Wasserstoff: Hoffnungsträger der Energiewende
Weil die CO2-Emissionen sinken müssen, verbieten sich zunehmend Öl und Erdgas. Als vielversprechendster Brennstoff des postfossilen Zeitalters gilt Wasserstoff.

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Das Jahr 2020 ist das Jahr des Wasserstoffs. Auf jeden Fall in Japan, denn anlässlich der 32. Olympischen Sommerspiele will das Land Nachhaltigkeit demonstrieren. Und dazu gehört Wasserstoff. Nicht umsonst gibt es reichlich Brennstoffzellen-Heizgeräte in Japan, nicht umsonst stammt der Mirai von hier, der erste laut Hersteller Toyota in Großserie produzierte Brennstoffzellen-Pkw.
Die maue Energiewende im Verkehrssektor macht den Energieträger Wasserstoff auch hierzulande zum Hoffnungsträger. Weil allen klar ist, dass sich eine Energiewende alleine mit batterieelektrischen Antrieben kaum stemmen lässt. Pünktlich zur IAA in Frankfurt im Herbst kam Wasserstoff wieder auf die Tagesordnung.
Nationale Wasserstoffstrategie fehlt
Was aber fehlt in Deutschland, ist eine nationale Wasserstoffstrategie. Zwar will sie die Bundesregierung, wie vier Minister bereits im November kundtaten, aber das dauert wohl noch. „Wir wollen bei Wasserstofftechnologien die Nummer eins in der Welt werden“, bekräftigte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Denn Wasserstoff biete enormes Potenzial für die Energiewende, den Klimaschutz und Arbeitsplätze.
So begehrt der Wasserstoff als Brennstoff ist, so tückisch ist seine Herstellung. Damit das Gas keinen CO2-Rucksack trägt, muss die Wasserelektrolyse das heute gängige erdgasbasierte Verfahren ersetzen: die Dampfreformation. So wird die Wasserstoffproduktion eine der (Öko-)Stromsenken künftiger Jahrzehnte.
Koksersatz für Stahlindustrie
Beispiel Stahlindustrie. Um auf Kokskohle als Reduktionsmittel für das Eisenerz verzichten zu können, forschen viele Stahlkonzerne an der Direktreduktion mit Wasserstoff. Österreichs Branchenprimus Voestalpine hat ausgerechnet, wie viel Strom er benötigen würde, um sein Linzer Hüttenwerk vollständig umzustellen: 33 TWh pro Jahr. Und das entspricht knapp der Hälfte der heutigen österreichischen Stromproduktion.
Beispiel Chemieindustrie: Inwieweit sich Wasserstoff als Rohstoff für die Synthese von Basischemikalien oder komplexeren Verbindungen eignet, prüfen aktuell viele Unternehmen. Ihre Forschungsansätze halten sie allerdings zurzeit noch unter Verschluss.
Spruchreif sind Prestigeprojekte wie Carbon2Chem, bei dem Hüttengase mit grünem Wasserstoff zu Ausgangsprodukten für Kraftstoffe und Düngemittel werden. Und im Projekt Rheticus werden Elektrolyseur und Bioreaktor gekoppelt, um Butanol und Hexanol zu erzeugen.
Den Fokus „Wasserstoff“ lesen Sie im aktuellen e-Paper der VDI nachrichten auf den Seiten 20 bis 24