Klimaschutz 05. Jan 2023 Von Wolfgang Schmitz/dpa

Nachhaltigkeit der Konzerne wird von BUND infrage gestellt

Nahezu alle großen Unternehmen in Niedersachsen geben sich als Klimaschützer. Umweltschützer bezweifeln, dass in vielen Fällen hinter den Versprechen effektives Handeln steckt.

Der BUND kritisiert, dass einige Unternehmen erst 2050 klimaneutral sein wollen. Das eigentliche Ziel sei für spätestens 2045 festgelegt.
Foto: panthermedia.net/Olivier Le Moal

Sie geben sich Mühe, aber sie haben auch kaum noch eine andere Wahl: Mehrere Großunternehmen in Niedersachsen präsentieren sich als Klimaschützer mit vielen Maßnahmen, die ihre Emissionen verringern sollen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei VW, Continental, TUI, Rossmann und Salzgitter.

Bei Continental ist „Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmensstrategie“, wie eine Konzernsprecherin mitteilt. Ziel sei etwa eine 100 %ige Klimaneutralität. Damit ist gemeint, dass die Bilanz aus zusätzlichem Ausstoß und Abbau von Treibhausgasen in der Atmosphäre ins Gleichgewicht kommt. Angepeilt würden bei dem Autozulieferer bis 2050 zudem emissionsfreie Mobilität und Industrieprozesse. Conti bekenne sich ausdrücklich zum Pariser Klimaabkommen.

Studie: Deutsche Industrie braucht für Klimaschutz die Option Wasserstoff

Dazu bekennt sich auch Volkswagen. Der Autobauer will ebenfalls bis spätestens 2050 klimaneutral sein und unter anderem 52 Mrd. € bis 2026 in die E-Mobilität investieren, sagt eine Sprecherin. Der Strom solle zu 96 % aus erneuerbaren Energien kommen.

Ziele der Unternehmen bleiben laut BUND meist unter Zielsetzung des Pariser Klimaabkommens

Der Stahlkonzern Salzgitter AG bekräftigt ebenso seine Anstrengungen beim Klimaschutz: „Wir werden bis 2033 rund 95 % unserer CO2-Emissionen reduzieren“, heißt es dort. „Dies geschieht in drei definierten Stufen und beginnt Ende 2025.“ Ein Kernpunkt ist, dass Wasserstoff die klimaschädliche Kokskohle schrittweise ablöst.

Die Drogeriemarktkette Rossmann gibt an, zunehmend nachhaltigere Verpackungen ins Sortiment zu nehmen, die Nutzung recycelter Wertstoffe auszubauen und Plastikmüll zu reduzieren. Der Reisekonzern TUI betont, seinen Einfluss für einen ökologischen Umbau des Tourismus einsetzen zu wollen.

Doch reichen all diese Versprechungen und Aktionen tatsächlich aus? Und sind sie überhaupt ernst zu nehmen? Trotz der Beteuerungen, sich zum Pariser Klimaabkommen von 2015 zu bekennen, bleiben die Ziele der Unternehmen laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) meist darunter. „Schon 2045 soll Deutschland klimaneutral sein – VW und die TUI-Kreuzfahrtsparte planen dies aktuell erst fünf Jahre später, die Salzgitter AG ,nahezu im Jahr 2045‘“, sagt die niedersächsische Landesvorsitzende Susanne Gerstner.

„Zudem taucht ein großer Anteil der Emissionen, die Unternehmen indirekt verursachen, häufig in den Bilanzen gar nicht auf“, so Gerstner. Dabei gehe es etwa um die Klimalast globaler Lieferketten, vorgelagerter Stromerzeugung und um die Nutzung und Entsorgung der Produkte. Bei manchen Unternehmen würden solche Arten von Emissionen in den Berichten nicht erfasst, öffentlich gemacht oder präzise benannt.

Auch der BUND erkennt einzelne positive Entwicklungen

Gerstner zufolge verstecken einige Firmen solche Werte und vollziehen Emissionseinsparungen in kleinen Nischen ihres Betriebs, während ihr Kerngeschäft weiter hohe Emissionen verursache. Sich auf diese Weise als weniger klimaschädlich zu präsentieren, als man eigentlich ist, wird häufig als sogenanntes „Greenwashing“ betitelt.

Energieeffizienz wird für viele Unternehmen zum wichtigsten Mittel

„Unzweifelhaft sind die realen Emissionen, die durch Kompensationen legitimiert werden, schädlich für das Klima“, so die BUND-Expertin. Es werde unterschätzt, dass jede heute emittierte Tonne Treibhausgas im Klimasystem Veränderungen auslösen könne, die sich durch später eingespartes CO2 nicht mehr zurückdrehen ließen. Die Minderungsraten beim tatsächlichen Ausstoß müssten schon bis 2030 stark zulegen.

Dennoch sind viele heimische Unternehmen in Sachen Klimaschutz führend. Auch die BUND-Landeschefin erkennt zumindest eine positive Entwicklung. Gerstner betonte allerdings: „Es sind nicht die Ansagen oder Anstrengungen, die zählen, sondern die tatsächlichen Einsparungen. Und die sind noch zu gering.“

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