Umwelt 13. Sep 2013 Lutz Hermann Lesezeit: ca. 2 Minuten

Algenzucht liefert Rohstoff für umweltfreundlichen Kunststoff

Aus Algen wird Granulat, das der Bretone Rémy Lucas zu Biokunststoff weiterverarbeitet. In seiner Firma werden daraus Gebrauchsgegenstände gefertigt.
Foto: Algopack

Ob braun, ob grün, ob rot – für seine Kunststoffproduktion kann der 42-jährige Ingenieur Rémy Lucas alle Algenarten gebrauchen. Der Erfinder aus der Bretagne hat über die Grenzen seiner Heimat hinaus mit seinem Herstellungsverfahren großes Interesse geweckt. Seine Produkte seien zu 100 % „pflanzlich“ und dennoch wie Plastik verwendbar.

Die Algenaufzucht dauert gut sechs Monate, dann Ernte und Verarbeitung in Granulate und anschließend die Fertigung von Kunststoffen, die im Gegensatz zum herkömmlichen Plastik weder Ölprodukte noch Chemiemittel enthalten – das alles geschieht vor seiner „algenreichen“ Haustür im nordfranzösischen Saint-Malo.

„Widerstandsfähig, undurchlässig, flexibel, fest – und bei Bedarf auch farbig“, so beschreibt Lucas stolz die vielseitigen Eigenschaften, die die Anwendungsmöglichkeiten des umweltfreundlichen Materials von Tag zu Tag erweiterten.

Fünfzehn Jahre lang hatte er in der Grundlagen- wie in der angewandten Forschung der Kunststoffindustrie gearbeitet, erzählt Lucas im Gespräch mit den VDI nachrichten. Schon seine Eltern waren Algenzüchter und nutzten den Naturstoff als Dünger im Garten oder auf Feldern. Die Vorkommen am Ärmelkanal, Atlantik und im Mittelmeer sind für Algenproduzenten überaus üppig.

Vorerst verwendet Lucas nur braune Algen. Grüne, die im Hochsommer bei Anhäufung an Stränden giftige Dämpfe ausdünsten können, haben sich in den letzten Jahren erschreckend verbreitet. Von der Gegend um St-Brieuc wurde sogar berichtet, ein Pferd sei in den Dämpfen der kniehoch aufgetürmten grünen Algen umgekommen, sein Reiter habe sich in letzter Minute retten können.

Dennoch darf niemand größere Mengen Algen vom Strand nehmen oder sie aus dem Meer fischen. Die Marinepräfekturen regeln „befristete Zeiten der Ernte“ und beschränken die Menge. Schilder an den Dünen weisen auf den ökologischen Landschaftsschutz der Algen hin. Dass Bretonen Algen gelegentlich für die Düngung der Felder auf ihre Pkw-Anhänger laden, wird stillschweigend hingenommen.

Vor drei Jahren hat Lucas die Algenzucht bei Saint-Malo entwickelt. Er betrachtet sich als Pionier auf diesem Gebiet. Über die Herstellung verrät er nur, dass die kleinen Algen wie „in einem Nest“ gezüchtet werden, an Kordeln befestigt heranwachsen und nach der Ernte, wenn sie „ausgewachsen, also reif“ sind, „in den Prozess der Veredelung gehen“. Daraus entstehen im Verlauf der Produktion Granulate, die seine Firma Algopack zu Bioverpackungsmaterial, Biobechern, Biokorken und zu einem besonderen „Bio-Bäckerei-Einwickelpapier“ verarbeitet. Die Großbäckerei „Biscuiterie de Saint-Brieuc“ zum Beispiel ist einer seiner Kunden.

Biostrandspielzeug wie Eimer, Harke und Schaufel von Algopack seien völlig ungefährlich, auch wenn die Kleinkinder das Spielzeug einmal in den Mund steckten. Becher ohne die sonst üblichen chemischen Zusätze seien ebenfalls „sauber“, sagt der Algenfachmann.

Besonders stolz ist der Firmengründer aus der Bretagne darauf, dass seine Produkte „kompostierbar“ seien, es gebe also keine giftigen Rückstände bei der Entsorgung. Denn auch der Bretone Lucas ist entsetzt, wenn er die Hinterlassenschaften der menschlichen Zivilisation in Form von Plastikmüll, auf Flächen beinahe so groß wie Nordrhein-Westfalen, mitten im Atlantik dümpeln sieht.

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