Corona-Pandemie verändert Arbeitswelten 09. Dez 2020 Von Regine Bönsch

Homeoffice wird massentauglich

Die Pandemie hat zu einem nachhaltigen Wandel in der Arbeitswelt geführt. So arbeiten mehr als 10 Mio. ausschließlich im Homeoffice. Eine Veränderung, die aber auch neue Regeln verlangt.


Foto: panthermedia.net/ Nils Weymann

Aktuell arbeitet beinahe jeder Vierte – und damit 10,5 Mio. Beschäftigte – ausschließlich im Homeoffice. Weitere 20 % tun das zumindest teilweise. Jeder Zweite ist also immer mal wieder in den heimischen vier Wänden aktiv für seinen Arbeitgeber. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 1503 Erwerbstätigen in Deutschland ab 16 Jahren, die im Auftrag des Branchenverbands Bitkom erstellt wurde. Der Trend dürfte sich zumindest in den ersten Wochen des kommenden Jahres fortsetzen, vielleicht sogar verstärken. Schließlich sind dann in einigen Bundesländern harte Lockdowns geplant.

Zu Hause arbeiten bei gleicher Qualität

„Die Corona-Pandemie ist der Auslöser eines tief greifenden und nachhaltigen Wandels in der Arbeitswelt. Nach dem für die allermeisten erzwungenen Wechsel ins Homeoffice mit dem Lockdown im Frühjahr hat die große Mehrheit in den vergangenen Monaten überwiegend positive Erfahrungen gemacht“, erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Corona-Krise hätte gezeigt, dass flexibles Arbeiten die Qualität der Arbeitsergebnisse nicht schmälere – im Gegenteil. Unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten, könne allen Seiten Vorteile bringen, aber das setze auch einen tief greifenden Kulturwandel in der Arbeitswelt voraus. Und Berg fordert: „Der Wandel der Arbeitswelt muss nun politisch pro-aktiv flankiert und mit Anreizsystemen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterstützt werden.“

Positive Effekte für die Klimapolitik

Vor der Corona-Pandemie war Homeoffice eher die Ausnahme. Lediglich 3 % der Berufstätigen (1,4 Mio.) arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, weitere 15 % (6,3 Mio.) teilweise. Nach dem Ende jedoch würde jeder Dritte gerne flexibel seinen Arbeitsort wählen, so die Befragung. Das entspricht 14,7 Mio.Berufstätigen.

Immerhin sind 74 % davon überzeugt, dass das Homeoffice viel stärker genutzt werden sollte. Die meisten sehen darin positive Effekte für die Klimapolitik: 85 % meinen, Homeoffice kann den Verkehr reduzieren und das Klima entlasten. Geteilt sind die Berufstätigen dagegen bei der Frage, inwiefern es mit Blick auf das Infektionsgeschehen eine Homeoffice-Pflicht geben sollte. Gut die Hälfte (52 %) fordert, dass ausschließlich im Homeoffice gearbeitet werden soll, solange die Corona-Krise nicht vorbei ist. Dem stehen allerdings auch 47 % gegenüber, die das nicht so sehen.

Berufstätige arbeiten länger im Homeoffice

Jeder Vierte (23 %) schätzt seine Produktivität im heimischen Büro deutlich höher ein, jeder Dritte (34 %) etwas höher. Ein weiteres Drittel (31 %) meint, dass die Produktivität im Vergleich zur Büroarbeit konstant ist. Dabei sagen die meisten auch, dass sie im Homeoffice länger arbeiten als im Büro. Berg: „Eine der größten Herausforderungen für die Arbeit im Homeoffice ist die Abgrenzung von Beruflichem und Privatem. Hierbei helfen klare Regeln und Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“

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Weniger Stress und weniger Austausch

Unter dem Strich überwiegen für die Mehrheit die Vorteile von Homeoffice. Acht von zehn (80 %) empfinden weniger Stress, da der Arbeitsweg entfällt. Drei Viertel (76 %) sehen den damit verbundenen Zeitgewinn positiv. Und sechs von zehn (59 %) bemerken eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Der fehlende persönliche Austausch mit anderen Mitarbeitern ist wiederum der am meisten genannte Nachteil von Homeoffice. Mehr als die Hälfte (55 %) beklagt weniger Kontakt mit Kollegen. Für jeden Fünften ist es auch ein Problem, weniger Kontakt mit Vorgesetzten zu haben. Weitere meistgenannte Nachteile sind Schwierigkeiten, das Privatleben vom Job abzugrenzen (21 %) und schlechtere Arbeitsbedingungen als im Büro (21 %). Jeder Sechste (17 %) hat das negative Gefühl, von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein.

Schlechte Internetverbindungen

Wer nicht im Homeoffice arbeitet, obwohl er dies dürfte, nennt dafür als Hauptgrund eine mangelhafte technische Infrastruktur. Jeder Vierte, der Homeoffice ablehnt, argumentiert mit einer zu langsamen bzw. zu fehleranfälligen Internetverbindung. Aber gut jeder Fünfte von ihnen sagt auch, dass Homeoffice nicht infrage kommt, weil im Unternehmen allgemein eine starke Präsenzkultur vorherrscht. An der Verfügbarkeit von schnellem Internet sollte es nicht liegen, dass Berufstätige das Büro dem Homeoffice vorziehen, meint der Bitkom-Präsident. 92 % der Haushalte hätten Zugang zu Festnetz-Internet mit 50 Mbit/s und mehr, 99 % seien mit Breitband über LTE-Mobilfunk versorgt. „Das reicht für mehrere Videokonferenzen gleichzeitig“, sagt Berg. „In vielen Unternehmen scheint vielmehr weiterhin eine starke Präsenzkultur vorzuherrschen. Das ist nicht nur anachronistisch, sondern in der aktuellen Pandemiesituation auch unverantwortlich.“

Mehr Unterstützung vom Chef gefordert

Die Unterstützung durch den Arbeitgeber ist aus Sicht der Berufstätigen verbesserungswürdig. Jeder Vierte im Homeoffice (23 %) beklagt, keinerlei Unterstützung dabei erhalten zu haben und nicht einmal über ein Smartphone oder ein Notebook des Arbeitgebers zu verfügen. Für die meisten sieht es allerdings besser aus: Mit 61 % wurde der Mehrheit ein Notebook gestellt, drei von zehn (29 %) erhielten einen Monitor, jeder Fünfte (20 %) ein Smartphone.

Höhere Stromkosten zu Hause

Das Vergleichsportal Check24 hat derweil errechnet, dass Verbraucher, die Corona-bedingt ein ganzes Jahr von zu Hause arbeiten, dafür rund 65 € mehr für Strom bezahlen. Dabei sind die Energieexperten des Portals von acht Stunden Arbeit an 220 Tagen abzüglich Urlaub und Feiertagen ausgegangen. Am Tag entstünden, so Check24, durch den Betrieb von Laptop, Monitor, Schreibtischlampe und die Nutzung des Elektroherds Mehrkosten von rund 30 Cent.

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