Blickpunkt Sensorik
DiePolitik hat die strategische Bedeutung der Mikroelektronik erkannt.Europa führt bei Sensorik und Leistungselektronik.

Foto: Bosch
Das Herz der Elektronikwelt schlägt in München. Zumindest alle zwei Jahre zur Weltleitmesse für elektronische Bauelemente und Baugruppen, der Electronica. Seit Dienstag geht es dort in 17 Hallen um die kleinen Bausteine der Elektronik – die Chips, Widerstände, Kondensatoren, Leiterplatten und mehr.
Aber auch die großen Themen wie das Internet der Dinge (IoT), künstliche Intelligenz (KI) und die Digitalisierung praktisch aller Lebensbereiche werden diskutiert. Denn entscheidender Treiber hinter all diesen Entwicklungen ist die Mikroelektronik.
In den rund 50 Jahren ihres Bestehens hat sich die weltweite Halbleiterindustrie zu einem gewichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt, mit rund 420 Mrd. $ Umsatz im Jahr 2017. Europa spielt mit knapp unter 40 Mrd. $ hier zwar nur eine marginale Rolle, besetzt aber in einigen Bereichen durchaus respektable Positionen. In der Sensorik und der Leistungselektronik sitzen hier sogar die Weltmarktführer.
Auf dem 8. Symposium Mikroelektronik der Verbände ZVEI und VDE vergangene Woche in Berlin widmete man sich speziell den „Sinnen der digitalen Welt“. „Es gibt kein wichtigeres Bauelement als den Sensor“, sagte Berthold Hellenthal, Leiter des Kompetenzzentrums Elektronik und Halbleiter bei Audi. Und ZVEI-Präsident Michael Ziesemer sekundierte: „Sehen, hören, riechen – Sensoren machen unsere Sinne technisch nutzbar.“ Damit schaffen sie die Grundlage der Digitalisierung schlechthin, indem sie die reale, analoge Welt mit der digitalen Welt der Elektronik verbinden. Doch es wurde auch klar, dass die derzeit gute Position europäischer Anbieter nicht in Stein gemeißelt ist. Ziesemer verwies auf die Initiative „Made in China 2025“, die gerade jene Felder anpeilt, in denen die hiesige Industrie stark sei.
In der Debatte mit der Politik – einem zentralen Element des Symposiums – wurde deutlich, dass sich die Wahrnehmung der Mikroelektronik in den letzten Jahren gewandelt hat. Nach einer Phase der Aufholjagd in den 1980er- und 1990er-Jahren mit den großen europäischen Förderprogrammen Jessi und Medea folgte eine Phase, in der Chips als Massenware gesehen wurden, die man auf dem Weltmarkt einkaufen kann.
Erst in jüngster Zeit, so Stefan Mengel, Leiter des Referats „Elektronik, Autonomes elektrisches Fahren“ im Bundesforschungsministerium, wachse die Erkenntnis, welche gesamtwirtschaftliche Bedeutung die Chips haben. Unter dem Stichwort Technologiesouveränität ist heute klar, dass es in kritischen Bereichen keine Abhängigkeit von Lieferanten aus Asien oder den USA geben darf.
Dem trägt die Politik mit europäischen wie nationalen Förderprogrammen Rechnung, die – anders als in der Vergangenheit – nicht nur die Entwicklung und Erforschung von Technologien im Auge haben, sondern auch deren Umsetzung in marktfähige Produkte.