Hannover Messe: Industrie wagt sich auf Neuland
Wachstum im Rücken, Klimaschutzaufgaben vor der Brust – die deutsche Industrie zeigt sich auf der digitalen Hannover Messe in dieser Woche startklar für die Zukunft. Die Kanzlerin freuts.

Foto: Deutsche Messe AG
Seit über 70 Jahren ist sie das Schaufenster der deutschen Industrie für die Welt – die Hannover Messe. Doch dieses Jahr ist alles anders: Es gibt coronagerecht eine „Digital Edition“. Doch eines ist geblieben. Wie seit 2006 fast jedes Jahr übernahm Bundeskanzlerin Angela Merkel die Eröffnung. „Die Hannover Messe wäre keine Leitmesse, wenn sie nicht das Beste aus der gegebenen Situation machen würde. Die beeindruckende Zahl von 60 000 Teilnehmern spricht dabei für sich“, so Merkel in ihrer Eröffnungsrede am Montag.
Die deutsche Industrie hat dabei Grund zum Feiern. Sie erweise sich in dieser Krise als „sehr robust“, lobte Merkel. Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), freut sich, denn die Industrie sei derzeit Stabilitätsanker und trage maßgeblich die Erholung. „Die Auftragseingänge liegen in vielen Branchen über Vorjahr und teilweise sogar über Vorkrisenniveau“, berichtete er. Der Neustart aus der Krise heraus ist dennoch eine kritische Phase. Industrievertreter forderten daher unisono innovationsfreundliche Rahmenbedingungen. „Statt eines regulatorischen Klein-Kleins bedarf unser Standort eines klugen Ordnungsrahmens – für digitalen Wandel, konsequenten Klimaschutz und eine leistungsfähige Infrastruktur“, mahnte Russwurm.
Klimaschutz im Messefokus
Mit dem Klimaschutz stand eines der Hauptthemen der kommenden Bundestagswahl im Messefokus. „Die Märkte der Zukunft sind klimaneutral“, betonte die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock, und sah das damit nicht anders als ihre Gesprächspartner, VDMA-Präsident Karl Haeusgen und ZVEI-Präsident Gunther Kegel. Laut Haeusgen lägen hier Industrie und Politik nicht weit auseinander; Kegel betonte, wirtschaftlich erfolgreich sei man in Zukunft nicht trotz ökologischer Anforderungen, sondern aufgrund ökologischer Anforderungen. Eines, machte der ZVEI-Präsident deutlich, könne die Industrie gar nicht gebrauchen: eine Testpflicht. „Unsere Bitte an die Politik: unsere Arbeit durch einen verschärften Lockdown nicht noch weiter zu erschweren.“
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