Solarer Aufbruch im Iran
Der Iran setzt verstärkt auf Sonnenstrom. Kernstück der Strategie ist die Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmen.

Foto: H. C. Neidlein
Bis 2020 will der Iran die installierte Leistung an erneuerbaren Energien auf mindestens 5 GW ausbauen. „Ziel ist neben dem Umwelt- und Klimaschutz die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Erhöhung der Wertschöpfung und die Diversifizierung der Energieversorgung“, sagt Jafar Mohammadnejad Sigaroudi von der staatlichen Agentur für erneuerbare Energien in Teheran. Durch die verstärkte Deckung des inländischen Strombedarfs über erneuerbare Energien verspricht sich das Land auch, mehr Öl und Gas exportieren zu können.
Im Iran sind rund 74 GW an Stromerzeugungsleistung installiert. Daneben gibt es schon lange Talsperren zur Wasserkraftwerke, insgesamt rund 10 GW Wasserkraft, darin enthalten auch ein 1-GW-Pumpspeicherkraftwerk.
Der Iran baut beim Erfahrungsaustausch in Sachen Energiewende stark auf internationale Zusammenarbeit, wie Sigaroudi betont. So gehört das Land zu einem der Gründungsmitglieder der Irena (International Renewable Energy Agency) und der Einspeisetarif wurde nach deutschem Vorbild gestrickt.
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) fördert den Ausbau erneuerbarer Energien in dem Land seit Jahren. Wissenschaftler der TU Berlin helfen derzeit beim Aufbau eines Marktes für erneuerbare Energien durch universitäre Aus- und Weiterbildung und bei der beruflichen Bildung. Ein „Green Energy Center of Iran“ ist im Aufbau, das BMWi fördert es bis 2020 über die Internationale Klimaschutzinitiative mit 1,5 Mio. €.
In Sonderwirtschaftszonen gewähren Städte wie Rafsanjan (150 000 Einwohner) in der Provinz Kerman im Südosten des Landes zusätzliche Steueranreize für entsprechende Investitionen. Dort weihte der Provinzgouverneur vergangene Woche einen 1,2 MW starken Solarpark ein. Die österreichische Unternehmensgruppe KPV Solar konnte ihn innerhalb von sechs Monaten als Joint Venture mit einer iranischen Unternehmenstochter realisieren und die Investition von rund 1 Mio. € komplett durch Eigenkapital finanzieren.
Beteiligt sind die österreichischen Firmen Fronius (Wechselrichter) und Kioto Solar (Module). Montiert wurde die Anlage vom örtlichen Installationsbetrieb Mehrabad Renewable Energy. „Wir sind sehr beeindruckt von der Qualität der Installation, beispielsweise von der Erdung und der Kabelverlegung“, sagt Benjamin Fischer, Fronius-Vertriebsmanager für diese Region.
Mit 1800 kWh bis 1900 kWh Stromerzeugung je kW installierter Nennleistung ist der erwartete solare Ertrag fast doppelt so hoch wie in Deutschland oder Österreich. 330 Tage im Jahr scheint im Iran in Regionen wie Kerman die Sonne. „Wir rechnen mit einer Amortisation innerhalb von vier bis fünf Jahren“, sagt Gerhard Rabensteiner, Geschäftsführer bei KPV Solar.
Der Strom des Solarparks wird mit 12 Cent/kWh inklusive Inflationsausgleich vergütet. Rabensteiner kündigte an, in dem Industriepark innerhalb der kommenden Monate weitere sechs Solarparks mit je 10 MW zu errichten. Für zehn Jahre lockt dort eine Befreiung von der Körperschaftssteuer, die üblicherweise 25 % beträgt. Zudem müssen keine Einfuhrzölle bezahlt werden. Mittlerweile interessieren sich auch örtliche Unternehmen außerhalb der Sonderwirtschaftszone für Solarstrom. So will eine Spedition ihr Dach mit 2 x 5 MW an Photovoltaik „made in Austria“ bestücken, berichtet Rabensteiner.
Hinzu kommt die Schienenanbindung an den größten iranischen Containerhafen in Bandar Abbas im Südiran. Rund zehn Unternehmen, darunter ein chinesischer Stahlverarbeiter, haben sich mittlerweile in der mehrere Dutzend Hektar großen Sonderwirtschaftszone angesiedelt.
Umgerechnet zwischen 8,2 Cent/kWh und 20,5 Cent/kWh an Einspeisevergütung stellt das Förderprogramm der iranischen Regierung für die Photovoltaik bereit. Erst jüngst wurde deren Laufzeit von fünf auf 20 Jahre verlängert, wobei die Vergütung nach zehn Jahren auf 70 % sinkt.
Seit Bekanntgabe der Einspeiseförderung seien in der Region über 3700 Anträge für kleinere Photovoltaikdachanlagen eingegangen, so ein Mitarbeiter des staatlichen Netzbetreibers. Er verweist darauf, dass im Iran aufgrund der hohen Netzdichte und einer Elektrifizierungsrate von 98,4 % ein Netzanschluss der Solarstromanlagen in den meisten Gebieten problemlos möglich ist.
Peter Prasser, Geschäftsführer von Kioto-Solar, kündigte am Rande der Eröffnungsfeier an, aufgrund der starken Nachfrage eine eigene Solarmodulproduktion im Iran aufzubauen. Als Hürde für Investitionen gilt noch der schwierige Zahlungsverkehr mit dem Ausland. Der österreichische Botschafter Stefan Scholz äußerte sich jedoch vor Ort im Gespräch zuversichtlich, dass sich dies in absehbarer Zeit verbessern wird.