Kritik an mangelnder Digitalisierung
Was verbinden die Menschen weltweit mit der Bundesrepublik? Bei wirtschaftlichen Aspekten, beim Gesundheitssystem oder bei internationalen Beziehungen ist der Blick auf Deutschland sehr positiv. Kritisch werden Umweltskandale, mangelnde Digitalisierung sowie Populismus und rechtsextreme Anschläge wahrgenommen.

Foto: PantherMedia / alphaspirit
In einer Onlinebefragung, organisiert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und vom Goethe-Institut, gaben für die Studie „Außenblick – Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona“ zunächst 600 Menschen aus knapp 40 Ländern mit fundiertem Wissen über Deutschland Auskunft, anschließend wurden etwa 50 weitergehende Interviews geführt.
Demnach wird Deutschland nach wie vor als führende Wirtschaftsmacht und stabile Demokratie betrachtet. Risse erhält das Bild bei den Themen digitale Infrastruktur und Umweltschutz. Hier attestierten die an der Studie Teilnehmenden Deutschland eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auch bei der Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner Kolonialgeschichte sehen sie Nachholbedarf. Als eines der größten Risiken wird die Zunahme populistischer und extremistischer Tendenzen eingeschätzt: An der Studie Teilnehmende beschreiben, dass sie in den vergangenen Jahren in Deutschland weniger Freundlichkeit erlebt und verstärkt das Gefühl hätten, nicht willkommen zu sein.
Große Erwartungen an Deutschland
Grundsätzlich könne sich Deutschland im Bereich der Forschung, Wissenschaft, Kunst oder Film noch intensiver international austauschen. Gleichzeitig würdigen die Befragten die weltweiten Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen der Bundesrepublik und ihren kooperativen Ansatz. Dies mache die Zusammenarbeit von Partnerinstitutionen mit Deutschland besonders für Forschende und Kulturschaffende attraktiv.
Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der GIZ, sagt, am Beispiel Digitalisierung würden widersprüchliche Wahrnehmungen und große Erwartungen an Deutschland deutlich: „Auf der einen Seite wird uns ein Rückstand widergespiegelt. Auf der anderen Seite wird Deutschland eine besondere Rolle bei der Erarbeitung von Regeln und Rahmenbedingungen zugesprochen. Der digitale Wandel spielt in unserer konkreten Arbeit eine wachsende Rolle und wir kümmern uns intensiv darum, unsere Gestaltungskraft einzubringen und auszuweiten.“
Moderate Studienkosten sind ein Vorteil
Kai Sicks, DAAD-Generalsekretär, führt dazu aus: „Deutschland ist als Standort für Bildung und Forschung bei den Gefragten weltweit sehr geschätzt. Gleichzeitig wünschen sich internationale Talente einen einfacheren Zugang zum deutschen Bildungssystem. Dabei bewerten sie die Kombination aus hochwertiger Lehre und exzellenter Forschung bei moderaten Kosten für die Studierenden als großen Wettbewerbsvorteil.“ Dies sollte, so Sicks, Deutschland stärker nutzen. Positive Erwähnung finde zudem, dass deutsche Hochschulen intensiv mit Partnerinstitutionen weltweit zusammenarbeiten und viele internationale Forschende im Land anzutreffen sind. „Auch die vielfältigen Austauschmöglichkeiten und Stipendien für Studierende werden von den Befragten sehr geschätzt.“