Interdisziplinäre Forschung: Gemeinsam auf Lösungssuche
Interdisziplinarität: Problemstellungen, die viele Menschen bewegen, sind komplex. Sie verlangen die Kooperation verschiedener Fachdisziplinen. Das ist häufig leichter gesagt als getan.

Foto[M]: PantherMedia/levente/mouse_md/Vilisov/Vitmann/Tribaliumivanka/-devor-/VDIn/gs
Ein Fach allein wird auf vielen Gebieten nicht mehr reichen, um Phänomene zu erklären, Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen und Projekte zu finden und dem steigenden Informationsdurst der Bevölkerung zu genügen.
Die Gesellschaft, so Ruth Müller, Professorin für Wissenschafts- und Technologiepolitik an der TU München, stehe vermehrt vor facettenreichen Aufgaben, die etwa ökologische, medizinische, technische und soziale Dimensionen aufweisen. Da das wissenschaftliche System oft sehr schnell getaktet und von übertriebenem Wettbewerb gekennzeichnet sei, bliebe für interdisziplinäre Forschung aber kaum Zeit. Ruth Müller: „Es muss möglich sein, dass sich unterschiedliche Forschungskulturen kennenlernen und voneinander lernen können.“
Klimaveränderungen vor Ort ermittelt
Beispiele für solche Kooperationen gibt es bereits, auch auf grenzüberschreitender Ebene. So haben sich ein Architekt aus Karlsruhe und ein Klimaphysiker aus Leeds zusammengetan, um eine scheinbar simple Frage zu beantworten: Wie wirken sich Klimaveränderungen auf einen konkreten Ort aus? Allein wären beide Wissenschaftler an der Herausforderung gescheitert, aber zusammen konnten sie die – im Detail sehr komplexe – Nuss knacken.
Oft nicht klar, was am Ende herauskommt
In der Regel sind Startvoraussetzungen, Herangehensweisen und oft sogar die Ergebnisse bei interdisziplinären Projekten völlig verschieden. Aber genau das könne die Stärke solcher Kooperationen sein, meint Kurt D. Bettenhausen, Vorstand für neue Technologien und Entwicklung bei der Harting-Gruppe. Wer von vornherein von einem Richtig oder Falsch ausgehe, könne sich Interdisziplinarität sparen. „Anderen zuzuhören, insbesondere in Forschungsprojekten, wo noch nicht klar ist, was am Ende herauskommen wird, ist nicht unbedingt das, was wir in unserer Ausbildung beigebracht bekommen.“
Für den Mainzer Forscher Sebastian Lerch ist nicht die vermeintliche Nähe der Disziplinen entscheidend, sondern das Projekt. „Wenn es um die Einrichtung oder den Bau einer Sporthalle geht, braucht der Bauingenieur womöglich die Hilfe des Sportwissenschaftlers.“
Den Fokus „Interdisziplinarität“ lesen Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten.