Forscher wollen bei Energiewende vom Ausland lernen
Ein neuer Bericht der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) zeigt, wie und mit welcher Motivation andere Länder in die Energiezukunft aufbrechen.

Foto: PantherMedia/Elnur_
Wie sieht eine bezahlbare, verlässliche und nachhaltige Energieversorgung in Zukunft aus? Das beantworten die Staaten dieser Welt, auch ungeachtet gemeinsamer Ziele wie dem Pariser Weltklimaabkommen von 2015, ganz unterschiedlich. Eine der „Fact Finding Missions“ der Acatech hat dazu geforscht und bringt als Ergebnisse unter anderem eine Kooperation mit Australien ins Spiel und fordert ein positives Narrativ für die Energiewende.
Länder wie die USA, China, Südkorea, Japan oder Australien haben ganz unterschiedliche Motivationen, das eigene Energiesystem umzubauen und Energiepolitik beziehungsweise Energieforschung zu gestalten. So legen als Konsequenz die Länder bei der Förderung bestimmter Technologien teilweise sehr verschiedene Schwerpunkte.
Globale Konkurrenz bei Lösungen für die Energiewende
Während Südkorea als ressourcenarmes Land die Erforschung und Entwicklung von Batteriespeichern vorantreibt, verfügt Australien über immense Vorkommen an fossilen Rohstoffen, möchte aber in Zukunft vor allem als grüner Energieexporteur in Erscheinung treten, berichtet die Acatech. Japan platziere sich mit seiner Wasserstoffstrategie als potenzieller Importeur dieser Energie.
In den USA ist, trotz untergeordneter Klimapolitik, eine sehr zügige Umsetzung und Anwendung von Forschungsergebnissen in der Praxis auffällig. Wohingegen China im Bereich Energieforschung große Fortschritte gemacht hat: Dort entspreche das Niveau der Forschung in einigen anwendungsnahen Bereichen westlichen Standards oder übertreffe diese sogar, konstatieren die Expertinnen und Experten in ihrem Abschlussbericht.
Bei deutscher Energiewende vom Ausland lernen
Der Bericht der Acatech stellt heraus, wie Deutschland seine Energieforschung optimieren und das Energiesystem erfolgreich transformiern kann. Ganz wichtig dabei: eine zentrale Koordinierung der Energiewende. Nur so lasse sich Expertise bündeln und die optimal Forschung verknüpfen. „Zwar fördert die dezentrale Forschung in Deutschland den Wettbewerb und die Unabhängigkeit der Energieforschung, jedoch führt das auch zu einer gewissen Fragmentierung des Know-hows bei wichtigen Schlüsseltechnologien“, so die Forschungsgemeinschaft.
Es müsse gelingen, die bereits bestehende wissenschaftliche und industrielle Forschung in Deutschland stärker miteinander zu verzahnen und gezielter als bisher zu fördern, das ist eine Erkenntnis des Berichts. So ließen sich innovative Forschungsfelder frühzeitiger identifizieren und Forschungsthemen besser strategisch entwickeln.
Großtechnologien für Energiewende breit fördern
Längst ist klar, dass die Anstrengungen, die aus dem Weltklimaabkommen folgen, enorm sind, weil die ganzen industriellen Wertschöpfungsprozesse dekarbonisiert werden müssen. Entsprechend wichtig sind Großtechnologien, die möglicherweise als Schlüssel eine Rolle hierbei spielen können. Konkret nennt die Acatech mit Blick auf internationale Märkte und die Sektorkopplung die Power-to-X-Technologien und Technologien, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Hinzu kämen CCUS-Technologien (CCUS: Carbon, Capture, Usage & Storage) sowie die elektrochemischen Speicher.
Für ihren Bericht sind die Autorinnen und Autoren wirklich in diese Länder gereist und haben sich vor Ort angesehen, was gemacht wird. Im Sinne eines globalen, internationalen Benchmarkings habe sich das als sehr sinnvoll erwiesen, so der Schluss der Acatech, in Zukunft solle das auf die G20-Länder übertragen werden.
Energiewende: Forscher regen internationale Technologieallianzen mit Australien an
Internationale Allianzen in ausgewählten Technologiefeldern böten die Möglichkeit, potenzielle Rückstände in der Systemkompetenz Deutschlands aufzuholen sowie neue Märkte zu erschließen, heißt es im Bericht. Konkret regt er eine strategische Zusammenarbeit mit Australien an: Das Land sei ein idealer Partner für ein langfristiges, großskaliges Kooperationsvorhaben, das die gesamte Wertschöpfungskette des grünen Wasserstoffs abdecke.
Nach wie vor genießt die deutsche Energiewende insbesondere im außereuropäischen Ausland einen guten Ruf. Das müsse Deutschland nutzen, um die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu demonstrieren. „Im Ausland beobachtet man genau, wie wir in Deutschland die Energiewende gestalten und an welchen Themen geforscht wird. Wir haben hier immer noch eine Art Vorbildfunktion – und dieser sollten wir jetzt gerecht werden, indem wir zeigen, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze sind. Dafür brauchen wir schnell erfolgreiche und großskalige Projekte, damit wir ein positives Narrativ der Energiewende schaffen, das auch zukünftige politische Strömungen überdauern kann“, erklärt Projektleiter und Acatech-Mitglied Robert Schlögl.