Zehn Jahre Windstrom von See in Deutschland 23. Jan 2020 Von Stephan W. Eder

Deutsche Offshore-Windkraft legt auch 2019 zu

Die deutsche Offshore-Windkraftbranche will höhere Ausbauvolumina schnell auf den Weg bringen. Politik soll schnell neue Ziele festzurren.

Erster Rammschlag für den Trianel Windpark Borkum II. EWE und Trianel setzen erstes Fundament für kommunalen Offshore-Windpark.
Foto: Trianel Windpark Borkum II

Die deutschen Unternehmen und Organisationen, die im Ofshore-Windkraftsektor engagiert sind, stellten heute morgen in Berlin die Zahlen für das Jahr 2019 vor. 160 Anlagen auf See mit einer Nennleistung von 1111 MW sind demnach mit erstmaliger Stromeinspeisung 2019 ans Netz gegangen.

Insgesamt waren in Nord- und Ostsee 1469 Anlagen mit einer Nennleistung von 7516 MW insgesamt am Netz. Sie speisten im vergangenen Jahr laut den Hochrechnungsdaten der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 25,8 TWh an Ökostrom ins Netz. Das entspricht einer Steigerung von etwa 25 % gegenüber der Hochrechnung des Vorjahrs.

Zehn Jahre deutsche Offshore-Windkraft

Zu Jahresbeginn 2010 ging damals der 60-MW-Windpark Alpha Ventus als Testfeld mit zwölf 5-MW-Anlagen ans Netz. „Die Offshore-Windenergie hat sich aus Deutschland heraus zu einer internationalen Erfolgsgeschichte entwickelt“, kommentierten die Branchenvertreter in Berlin die Zahlen. Dies sind der Bundesverband Windenergie (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO), die Stiftung Offshore-Windenergie, der Fachverband Power Systems des VDMA und das Windkraft-Unternehmensnetzwerk WAB.

Zurzeit ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für die Windenergie auf See als Ausbauziel eine installierte Leistung von 6,5 GW im Jahr 2020 verankert. Die maximal zuzuweisende Gesamtleistung hat das EEG für 2020 auf 7,7 GW gesetzt. Zum Jahresende 2019 ist die Maximalgrenze mit 7,516 GW noch nicht erreicht, da sich einige Anlagen noch im Bau befinden oder zum Jahresende noch keine Einspeisung ins Netz erzielt haben. Pilotanlagen mit 16,8 MW befinden sich Ende 2019 noch im Bau. Weiterhin liegt für weitere Pilotanlagen eine Netzanbindungszusage in Höhe von 19,3 MW vor, so die Branchenvertreter.

Branche fürchtet um Offshore-Ausbaulücke

„Die Branche fordert schon seit Langem einen Ausbau auf mindestens 20 GW bis 2030 und einen Ausbaupfad, der darüber hinausgeht. Dafür muss die Bundesregierung schnell die gesetzlichen Grundlagen schaffen und im ersten Schritt freie Kapazitäten von bis zu 2 GW vergeben, um die Folgen der Ausbaulücke für die heimische Industrie abzufedern“, so die Branchenvertreter in ihrer Erklärung. Nur so bleibe die heimische Lieferkette erhalten und frühere Erfolge – wie der 2-GW-Ausbau im Jahr 2015 – können erneut erreicht werden.

Die Offshore-Windkraftbranche hat hier vor allem das Schicksal der deutschen Windkraft an Land vor Augen, und sorgt sich. Schließlich ist diese durch eine über Jahre hinweg absehbare Ausbaulücke in eine ernsthafte Krise geschliddert. Und dies unter anderem deshalb, weil die politischen Rahmenbedingungen absehbar falsch gesetzt wurden. Selbiges sollte sich bei der Offshore-Windkraft nicht wiederholen.

„Jeder weitere Zeitverlust führt zu zusätzlichen Arbeitsplatzverlusten und gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Wir brauchen weiterhin einen starken Heimatmarkt, um auf dem stetig wachsenden Weltmarkt erfolgreich zu bleiben“, so die Offshore-Windkraft-Verbände.

Politik soll Offshore-Ausbauziel für 2030 schnell festlegen

Das festgelegte Offshore-Ausbauziel für die deutsche Nord- und Ostsee für das Jahr 2030 liegt zum Jahresende 2019 noch bei 15 GW. Die zur Erreichung fehlenden 4,2 GW werden ab 2021 in Ausschreibungsrunden nach dem zentralen Modell vergeben.

Aufgrund der langen Projektzyklen von Offshore-Windparks sei langfristige Planungssicherheit von hoher Bedeutung, so dass jetzt schon der Ausbau der Offshore-Windenergie bis 2035 und 2050 geplant werden müsse, erklärten die Branchenvertreter. Sonst drohten Engpässe und zeitliche Verwerfungen. Für 2035 ist nach Auffassung der Branchenvertreter eine Offshore-Wind-Kapazität von 30 GW bis 35 GW erforderlich, bis 2050 müsse diese auf über 50 GW ansteigen.

Dabei gelte es, ein Ausbauziel von 20 GW bis 2030 schnell verbindlich festzulegen, um Planungssicherheit zu schaffen. Zudem sei eine schnellstmögliche Vergabe von freien Kapazitäten bis zu 2 GW notwendig, um Folgen der Ausbaulücke abzufedern.

Green Deal der EU soll Offshore-Windkraft helfen

Mittelfristig setzt die deutsche Branche vor allem auf den „Green Deal“, den die EU-Kommission unter ihrer neuen Präsidenten Ursula von der Leyen postuliert hat. Auch hat Deutschland im kommenden halben Jahr die EU-Ratspräsidentschaft inne und den Vorsitz der Nordsee-Kooperation für verstärkten und koordinierten Offshore-Windausbau in Deutschland und Europa.

„Mit entsprechenden Signalen kann sich Deutschland auch vor dem Hintergrund seiner EU-Ratspräsidentschaft in diesem Jahr als glaubwürdiger Vorreiter im Klimaschutz präsentieren“, so die Branche in Berlin. Die Bedeutung eines großflächigen koordinierten Offshore-Windausbaus in Europa habe auch die Europäische Kommission mit ihrem Politikansatz des „European Green Deal“ verdeutlicht. Darin wird ein Ausbau der Offshore-Windenergie auf bis zu 450 GW bis 2050 als notwendig angesehen, um die angestrebte Klimaneutralität innerhalb der EU bis 2050 zu erreichen.

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