Aus Erfahrung gut: Warum Unternehmen auch eine altersgemischte Belegschaft achten sollten
Von wegen altes Eisen – mit dem Lebensalter steigt die Routine und der Blick fürs Wesentliche im Job. Die Arbeitswelt profitiert also von jungen und älteren Beschäftigen.

Foto: mauritius images / Image Source
Die Produktivität von Beschäftigten nimmt entgegen mancher Erwartung bis zum Alter von 65 nicht ab. Zwei Fallstudien des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik belegen das. Die eine in einem Lkw-Montagewerk zeigt, dass die Produktivität mit dem Alter steigen kann. Zwar begehen Ältere öfter Fehler, jedoch seltener solche, die hohe Kosten verursachen. Die andere Studie in einem Versicherungsunternehmen belegt eindeutig, dass in Teams, die komplizierte Vorgänge bearbeiten, die Produktivität mit dem Alter zunimmt.
„Dieser Befund kann als Relevanz der Erfahrung oder Stressresistenz interpretiert werden oder auch als Menschenkenntnis der älteren Mitarbeiter, die gerade in schwierigen Situationen besonders wichtig wird“, so interpretieren die Max-Planck-Forschenden die Studien. Für die Unternehmenspraxis bedeute dies, eine systematische Analyse der Altersstruktur der Belegschaften vorzunehmen – vor allem vor dem Hintergrund des seit Jahren beklagten Fachkräftemangels.
Altersgemischte Teams kombinieren Ideen mit Erfahrungswissen
Der Altersforscher Sven Voelpel rät zu altersgemischten Teams: „Die Jüngeren haben in der Regel viel mehr neue und ,radikalere‘ Ideen – inspiriert durch das, was sie gerade noch an den Hochschulen erfahren haben. Und sie verfügen über die größere Verarbeitungsgeschwindigkeit, über mehr Energie. Sie können ihre Geistesblitze allerdings selten umsetzen, weil sie meist nicht wissen, welche Ideen relevant sind und welche nicht.“ Je älter Menschen werden, desto besser könnten sie Prozesse einschätzen. „Ältere kennen aufgrund ihrer Erfahrungsschätze den Kontext; sie wissen, wie man Ideen ausbauen und fördern kann“, sagt Voelpel.
Wie und warum wir altern, was genau dabei passiert und ob man in diese Prozesse gezielt eingreifen kann, ist übrigens auch der Wissenschaft immer noch ein Rätsel. Klar ist indes, dass das Altern selbst in den Genen festgeschrieben ist. Demnach verfügt jeder Mensch über sein eigenes „genetisches Programm“ fürs Altern und letztlich auch für seinen Tod.