Corona-Krise bei solarem Maschinenbau 14. Mai 2020 Von Stephan W. Eder

Chinas Einfluss im Solarsektor durch Corona geschwächt

Die Photovoltaikbranche ist Schwankungen gewohnt. Doch die Folgen der Corona-Krise trifft die deutschen Maschinenbauer, die die Branche bedienen, empfindlich. Der deutsche Binnenmarkt krankt hingegen am hausgemachten Problem des 52-GW-Deckels. Dabei sind die Aussichten auch in dieser Zeit gar nicht so schlecht.


Foto: Solar Promotion GmbH

Die Photovoltaikbranche sei zwar Schwankungen aus den letzten Jahren gewohnt, jedoch sehe es aufgrund der aktuellen Situation im Hinblick auf die Covid-19-Pandemie diesmal nicht danach aus, als könnten sich die Photovoltaik-Maschinenbauer von diesem Einbruch zeitnah erholen, so der VDMA-Fachverband Photovoltaik Produktionsmittel. „Die getrübte Stimmung spiegelt sich in einer Umsatzerwartung für das erste Quartal 2020 von minus 50 % im Vergleich zum Vorquartal wider“, heißt es in einer Mitteilung der Industrieorganisation heute Morgen.

„Die PV-Produktion ist weltweit in China konzentriert. Die große Abhängigkeit von der Volksrepublik bezüglich der Solarenergie macht sich durch die Covid-19-Pandemie besonders bemerkbar“, sagt Jutta Trube, Leiterin des VDMA-Fachverbands Photovoltaik Produktionsmittel. Die Auswirkungen der Corona-Krise werden sich in den Orderzahlen der gesamten Maschinenbaubranche widerspiegeln.

Ohne Asien läuft wenig in der globalen PV-Branche

Die meisten Lieferketten der Solarbranche begännen in Asien, von daher sei Corona von Beginn an ein Thema für die Solarbranche in Deutschland gewesen, erläutert Martin Ammon, Geschäftsführer der Marktforschungsorganisation EuPD Research aus Bonn, in den VDI nachrichten bereits Anfang April.

Die Logistik sei dabei ein wichtiges Thema, so Ammon: „Die Lieferungen werden nicht nur verzögert, sondern auch teurer. Schiffe fahren nur halb beladen, die Fahrer von Lkw müssen immer wieder in Quarantäne“, sagt er und skizziert mögliche Effekte, die sich aus einer eingeschränkten Produktion in Asien ergeben: „Erstens fehlen im Markt Vorprodukte für Solarmodule und -anlagen, und sei es nur, weil deren Transport nach Europa eingeschränkt ist. Zweitens fehlen irgendwann auch die Solarmodule selbst, die normalerweise aus Asien kommen. Und es ist wegen der Logistikprobleme schwer absehbar, wann bestellte Produkte in Europa ankommen.“

Bisher deutsche Maschinenbauer im PV-Sektor gut aufgestellt

Dabei haben sich die deutschen Maschinenbauer in dem von Asien bei den Endprodukten dominierten Markt prinzipiell gut aufgestellt, folgt man Peter Fath, Geschäftsführer der RCT Solutions GmbH und Vorsitzender des Vorstands des VDMA-Fachverbands Photovoltaik Produktionsmittel: „Die steigende Nachfrage nach deutschen Maschinen für die Solarzellenfertigung ist ein klares Indiz für die führende Rolle deutscher Technologie in diesem Wertschöpfungssegment. Die Investitionen der deutschen Bundesregierung und des deutschen Maschinenbaus in die Entwicklung fortgeschrittener Zellfertigungsprozesse von bifazialen und Hochleistungsprodukten zahlen sich aus.“

Man müsse diesen Weg weiter verfolgen. Dabei biete die offensichtliche globale Abhängigkeit von der chinesischen PV-Produktion auch Chancen für den deutschen Maschinenbau. Denn seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie verzeichne der deutsche PV-Maschinenbau eine deutliche Zunahme von Anfragen zum globalen Aufbau von Solarfabriken, so Fath: „Lokale Fertigung, um die Abhängigkeit von China zu durchbrechen, ist ein weltweiter Trend. Deutsche Maschinen laufen stabil und sind einfacher, in Betrieb zu halten im Vergleich zu chinesischen Wettbewerbsprodukten. Auch der Aufbau einer großen Fertigungskapazität in Europa ist nun wieder in aller Munde und der VDMA wirkt kräftig mit.“

52-GW-Solardeckel erdrückt deutschen Binnenmarkt

Ganz unabhängig von möglichen Lieferschwierigkeiten verzeichnet der deutschen Solarbranchenverband BSW Solar eine katastrophale Stimmung, weil die Bundesregierung sich nicht darauf einigen kann, wie die Energiewende in Deutschland weiter gestaltet werden soll. Weil die Koalitionspartner sich beim Wind nicht einig werden, muss die Zusage für einen weiteren Solarausbau als Geisel für die Forderungen des CDU-Wirtschaftsflügels im Windsektor nach einem Mindestabstand herhalten.

Solange aber der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Ausbaudeckel von 52 GW für kleiner und mittlere Anlagen nicht abgeschafft oder angehoben wird, droht ein abrupter Ausbaustopp. Die Folge, so der BSW Solar, sei, dass die Geschäftserwartung der Branche sich im freien Fall befinde. Bereits im April halbierte sich der Geschäftserwartungsindex innerhalb von nur drei Monaten

„Es ist unglaublich“, sagt BSW-Chef Carsten Körnig. Hunderttausende Menschen und Unternehmer wollten weiterhin in Photovoltaik auf ihren Dächern investieren, könnten durch den drohenden Förderstopp nun aber bereits im Sommer daran gehindert werden. „Wenige ausbleibende Federstriche zu gesellschaftlich längst geeinten Reformen gefährden derzeit Deutschlands Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz und nebenbei die Existenz Tausender Jobs in der Solarbranche.“

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