Top 5 der weltweiten Robotertrends
Nie waren weltweit so viele Industrieroboter installiert wie jetzt. Und die Erfolgswelle der Robotik dürfte sich fortsetzen. Die International Federation of Robotics (IFR) sieht für 2025 fünf Trends.

Inhaltsverzeichnis
- 1. Künstliche Intelligenz: ChatGPT-Moment für Roboter
- 2. Humanoide Roboter: Alleskönner für Industrie und Alltag
- 3. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: Präzisionsarbeit vermeidet Verschwendung
- 4. Robotik dringt dank neuer Servicemodelle in weitere Kundenbranchen vor
- 5. Roboter als Mittel gegen den Arbeitskräftemangel
Jährlich präsentiert die internationale Vereinigung der Roboterhersteller (IFR) die wichtigsten Trends in der Industrierobotik. Daran ist auch zu erkennen, wie Trends aus der Vergangenheit konkreter werden. Zählten beispielsweise 2020 „smarte Roboter“ und die „Mensch-Roboter-Interaktion“ zu den Topthemen, sind es heute die „künstliche Intelligenz“ und „humanoide Roboter“. Die IFR geht davon aus, dass die künftige Nachfrage durch technologische Innovationen, neue Marktentwicklungen sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder weiter wachsen wird. Aktuell liegt der Marktwert installierter Industrieroboter laut der Organisation bei 16,5 Mrd. $ weltweit. Das ist der bisher höchste Stand in der Geschichte.
1. Künstliche Intelligenz: ChatGPT-Moment für Roboter
Laut IFR setzt sich 2025 der Trend zum verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz fort: In der Robotik würden demnach verschiedene KI-Technologien dabei helfen, ein breites Spektrum von Aufgaben effizienter auszuführen. Beispielsweise ließen sich mit analytischer KI große Datenmengen, die von der Robotersensorik erfasst werden, verarbeiten und analysieren. Damit könnten die Maschinen besser auf unvorhersehbare Situationen oder wechselnde Bedingungen in öffentlichen Räumen oder bei der Produktion reagieren. Roboter könnten durch Bildverarbeitungssysteme zudem ihre Arbeitsschritte analysieren, um Muster zu erkennen und Arbeitsabläufe zu optimieren.
Das unterstreichen die aktuellen Investitionen von Roboter- und Chipherstellern in die Entwicklung spezieller Hard- und Software. Ihr Ziel ist es, die Umgebungen aus der realen Welt noch besser zu simulieren. Die sogenannte physische KI ermöglicht es Robotern, sich selbst in solchen virtuellen Umgebungen zu trainieren. Dabei gemachte Erfahrungen treten an die Stelle traditioneller Programmierung. Solche generativen KI-Projekte zielen darauf ab, einen „ChatGPT-Moment“ für physische KI zu schaffen.
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2. Humanoide Roboter: Alleskönner für Industrie und Alltag
Damit Roboter universell in Umgebungen eingesetzt werden können, entwickeln immer mehr Unternehmen Lösungen mit menschlicher Gestallt, sogenannte Humanoide. Die Vision: Roboter werden zu Allzweckwerkzeugen, die selbstständig eine Spülmaschine beladen und gleichermaßen anderswo am Fließband arbeiten können.
Für industrielle Anwendungen konzentrieren sich Hersteller laut IFR auf Humanoide, die zunächst individuelle Einzelaufgaben bewerkstelligen. Wie bei der Entwicklung bisheriger Roboteranwendungen spielt dabei die Automobilindustrie erneut eine Pionierrolle. Hier gibt es die meisten Pilotprojekte. Erprobt werden sie dort sowohl in der Produktion als auch in der Lagerhaltung. Die IFR schreibt dazu: „Aus heutiger Sicht bleibt jedoch abzuwarten, ob humanoide Roboter einen wirtschaftlich tragfähigen und skalierbaren Business Case für die breite industrielle Anwendung darstellen werden, insbesondere im Vergleich zu bereits bestehenden Lösungen.“
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3. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: Präzisionsarbeit vermeidet Verschwendung
Die internationalen Hersteller sehen Roboter auch in einer Schlüsselrollen, wenn es um die Erfüllung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN) geht. Grundsätzlich verringere Robotik mit ihrer Präzisionsarbeit die Verschwendung von Material und verbessere das Output- zum Input-Verhältnis in Fertigungsprozessen. Die automatisierten Systeme gewährleisteten zudem eine gleichbleibende Qualität, die für Produkte mit langer Lebensdauer und minimalem Wartungsaufwand unerlässlich sei. Auch bei der Herstellung umweltfreundlicher Energietechnologien wie Solarzellen, Batterien für Elektroautos oder Recyclinganlagen sind Roboter im Einsatz. Dort sorgen sie für eine kosteneffiziente Produktion.
