Karriereberater Bodo Ikinger 15. Feb 2022 Von Wolfgang Schmitz

„Verschaffen Sie sich Klarheit über das angestrebte Karriereziel!“

Für Personalberater und Buchautor Bodo Ikinger ist das Netzwerken ein wesentlicher Karrierebaustein. Wie aber baut man ein Netz?

Bodo Ikinger: „Die Pandemie beschränkt internationale Karrieren.“
Foto: privat

VDI nachrichten: Herr Ikinger, was beschäftigt die Generation junger karrierebewusster Menschen vor allem? Was bedeutet für diese Generation „Karriere machen“?

Ikinger: Karriereorientierte Young Professionals, insbesondere Young Engineers, begeistern sich beruflich für innovative, zukunftsorientierte Technologien vom Menschen für den Menschen. Dabei stehen insbesondere Nachhaltigkeit und Umwelt- sowie Klimaschutz im Fokus. Dies kann in unterschiedliche Richtungen gehen, zum Beispiel bei der Mobilität mit regenerativen Antrieben, bei der Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien oder bei der Urbanisierung und Gebäudetechnik mit nachwachsenden Materialien und klimaneutraler Ausführung.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf das Karrierebewusstsein?

 

Die Pandemie bestärkt das Bestreben, sich für den Natur- und Umweltschutz einzusetzen. Das Streben nach Führungspositionen lässt insgesamt nach. Karriereorientierte bevorzugen eine sinnerfüllte, verantwortungsvolle Position in der Entwicklung oder bei der Ausführung nachhaltiger Projekte. Ebenso beschränkt die Pandemie internationale Karrieren. Auslandsstationen als Karrierechance werden kaum angestrebt noch eingefordert.

Wie setzen junge Menschen Karrierepläne durch? Gibt es eine grundsätzliche Strategie?

Zunächst gilt es, sich Klarheit über das angestrebte Karriereziel und den Weg dorthin zu verschaffen. Spontane Karrierewege aufgrund auftauchender Jobangebote, etwa von Personalberatern, Headhuntern oder anderen firmeninternen Bereichen, mögen verlockend klingen, doch führen sie den Betroffenen nicht unbedingt zum mittel- und langfristigen Karriereziel. Das bedeutet nicht, sich für auftauchende Möglichkeiten zu verschließen, sondern sie kritisch zu überprüfen.

Was hilft dann?

Ein wesentlicher Faktor bei der Umsetzung der Karriereziele ist das Netzwerken. Viele Möglichkeiten eröffnen sich über Kontakte und Empfehlungen …,

… die man sich aber auch erst einmal verschaffen muss.

Ja, Selbstmarketing ist dafür eine Schlüsselkompetenz. Sich und seine Leistungen entsprechend ins Licht zu setzen, ohne überheblich oder gar arrogant aufzutreten, ist essenziell, um bei Entscheidungsträgern wahrgenommen zu werden.

Die 100 %ige Jobtraumerfüllung gibt es sehr selten. Aus wie viel Prozent Traumjob sollte ein guter Job mindestens bestehen?

Voraussetzung ist, seinen Traumjob, seine Berufung überhaupt zu kennen. Der Weg dorthin beginnt im Idealfall bereits vor dem Studium, da das Studium „nur“ Mittel zum Zweck ist. Viele junge Leute studieren, weil es ihnen „alle Türen“ öffne, doch am Ende des Studiums wissen viele nicht, durch welche „Türe“ sie gehen sollen.

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Andersherum: Was hält uns davon ab, den Traumjob zu finden?

Oft werden wir durch unsere Eltern, Lehrer, Berufsberaterinnen, die Medien oder gesellschaftliche Entwicklungen bei der Berufswahl beeinflusst. Dann bekommen wir in der Entscheidungsphase etwa gesagt, unser Wunschberuf habe keine Zukunft, man verdiene dort nichts, er sei zu anstrengend oder dergleichen.

Wichtig: Spaß, Energie und Gesundheit

Was sind denn wichtige Anhaltspunkte, die mir sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin?

