedoch nicht zurückgreifen.

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