PORTRÄT 23. Nov 2017 Hans Schürmann Lesezeit: ca. 4 Minuten

Der Innovationstreiber

Matthias Barbian unterstützt Kunden bei der digitalen Transformation. Der Siemens-Ingenieur macht sich auch privat für Innovationsförderung stark.

Matthias Barbian (Dritter von rechts) wirbt mit seinen Freunden aus dem Netzwerk „Engineering 2050“ für die gesellschaftliche Akzeptanz der Digitalisierung.
Foto: privat

Neue digitale Geschäftsmodelle werden für den Unternehmenserfolg immer wichtiger. Cloud-Plattformen helfen Firmen dabei, solche neuen Businessideen zu entwickeln und zu realisieren. Über die Plattformen können Firmen ihre Maschinen verknüpfen, anfallende Daten zentral speichern und auswerten. Die Erkenntnisse, die sie Unternehmen aus den Daten gewinnen, helfen ihnen die Produktionsabläufe zu optimieren und ihren Kunden einen besseren Service anzubieten.

IT-Dienstleistungen in der Cloud waren zunächst eine Domäne von IT- und Internet-Unternehmen wie IBM, Microsoft, Amazon oder SAP. Inzwischen entwickeln aber auch immer mehr Industrieunternehmen wie Bosch, GE Digital oder Siemens eigene Cloudlösungen für IT-Dienstleistungen im Internet.

Der Siemenskonzern ist mit „MindSphere – der Cloud for Industry“ seit gut einem Jahr auf dem Markt. Das cloudbasierte, offene Betriebssystem ermöglicht es, Maschinen und physische Infrastruktur in Unternehmen zu einer digitalen Welt zu verknüpfen. „Damit können riesige Datenvolumen von unzähligen intelligenten Geräten genutzt und auf dieser Basis neue Geschäftsmodelle entwickelt werden“, erläutert Matthias Barbian. Er ist Automatisierungsingenieur bei Siemens in Erlangen.

Barbian arbeitet seit 1998 bei dem Konzern. Er ist Anfang dieses Jahr als Business Development Manager in diesen neuen Geschäftsbereich des Industriekonzerns gewechselt. Dort unterstützt er potenzielle Kunden bei der digitalen Transformation und der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Eine seiner ersten Aufgaben bei MindSphere bestand darin, australische Bergbauunternehmen für die digitale Transformation zu begeistern. Dabei informierte Barbian im vergangenen Sommer die Unternehmen der Branche, wie sehr der technologische Wandel ihren gesamten Workflow verändert.

Logistische Aspekte im Tagebergbau standen im Zentrum der Gespräche, zudem die Verknüpfung von Förderanlagen und Lkw, der Transport der Kohle mit eigenen Zuglinien in die Häfen und das Verladen auf Schiffe. „Bislang organisieren die Firmen diese Aufgaben separat und optimieren die Vorgänge unabhängig voneinander“, erläutert der Automatisierungsexperte.

In den Gesprächen habe er versucht aufzuzeigen, welche Vorteile es bringen würde, alle Vorgänge über eine Cloud-Plattform miteinander zu verknüpfen: die Daten aus den Prozessen zusammenzuführen, mithilfe von Standard-Apps oder firmenspezifisch hierzu geschaffene Apps auszuwerten und Schlussfolgerungen zu ziehen, den gesamten Prozess und nicht nur Teilbereiche zu optimieren.

Studiert hat Barbian an der Ruhr-Universität in Bochum. Danach arbeitete er mehr als 20 Jahre als Automatisierungsingenieur in verschiedenen Funktionen und Positionen – als Projektleiter in der durchgängigen Anlagenplanung, aber auch in der Strategie und Geschäftsentwicklung.

Zunächst war er bei Rockwool International A/S in Kopenhagen (Dänemark), später bei der Siemens AG. Beim dänischen Hersteller von Steinwolle war der junge Ingenieur Projektleiter für die Automatisierungstechnik der weltweit vorhandenen eigenen Produktionsanlagen im Unternehmen, zuständig von der Planung bis zur Inbetriebsetzung. Nach seinem Wechsel zu Siemens in Nürnberg ging es für Barbian schon bald in ein großes Projekt: Die Planung und Inbetriebsetzung der Gepäckförderanlage für das Terminal 2 am Münchner Flughafen.

