Wirtschaft in Zeiten des Krieges 10. Mrz 2022 Von Stefan Asche

Deutschland ginge auch ohne Russland die Energie nicht aus

Würde die Bundesregierung die Importe von Öl, Kohle und Gas auf null reduzieren, könnte sich die deutsche Wirtschaft anpassen. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukt (BIP) wäre laut aktueller Studie moderat.

Der Energiebedarf müsste kurzfristig auch über importierte Kohle gedeckt werden.
Foto: PantherMedia / scanrail

Forschende um die Ökonomen Moritz Schularick und Moritz Kuhn (Universitäten Bonn bzw. Köln) haben die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen eines Importstopps russischer Energie analysiert. Das Ergebnis: Die Folgen wären zwar deutlich, aber handhabbar. Deutschland würde die Energie nicht ausgehen. Allerdings müssten Öl, Steinkohle und Gas aus anderen Ländern bezogen und die Industrie langfristig umstrukturiert werden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde der Studie zufolge kurzfristig um 0,5 % bis 3 % zurückgehen. Pro Jahr und Einwohner wären das zwischen 100 € und 1000 €. Zum Vergleich: 2020 sank das BIP aufgrund der Corona-Pandemie um 4,5 %.

„Politik unterschätzt Ausweicheffekte“

Die Öl- und Kohleeinfuhren aus Russland könnten nach Einschätzung der Rheinländer relativ leicht durch Importe aus anderen Ländern ersetzt werden. Schwieriger werde es beim Gas. Hintergrund: Es gibt keine Pipelineinfrastruktur für Lieferungen aus anderen Regionen und nur wenige verfügbare Gasterminals. Aktuell bezieht Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund die Hälfte des jährlichen Gasbedarfs aus Russland. Die Forschenden berechneten anhand eines makroökonomischen Modells, welche wirtschaftlichen Folgen ein Stopp dieser Importe hätte und kombinierten die Ergebnisse mit Daten zum deutschen Energieverbrauch. Gas aus anderen Ländern wie Norwegen, Algerien oder Aserbaidschan und der Einsatz anderer Brennstoffe zur Elektrizitätsherstellung, wie Kohle oder Kernenergie, könnten das Defizit demnach kurzfristig nur auf etwa 30 % reduzieren.

Teures Gas müsste dementsprechend über den Sommer peu à peu eingekauft und eingelagert werden. Nur so könne der Bedarf im kommenden Winter gedeckt werden. Insgesamt aber sollten die Kosten des Importstopps selbst im pessimistischsten Szenario allerdings nicht über 3 % des BIPs ansteigen. Moritz Schularick, Professor an der Universität Bonn, gibt diesbezüglich zu bedenken: „Die Politik unterschätzt, dass sich Industrie und Konsumenten bei höheren Preisen anpassen werden.“ Sie könnten beispielsweise auf andere Energiequellen umsteigen oder den Verbrauch reduzieren.

Einkommensschwache Haushalte entlasten

Die Forschenden fordern die Politik auf, einkommensschwache Haushalte gezielt zu unterstützen und gleichzeitig Anreize für einen geringeren Gasverbrauch zu setzen. „Wenn ein Embargo gewünscht wird, sollte es möglichst früh beginnen, damit sich Industrie und Haushalte während des Sommers umstellen können“, sagt Schularick. Langfristig müsse außerdem die Gasinfrastruktur zu anderen Ländern ausgebaut werden.

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