Trotz Gas-Lieferstopps sind deutsche Speicher zu 90 % gefüllt
Die fallenden Temperaturen haben die Gasheizungen in Deutschlands Haushalten aus dem Sommerschlaf geholt. Zumindest gibt es eine gute Nachricht: Auch ohne Gas aus Russland können die Gasspeicher noch befüllt werden. Doch die Sicherheit hat ihren Preis.

Die Gasspeicher in Deutschland sind Ende September bereits zu 90 % gefüllt. Die restlichen 5 Prozentpunkte bis zum geplanten Füllstand Anfang November sind greifbar. Die vollen Speicher schaffen Sicherheit, doch diese hat einen Preis. Gas hat sich seit dem Beginn des Ukrainekriegs deutlich verteuert.
Foto: panthermedia.net/Marc Mielzarjewicz
Trotz der Ende August eingestellten Gaslieferungen aus Russland sind die deutschen Gasspeicher mittlerweile zu mehr als 90 % gefüllt. Das geht aus Daten der europäischen Speicherbetreiber hervor, die am Montagabend im Internet veröffentlicht wurden. Demnach erreichten die Speicher am vergangenen Sonntag einen Füllstand von 90,07 % – 0,32 Prozentpunkte mehr als am Vortag. Die Füllstandsangaben werden immer mit Verzögerung gemeldet.
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Eine Ministerverordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. November, also in sechs Wochen, zu mindestens 95 % gefüllt sein sollen. Die bei diesem Füllstand gespeicherte Gasmenge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch im Januar und Februar 2022.
An kalten Tagen liefern Gasspeicher 60 % des Bedarfs
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. An kalten Wintertagen werden bis zu 60 % des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt.
LNG-Terminals könnten die Gaslage ab Januar 2023 entspannen
Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen erreichen, dass die Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode möglichst voll sind. Deutschland soll damit im Winter besser mit dem Totalausfall russischer Lieferungen zurechtkommen. Derzeit erhält Deutschland Erdgas über Pipelines aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Zum Jahreswechsel sollen an der deutschen Nordseeküste die ersten beiden Terminals zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Betrieb genommen werden.
EU-Kommission schlägt Gaspreisdeckel und Übergewinnsteuer vor
Dass die Verfügbarkeit mit Gas durch die hohen Füllstände wahrscheinlich sichergestellt ist, bringt auf der einen Seite Erleichterung. Auf der anderen Seite wird der Preis für diese Versorgungssicherheit vielen Haushalten noch zu schaffen machen. Die Gaspreise sind im Zuge der Knappheit sprunghaft gestiegen.
Größter Gasspeicher in Deutschland wird diese Woche gewartet
Die Gasspeicher der EU waren am Sonntag vorläufigen Angaben zufolge im Schnitt zu 85,99 % gefüllt. EU-weit gilt seit dem Frühjahr die Vorschrift, dass die Speicher bis zum 1. November zu 80 % gefüllt sein müssen. Dieses Ziel war schon Ende August erreicht worden. 18 Mitgliedstaaten verfügen über unterirdische Gasspeicher.
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Der Füllstand des größten deutschen Speichers im niedersächsischen Rehden liegt derzeit bei knapp 75 %. Wegen einer geplanten Wartung dieses Speichers wird dort seit vergangenem Montag nicht mehr ein- und ausgespeichert. Die Wartung soll bis kommenden Samstag andauern.
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