Mangel an Kompetenz und an jungen Frauen
Eine Studie lässt die Alarmglocken läuten: Von den Grundschulen bis zu Berufsausbildung und Studium hakt es bei der Mint-Bildung hierzulande.

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Die Bildung mathematischer und naturwissenschaftlicher Kompetenzen (Mint-Bildung) bedarf hierzulande dringend einer intensiven Förderung. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommen die Körber-Stiftung, Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften sowie das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in der Studie „Mint Nachwuchsbarometer 2021“, die jährlich die Situation der technisch-naturwissenschaftlichen Bildung in Deutschland untersucht.
Demnach liegen die entsprechenden Kompetenzen der Grundschulkinder unter dem EU- und OECD-Durchschnitt. „Rund ein Viertel von ihnen ist leistungsschwach – in den Naturwissenschaften ist diese Gruppe seit 2015 deutlich angewachsen“, heißt es in der Studie. Was ein wesentlicher Grund dafür sein könnte, ist die im internationalen Vergleich seltene Teilnahme von Lehrkräften an Fortbildungen zu digitalen Medien im Unterricht: Nur 8 % der Kinder würden von entsprechend fortgebildeten Grundschullehrkräften in Mathematik unterrichtet (EU: 27 %).
Technische Bildung führt Schattendasein
Physikleistungskurse sind nach Erkenntnissen der Studienpartner in Deutschland nach wie vor von Schülern dominiert: Nur jedes vierte Kursmitglied ist weiblich. Zudem wurden demnach nur 11 % der neu abgeschlossenen Mint-Ausbildungsverträge von jungen Frauen abgeschlossen, ein ingenieurwissenschaftliches Studium beginnen nur zu 25 % Studentinnen.
Technische Bildung führe an allgemeinbildenden Schulen ein Schattendasein, allerdings mit regionalen Ausnahmen: Sachsen-Anhalt bietet als einziges Bundesland ein eigenständiges Fach Technik für alle Klassenstufen an.
Jedes fünfte Mint-Ausbildungsverhältnis in Deutschland werde abgebrochen. „Zurückzuführen ist die hohe Abbruchquote teils auf eine fehlende Passung, teils auf eine fachliche Überforderung im Ausbildungsberuf“, heißt es weiter. Im Jahr 2020 seien mit 160 000 Ausbildungsverträgen im Mint-Bereich rund 21 000 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen worden als im Jahr zuvor. Ein Viertel des Rückgangs ist laut Bundesagentur für Arbeit auf die Coronapandemie zurückzuführen.
„Herausforderungen ohne Mint unlösbar“
Dagegen bleibt die Zahl der Mint-Studienanfängerinnen und -anfänger weitestgehend stabil. Doch auch wenn sich Studienanfängerzahlen im Lehramtsstudium Informatik seit 2015 sogar fast verdoppelt hätten, seien es mit 159 Studienabschlüssen im Jahr 2020 zu wenige, um angemessen auf die erhöhten Bedarfe zu reagieren.
Der neue Acatech-Präsident Jan Wörner stellt den Wert von Mint-Bildung heraus: „Die Herausforderungen der Gegenwart wie der Zukunft sind ohne Mint nicht zu lösen: Für Pandemiebekämpfung, Klimaschutz oder digitale Transformation braucht es technische und naturwissenschaftliche Bildung. Mint-Wissen macht die Welt aber ganz allgemein zu einem noch interessanteren Ort – diese Perspektive müssen wir den Menschen eröffnen.“