Treibhausgasemissionen 2019 19. Dez 2019 Von Stephan W. Eder

Energieerzeuger stoßen 16 % weniger CO2 aus

Die Energiewirtschaft senkt CO2-Emissionen deutlich – Kohleverstromung stark rückläufig.


Foto: PantherMedia / Sebastian Heinrich

Die deutsche Energiewirtschaft hat nach Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im laufenden Jahr 2019 ihre CO2-Emissionen gegenüber 2018 um 16 % gesenkt, das entspricht 51 Mio. t. Im Vergleich zum Jahr 1990, dem Referenzjahr der internationalen Klimaschutzvereinbarungen, beträgt die Minderung sogar 44 %. Damit habe der BDEW 40 %-Minderungsziel für 2020 gegenüber 1990 bereits in diesem Jahr deutlich übertroffen, so der Verband.

Der Löwenanteil der Minderung sei auf den starken Rückgang der Nutzung von Stein- und Braunkohle in den vergangenen Jahren zurückzuführen: Allein im laufenden Jahr habe die Kohleverstromung um rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Dem stehe eine Zunahme der Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen von 9 % gegenüber.

Das deckt sich mit Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), die ebenfalls von einem merklichen Rückgang bei den CO2-Emissionen (bereinigt um Temperatureffekte und Lagerbestandsveränderungen) von „reichlich 50 Mio. t“ ausgeht.

Energiewirtschaft auf Klimaschutzkurs

„Es ist klar, dass wir uns trotz dieser sehr erfreulichen Zahlen nicht zurücklehnen können“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Sie rief die Bundesregierung zudem auf, die Empfehlungen der Kohlekommission von Anfang 2019 umzusetzen. „Die Ergebnisse der Kommission sind eine Steilvorlage für die Politik, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Leider werden die Empfehlungen bislang nicht eins zu eins von der Politik berücksichtigt. Ich sehe den Konsens der Kohlekommission daher in Gefahr. Im Grundsatz war und ist das eine sehr klare Einigung mit einem gesellschaftlichen Konsens.“

Knatsch beim Kohleausstieg

So beklagte sich der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner Haseloff, dass der 1,1-GW-Steinkohlekraftwerksblock 4 in Datteln in Betrieb gehen soll. Das aber bringt die im Kohlekompromiss fein austarierten Prioritäten und den Zeitplan der Stilllegungen der Kohlekraftwerke durcheinander. So sollte das Braunkohlekraftwerk Schkopau im Süden Sachsen-Anhalts 2038 abgeschaltet werden. Jetzt steht das Jahr 2026 im Raum.

Es sei wichtig, so Andreae, dass jetzt ein Kohleausstiegsgesetz verabschiedet werde, das keine entschädigungslose gesetzliche Stilllegung von Kraftwerken vorsieht, und dass unter anderem über den Kohleersatzbonus die Kraft-Wärme-Kopplung gestärkt werde.

Energiewirtschaft lobt Kompromiss beim Klimapaket

Die im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat gestern erzielten Kompromisse zum Klimapaket bezeichnete Andreae als ein sehr gutes Signal für den Klimaschutz. Der Einstiegspreis von 25 €/t CO2 im Verkehrs- und Gebäudesektor entspreche – wie vom BDEW gefordert – dem derzeitigen Zertifikatepreis im europäischen Emissionshandelssystem. Dadurch entstünden auch zusätzliche Einnahmen in Höhe von 5,4 Mrd. € gegenüber dem ursprünglich avisierten Einstiegspreis von 10 €/t.

„Es ist absolut richtig, dass diese Zusatzeinnahmen vollständig in die Senkung der EEG-Umlage fließen sollen“, sagte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin. Zusätzlich müssten auch jene Mittel, die bereits beim ursprünglich geplanten Einstiegspreis von 10 €/t für die Senkung der EEG-Umlage vorgesehen waren, weiterhin zu deren Reduzierung verwendet werden.

Energiewirtschaft setzt auf „grünes“ Gas

Zu den erfreulichen Entwicklungen im ablaufenden Jahr 2019 zählte Andreae die Neubewertung der Rolle von Erdgas: „Es ist ein echter Meilenstein, dass das Bundeswirtschaftsministerium gasförmige Energieträger als langfristig notwendigen Bestandteil der Energieversorgung in Deutschland anerkennt.“

Die Energiewirtschaft plädiert schon seit Längerem dafür, Erdgas als zweite Säule der Energiewende neben Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu etablieren und anzuerkennen. Der Branche ist aber auch längst klar dass traditionelles Erdgas als fossiler Energieträger irgendwann abgelöst werden muss durch. Der Anteil grüner Gase muss mit Blick auf die Klimaziele daher stetig und deutlich steigen. Der BDEW werde daher im kommenden Jahr eine „Roadmap grüne Gase“ vorlegen, so Andreae.

„Green Deal“ der EU unter der Lupe

2020 werde sich der BDEW intensiv in die Debatte über den sogenannten Green Deal der Europäischen Kommission einbringen. „Es ist ein wichtiges Signal, dass die Europäische Kommission die Klima- und Energiepolitik so stark ins Zentrum ihrer künftigen Arbeit stellen wird.“ Die ehrgeizigen Ziele ließen sich allerdings nur mit den richten Rahmenbedingungen erreichen, stellte der BDEW klar.

Zu weiteren Schwerpunkten des Branchenverbands für das kommende Jahr gehöre neben dem Kohleausstiegsgesetz die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sowie BDEW-Vorschläge für eine Strategie zum weiteren Ausbau der Photovoltaik und der Offshore-Windkraft. Zu den Themen für 2020 gehöre zudem die künftige wichtige Rolle von Wasserstoff.

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