Kernenergie: Global gut im Rennen
International sieht sich die Branche angesichts der Suche nach dem schnellen Aufbau einer treibhausgasneutralen Energieversorgung gut aufgestellt.

Heute werden im Schnitt rund 10 GW an nuklearer Kraftwerkskapazität jährlich weltweit gebaut. Markttreiber ist Asien, vor allem China (im Bild: Neubau des KKW Taishan im Jahr 2012).
Foto: dpa Picture-Alliance/Zhou Huadong
Energiewende in den USA – ja, sie findet statt, trotz des Austritts aus dem Pariser Weltklimaabkommen durch US-Präsident Donald Trump. Was Washington nicht will, das setzen US-Bundesstaaten um. Die Themen sind bekannt: Netzausbau und -stabilität, Ausbau erneuerbarer Energien; die Speicherfrage.
So skizziert die US-Unternehmensberatung McKinsey die Lage im Bundesstaat New York. Was nicht thematisiert wird, ist die Kernkraft. Die ist heute Bestandteil des Stromerzeugungsmix – und soll es auch 2040 sein, wenn der Ostküstenstaat eine treibhausgasfreie Stromerzeugung erreicht haben will. Rund 20 TWh soll die Kernkraft laut McKinsey dann zum Gesamtbedarf von circa 220 TWh beitragen.
Kernenergie für Klimaschutz
Dieses Bild ist im globalen Kontext normal: Kernkraft ist für viele Staaten ein mögliches Mittel, um weniger Treibhausgasemissionen zu erreichen. Man brauche weltweit „Kernenergie in jeder Form, gleich, ob in großen Kraftwerken oder flexiblen kleineren Anlagen“, sagt Agneta Rising, die Generaldirektorin des Welt-¬Kernenergieverbands WNA, im Gespräch mit den VDI nachrichten.
Unter „kleinen“ Reaktoren, den Small Modular Reactors (SMRs), versteht die WNA Anlagen mit weniger als 300 MW elektrischer Leistung. „Es gibt inzwischen viele ganz unterschiedliche SMR-Projekte, zum großen Teil mit Rückendeckung der jeweiligen Regierung“, weiß sie. Doch sind Großkraftwerke der Standard, in der Praxis SMRs die Ausnahme: Derzeit gibt es vier SMR-Designs, von denen es Anlagen im Betrieb gibt; sechs weitere sind im Bau, für zehn SMR-Typen gibt es weit fortgeschrittene Pläne.
Kleinreaktoren in der Kritik
Kritiker wie Michael Sailer, ehemaliger Leiter des Öko-Instituts, sehen SMRs nicht als aussichtsreich an; sie „werden nicht so betriebstauglich funktionieren, wie die Proponenten es sich vorstellen“, sagte er den VDI nachrichten im August. So seien Investoren nicht zu überzeugen. „Man wird nur große Reaktoren heutigen Typs bauen, weil es die einzigen sind, die im Verhältnis zum Leistungsoutput halbwegs bezahlbar sind“, erklärte er. Alle Neubauprojekte, die derzeit weltweit liefen, seien in „staatlicher Umgebung angesiedelt“.
In Deutschland geht es vor allem um den Rückbau von Reaktoren. Und nicht nur dort: Eine Studie der Berater von Arthur D. Little sieht bis 2030 global den Rückbau von 80 Anlagen, was in einem Marktvolumen von 105 Mrd. € resultiere – davon 45 Mrd. € für Spezialfirmen in diesem Segment. Für Deutschland nennt ADL-Partner Michael Kruse ein Volumen von allgemein circa 8 Mrd. €.