„Die Automatisierung einer solch großen Anlage ist eine Herausforderung und erfordert eine durchgängige Planung über verschiedene Gewerke, beginnend mit der Fördertechnik, über die Automatisierungstechnik der Hard- und Software bis zum Leitrechner, der die Gepäckstücke zu den Flugzeugen lotst“, sagt der Ingenieur. Die Planung der Anlage erfolgte über eine gemeinsame IT-Plattform. Auf ihr wurden die Planungsdaten gespeichert, über sie waren alle einzelnen Gewerke miteinander verknüpft, was ein paralleles Arbeiten ermöglichte.

Nach der Fertigstellung der Gepäckförderanlage Terminal 2 am Flughafen München nutzte Barbian die Chance, innerhalb der Automatisierungssparte von Siemens in die Strategie- und Geschäftsplanung für Industrieprojekte zu wechseln, um einmal die Automatisierung aus unternehmerischen Blickwinkeln zu betrachten und an den Innovations-Roadmaps des Unternehmens mitzuarbeiten. „Dabei ging es unter anderem um die Frage: Mit welchen neuen Technologien können wir innovative Automatisierungslösungen für Hochregallager oder Gepäckförderanlagen entwickeln, die uns bei der Akquise von Aufträgen einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerber verschaffen?“, erläutert der Ingenieur für Automatisierungstechnik.

Bevor Matthias Barbian 2017 zu MindSphere ging, wechselte er in den Siemens-Geschäftsbereich Comos. Dort beriet er Kunden bei der durchgängigen Planung von Anlagen in der Prozessindustrie mithilfe von Standard-Software. Durch den Perspektivwechsel vom Planer von Anlagen zum Strategen, der über den Einsatz neuer Technologien bei der Entwicklung von Anlagen mitentscheidet, und schließlich zum Berater von Kunden bei der Anlagenplanung, sammelte Barbian sehr viel Karriere-Know-how. Er reifte zum einen zu einem Experten der Automatisierungstechnik, zum anderen zu einem Gestalter, der die Digitalisierung der Industrie vorantreiben möchte.

Dieses Fachwissen bringt Barbian nicht nur bei seinem Arbeitgeber ein, sondern engagiert sich auch in der Branche. Er leitet den Arbeitskreis für durchgängige Anlagenplanung im VDI Bezirksverein Bayern Nordost/VDE Nordbayern, ist Sprecher für Industrie 4.0 in der Region und arbeitet in verschiedenen VDI/VDE-Fachausschüssen beim Thema Industrie 4.0 mit.

Die Region Nordbayern versteht sich als „Automation Valley“, als ein Cluster, das den Austausch der Unternehmen untereinander fördert. „Hier gibt es viele innovative Ideen“, sagt der gestandene Ingenieur. Deswegen lebe er gerne dort und engagiere sich vor Ort für eine schnellere Umsetzung von Innovationen. „Das dauert in Deutschland in der Regel viel zu lange.“ In anderen Regionen der Welt gehe das wesentlich schneller. Um den Innovationsprozess in Deutschland zu befeuern, rief Barbian zusammen mit anderen Ingenieuren, Künstlern und Interessierten aus anderen Disziplinen das Netzwerk „Engineering 2050“ ins Leben. „Unser Ziel ist es, die Digitalisierung nicht nur technologisch voranzubringen, sondern auch gesellschaftlich.“

Das Kernteam trifft sich regelmäßig im Atelier von Ignazio Tola. Der in Deutschland lebende Künstler mit italienischen Wurzeln gewann einen Wettbewerb, den Engineering 2050 ausgeschrieben hatte.

Mit seiner Arbeit „Vorsprung“ habe er die integrative Vision des Projekts in eine künstlerische Form gebracht, findet Barbian. „Tola begleitet das Projekt mit partizipativen künstlerischen Interventionen, ist wertvoller Partner beim Querdenken und bei der Entwicklung ganzheitlicher, nachhaltiger Fragestellungen und verkörpert dabei den Typus des Künstlers als Ingenieur künftiger Weltgestaltung“, erläutert der Barbian. Weitere Künstler, die sich bei der „Engineering 2050“ engagieren, sind Bastus Trump (Klangkunst) und Klaus Haas (digitale und forschende Kunst im virtuellen Raum).

Bleibt dem engagierten Ingenieur bei dieser Technikbegeisterung noch Zeit für Privates? Er achte schon auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und nehme sich auch Zeit für seine Familie, sagt Barbian. Ehrenamtliches Engagement in der Schule der Kinder, längere Fahrradtouren während der Ferien gehörten ebenso dazu wie regelmäßiger Sport, um fit zu bleiben. „Die Familie ist genauso wichtig, wie eine Tätigkeit, bei der man sich entfalten kann“, so der Ingenieur.

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