Noch mehr Ökostrom ist gar nicht so viel teurer
Wie erneuerbare Energien in Zukunft im Rahmen der Energiewende mehr gefördert werden, dass soll die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) festschreiben. Derzeit berät der Bundestag über einen Vorschlag der Bundesregierung, der Bundesrat hat Nachbesserungen angemahnt. Eine Kurzstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nimmt jetzt die Mehrkosten bei einem erhöhten Ausbau unter die Lupe.

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Vielleicht wird es ja noch etwas mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vor Weihnachten. Das EEG 2021 könnten Bundestag und Bundesrat noch kurz vor dem vierten Advent verabschieden. Aber es ist in den letzten Jahren viel liegengeblieben beim EEG, die Erwartungen sind hoch: Unter anderem sollen die Ausbauziele, wie viel Strom denn bis 2030 aus erneuerbaren Energiequellen in Deutschland kommen soll, angehoben werden.
Die EEG-Novelle war schon im Bundestag und Bundesrat, jetzt gibt es einen ganzen Strauß an Änderungswünschen, entsprechend hoch dürfte der Beratungsbedarf sein. Unter anderem fordert der Bundesrat die Ausbauziele noch zu erhöhen. Dessen Folgekosten hat sich das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln in einer Kurzstudie angesehen. Fazit: So teuer würde das gar nicht werden.
Die Ausbauziele für Ökostrom reichen nicht aus
Derzeit sieht die geplante Novelle des EEG folgendes neues Ausbauziel: Bis 2030 soll 65 % des Elektrizitätsverbrauchs in Deutschland über Ökostrom bereitgestellt werden. Konkret rechnet die Bundesregierung mit einem gesamten Stromverbrauch im Zieljahr von 580 TWh; 65 % davon wären knapp 380 TWh.
„Allerdings gibt es hier eine Fehleinschätzung: Die Rechnung beruht auf der Annahme, dass der Stromverbrauch sich bis 2030 nicht verändern wird“, schreiben die IW-Fachleute Andreas Fischer und Roland Kube. Realistisch seien 750 TWh, gleichbedeutend mit fast 490 TWh Ökostrom. Damit stehen die Experten längst nicht allein: Der Bundesrat hat, befördert auch durch entsprechende Kritik aus der Branche, die Bundesregierung aufgefordert einen entsprechend geänderten Entwurf vorzulegen.
Deutlicher Webfehler bei der EEG-Novelle
„Drei gute Gründe sprechen dagegen“, so das IW, nur von 580 TWh auszugehen. Erstens dürfte es 2030 deutlich mehr Elektroautos geben. Zweitens steige der Anteil elektrischer Wärmeversorgung (Wärmepumpen) in Wohngebäuden. Und drittens brauche die Industrie dringend deutlich mehr grünen Strom – unter anderem für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Entsprechend müsste aber auch der Anteil an grünem Strom deutlich stärker steigen als bisher geplant.
Die neue IW-Kurzstudie zeigt, dass bei einer entsprechenden Anhebung des Ausbaupfades sich die verfügbare Ökostrommenge in 2030 um knapp eine Viertel erhöhen würde. Damit würde auch bei einem realistischerweise höherem Stromverbrauch das Ziel von 65 % Ökostromanteil möglich sein.
Mehr Ökostrom bis 2030 kostet verursacht relativ geringe Mehrkosten
Dem IW zufolge würden diese 25 % mehr Ökostrom aber nicht auch gleichbedeutend damit sein, dass die Finanzierung dieses Ausbaus auch 25 % teuerer würde. Nein, es schlügen nur 8 % mehr zu Buche. Diese Förderkosten werden bislang über die EEG-Umlage auf Stromverbraucher umgelegt, was für einen vierköpfigen Haushalt im Jahr knapp 20 € mehr bedeuten würde.
Die IW-Experten nennen diesen Anstieg „vergleichsweise gering“. Das das so wenig sei, ergebe sich vor allem durch die deutlich gesunkene Fördersätze für neue Solar- und Windanlagen. „Die relativen Förderkosten für Erneuerbare Energien – also in Euro je erzeugter Megawattstunde – sind in den vergangenen zehn Jahren bereits um knapp 30 % gefallen“, so die Studienautoren.
IW fordert: Ökostromausbau in Zukunft anders finanzieren
Unabhängig davon mahnt das IW anlässlich der EEG-Novelle an, den im Rahmen der Energiewende nitwendigen weiteren Ökostromausbau endlich anders zu finanzieren als über den bisherigen EEG-Umlagemechanismus. Dauerhaft sei eine hohe Kostenbelastung der Stromverbraucher nicht zielführend.
Daher sei hier der Schritt der Bundesregierung zu begrüßen, die EEG-Umlage zukünftig durch die Einnahmen des geplanten nationalen Emissionshandels mitzufinanzieren. „Dies sollte bis 2030 zu einer deutlichen Entlastung bei den Stromkosten führen“, glaubt das IW.
„Zukünftig sollte die Bundesregierung das Ziel verfolgen, die Finanzierung der erneuerbaren Energien nicht weiter auf die Stromverbraucher abzuwälzen“, sagt Studienautor und IW-Ökonom Andreas Fischer. „Ein hoher Strompreis setzt falsche Anreize und behindert die Energiewende. Perspektivisch ist daher die Deckung der Förderkosten durch Haushaltsmittel wie etwa die Einnahmen der geplanten CO2-Bepreisung anzustreben.“