Polizisten, Pfleger und Co. 25. Mrz 2020 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 2 Minuten

Systemrelevant und unterbezahlt

Die große Mehrheit der als systemrelevant definierten Berufe weist außerhalb von Krisenzeiten ein geringes gesellschaftliches Ansehen sowie eine unterdurchschnittliche Bezahlung auf, zeigen Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

Die verantwortungsvolle Tätigkeit von Ärzten wird in der Gesellschaft hoch geschätzt. Doch diese Spezialisten könnten ihre Leistungen ohne die Unterstützung der Pfleger und Reinigungskräfte, die eine weit geringere Anerkennung erfahren, nicht erbringen.
Foto: panthermedia.net/beerkoff1

Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Unverzichtbarkeit und tatsächlicher Entlohnung ist bei vielen systemrelevanten Berufen in Krisenzeiten besonders offensichtlich. Die Berliner Ökonomen zählen dazu Mitarbeiter im Gesundheitswesen, der inneren Sicherheit, der Grund- und Lebensmittelversorgung, der Kindernotbetreuung und und in der Verkehrs- und IT-Infrastruktur.

„Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass eine Debatte über die Rolle der Daseinsfürsorge in Deutschland überfällig ist“, so die Forscher. „Ebenso schnell wie Konsens darüber bestand, welche Berufsgruppen angesichts der Krise zu den unverzichtbaren Kräften des gesellschaftlichen (Über-)Lebens gehören, so schnell sollten sich diese konkreten Maßnahmen umsetzen lassen, um zu einer höheren Entlohnung, besseren Arbeitsbedingungen sowie einer allgemeinen Aufwertung bestimmter Berufe beizutragen.“ Damit könne auch der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, reduziert werden, denn in diesen Berufen sind überdurchschnittlich viele Frauen tätig.

Geringe Wertschätzung für Reinigungskräfte, Zusteller und Busfahrer

Bei den untersuchten Berufsgruppen zeigt sich eine überwiegend unterdurchschnittliche Wertschätzung: Dies haben die Berliner Forscher mittels der speziell für Deutschland entwickelten „Magnitude Prestige Skala“ (MPS) gemessen . Diese beruht auf repräsentativen Befragungen und misst für verschiedene berufliche Tätigkeiten das „Ansehen, das heißt, wie sehr Leute mit diesen Berufen in unserer Gesellschaft heute geachtet werden“.

Zusammen betrachtet weisen die systemrelevanten Berufsgruppen ein um rund fünf Punkte geringeres Prestige auf als der Gesamtdurchschnitt aller Berufe, der bei 63 von 200 maximal möglichen Punkten liegt. Besonders auffällig ist das geringe Ansehen für Reinigungsberufe, aber auch für Berufe im Bereich Post und Zustellung sowie für Fahrzeugführer im Straßenverkehr. Überdurchschnittlich angesehen sind hingegen Human- und Zahnmediziner, die mit 194 Prestigepunkten fast das Maximum der Skala erreichen. Ebenfalls ein überdurchschnittliches Prestige erfahren pharmazeutische Berufe und Berufe der IT-Infrastruktur sowie Berufe, die im technischen Betrieb des Eisenbahn-, Luft- und Schiffsverkehrs angesiedelt sind. Bezeichnend ist, dass diese Untergruppen mit überdurchschnittlichem beruflichem Stellenwert nur einen sehr kleinen Teil (weniger als 5 %) aller Personen ausmachen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten.

„In aktuellen Zeiten wird darüber hinaus besonders deutlich, was die MPS-Skala nicht abbilden kann: Ärztinnen und Ärzte könnten ihrer gesellschaftlich bereits hoch anerkannten Tätigkeit kaum oder nur sehr limitiert nachkommen, wenn der gereinigte Behandlungsraum und die Begleitung und Nachsorge durch Pflegepersonal fehlen würden. Diese Leistungen werden von Berufsgruppen erbracht, die nur eine geringe Anerkennung erfahren“, schreiben die Wissenschaftler des DIW.

Nur ein geringer Anteil von Gutverdienern in systemrelevanten Berufen

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Entlohnung. So wird ein Großteil der Beschäftigten in systemrelevanten Berufen unterdurchschnittlich bezahlt. Während der durchschnittliche Bruttostundenlohn aller Berufe bei 19 € liegt, weisen systemrelevante Berufe zusammengenommen einen mittleren Stundenlohn von unter 18 € auf und liegen damit rund 7 % unterhalb des Durchschnitts. Zudem sind die Löhne insbesondere in jenen Berufen unterdurchschnittlich, in denen ein hoher Anteil der systemrelevanten Arbeitnehmer tätig ist, beispielsweise Reinigungsberufe, Lagerwirtschafts-, Post- und Zustellungs-, Güterumschlagberufe sowie Erziehungs-, Sozialarbeits- und Heilerziehungsberufe. Jene Berufsgruppen, die systemrelevant sind und überdurchschnittlich gut verdienen, machen nur einen kleinen Teil der Arbeitnehmer in systemrelevanten Berufen aus: Personen, die beispielsweise in der Überwachung und Steuerung des Verkehrsbetriebs arbeiten, umfassen weniger als 1 % aller systemrelevanten Berufszugehörigen. Human- und ZahnmedizinerInnen sowie Personen in IT-Berufen, die deutlich überdurchschnittlich verdienen, machen ebenfalls nur jeweils 1 % aus. Insgesamt lässt sich feststellen, dass über 90 % der Beschäftigten in Berufen, die aktuell der kritischen Infrastruktur zugeordnet werden, nur einen unterdurchschnittlichen Lohn bekommen.

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