Aber auch die Roboter selbst werden laut IFR auf Energieeffizienz getrimmt: Beispielsweise senke die Leichtbauweise beweglicher Roboterkomponenten deren Energieverbrauch. Darüber hinaus gibt es inzwischen Stand-by-Modi, die die Hardware in eine energiesparende Parkposition bringen. Greifer werden beispielsweise durch Anwendung bionischer Lösungen so optimiert, dass sie eine starke Greifkraft bei sehr geringem Energieverbrauch erreichen.
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4. Robotik dringt dank neuer Servicemodelle in weitere Kundenbranchen vor
Obwohl dieser Trend schon seit mehreren Jahren von der IFR aufgeführt wird, sind hier erneut Fortschritte zu erkennen. In der Fertigungsindustrie (general industry) gibt es laut der Organisation insgesamt noch viel Potenzial für die Automation mit Robotern. Das gelte insbesondere für die kleineren und mittelgroßen Unternehmen (KMU), die die Roboterhersteller auch schon seit Langem besser bedienen wollen. Die größte Hürde waren für KMU bisher oft hohe Anfangsinvestitionen und Gesamtbetriebskosten. Geschäftsmodelle wie Robot-as-a-Service (RaaS) sollen es den Unternehmen nun erleichtern, von der Roboterautomatisierung zu profitieren, ohne eine festgelegte Kapitalsumme investieren zu müssen.
RaaS-Anbieter, die sich auf bestimmte Branchen oder Anwendungen spezialisiert haben, können laut IFR schnell anspruchsvolle Lösungen liefern. Darüber hinaus biete die „Low-Cost-Robotik“ Lösungen für potenzielle Kunden, für die ein Hochleistungsroboter überdimensioniert wäre. Viele Anwendungen haben geringe Anforderungen an Präzision, Traglast und Lebensdauer und könnten somit von preisgünstigeren Robotern übernommen werden.
Als konkrete Beispiele nennt die Branchenvereinigung abseits des produzierenden Gewerbes die Bauwirtschaft, die Laborautomation und die Lagerhaltung. Branchenübergreifend werde die Nachfrage darüber hinaus von einem Ausbau inländischer Produktionskapazitäten in strategisch wichtigen Branchen angetrieben, zeigt sich die IFR überzeugt.
5. Roboter als Mittel gegen den Arbeitskräftemangel
Den durch den demografischen Wandel zunehmenden Arbeitskräftemangel in führenden Volkswirtschaften wie den Vereinigten Staaten, Japan, China, der Republik Korea und Deutschland sieht die IFR ebenfalls als Treiber für die Robotik. „Der Einsatz von Robotern verringert die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels in der Fertigung deutlich. Mit der Automation von gefährlichen, schmutzigen oder repetitiven Tätigkeiten können sich menschliche Arbeitskräfte auf interessantere und höherwertige Aufgaben konzentrieren“, heißt es. Roboter übernehmen dabei beispielsweise Arbeiten wie ermüdende visuelle Qualitätskontrollen, gesundheitsschädliche Lackierarbeiten oder schweres Heben von Lasten. Auch dieser Punkt ist nicht neu in den Top 5 der Robotiktrends. Doch technologische Innovationen wie einfache Bedienbarkeit, kollaborierende Roboter oder mobile Manipulatoren helfen inzwischen die Lücken im Arbeitsprozess immer flexibler zu füllen.
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