Wichtig ist, jederzeit zu reflektieren: Habe ich Spaß an meiner Arbeit, gibt statt raubt sie mir Energie, hält sie mich gesund und vital, statt mich krank zu machen? Damit erreicht man schon einen großen Erfüllungsgrad. Und dann liegt es an den individuellen Gesamtumständen, wie der Weg zum Traumjob weitergeht.

In der Unterzeile Ihres Buches „Dein Karriere-Booster“ steht „Einkommen“ weit vorne. Ist das Einkommen der wichtigste Hebel zur beruflichen Erfüllung?

Ich erfahre oft in meinen Beratungen, dass besonders für junge Berufstätige das Einkommen ein zentrales, entscheidendes Thema bei der Jobwahl ist. Ich sehe im Einkommen keinen Zusammenhang zur beruflichen Erfüllung. Als Führungskraft wie auch als Karrierecoach beobachte ich, dass die Mitarbeiter sich eher unterbezahlt fühlen, wenn sie sich in der Arbeit abmühen, viele Überstunden machen, und sie diesen Einsatz gehaltlich nicht honoriert empfinden. So wurde es uns auch beigebracht: „Willst du viel verdienen, musst du hart arbeiten.“ Letztlich sind aber Ergebnisse und Erfolge maßgeblich für das Einkommen. Und diese sind in der Regel besser, je mehr man seine Arbeit mit Freude, mit Begeisterung ausübt. Daher sind die Faktoren Freude und Begeisterung aus meiner Sicht relevanter für den beruflichen Erfolg und die Höhe des Einkommens.

Welche Rolle spielt der geeignete Job für die Persönlichkeitsentwicklung?

Die verschiedenen Jobs verlangen verschiedene Persönlichkeiten. Den Entwickler erwarten andere Anforderungen und er muss andere Persönlichkeitsmerkmale mitbringen als der Abteilungsleiter, der Vertriebler oder der Produktionsleiter. Und möchte sich der Mitarbeiter durch verschiedene Tätigkeitsbereiche weiterentwickeln, muss er sich nicht nur fachlich, sondern auch von seiner Persönlichkeit weiterentwickeln. Und zwar am besten schon, bevor er die neue Aufgabe übernimmt.

Ein Beispiel, bitte.

Der Experte möchte Teamleiter werden. Eine entsprechende Position ist vakant, das Management prüft, wer dafür infrage kommt. Die Entscheidung fällt eher auf den Mitarbeiter, wenn er seine Eignung bereits bewiesen hat, also wenn er den Entscheidern und Entscheiderinnen durch sein Auftreten, sein Wesen und Handeln gezeigt hat, dass er sich für die neue Position eignet.

Nennen Sie bitte fünf Kriterien, die zum Rüstzeug eines jungen Ingenieurs/einer jungen Ingenieurin gehören.

Folgende Kriterien halte ich für die wesentlichen Eigenschaften junger Ingenieurinnen und Ingenieure:

– Eigeninitiative und Selbstverantwortung,

– Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen sowie Selbstwertgefühl,

– Agieren in Netzwerken und Teams,

– Lebenslange Lernbereitschaft, Aufgeschlossenheit für anderes und Neues,

– Kreativität, Lösungsorientierung, Zuversicht und Ausdauer.

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Alle Welt redet davon, dass die Zukunft der Arbeitswelt in den Bereichen Digitalisierung und Umwelt liegt. Wer nicht mitzieht, wird abgehängt. Sehen Sie das auch so?

Die Bereiche Digitalisierung und Umwelt sind sicherlich Schwerpunkttrends in der zukünftigen Arbeitswelt. Doch auch die bestehenden Bereiche werden weiterhin ihre Berechtigung haben. Und die dortigen Mitarbeiter werden sicherlich nicht „abgehängt“. Alle Produkte und Technologien durchleben Wandel und Veränderung. So dürfen sich auch die Fachkräfte weiterentwickeln. Daher sind Offenheit, Neugier und lebenslanges Lernen essenziell.

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