Brüssel will Krebstherapien europaweit koordinieren
Die Krebsbekämpfung darf weder an europäischen Grenzen noch an langwierigen Anträgen für eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen scheitern. Diese beiden Hauptforderungen formulierte das EU-Parlament vergangene Woche im Abschlussbericht des „Sonderausschusses zur Bekämpfung von Krebs“.

Rund 1,3 Mio. Menschen starben 2020 in der EU an Krebs, darunter auch 6000 Kinder und Jugendliche.
Foto: panthermedia.net / vitanovski
Der Zugang zu erfolgversprechenden Krebstherapien und Arzneimitteln bleibt vielen EU-Bürgern verwehrt. 2020 starben in der EU 1,3 Mio. Frauen und Männer an Krebs, darunter auch 6000 Kinder und Jugendliche. Die Intensivbehandlung von an Covid-19 Erkrankten hat die Situation in den letzten beiden Jahren weiter verschärft. Nach Schätzungen der EU-Kommission gibt es derzeit eine Million nicht diagnostizierter Krebsfälle in der EU, turnusmäßige Vorsorgeuntersuchungen zum Screening von Brustkrebs, Prostata oder kolorektales Karzinom unterbleiben.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie fällt die Bilanz im Kampf gegen den Krebs besorgniserregend aus. In dem Zeitraum wurden schätzungsweise 100 Mio. Vorsorgeuntersuchungen in Europa nicht durchgeführt. Wegen der Überbelastung der Gesundheitssysteme erhielt jeder fünfte Krebspatient die benötigte chirurgische oder chemotherapeutische Behandlung nicht rechtzeitig. Nach der Veröffentlichung des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung im November 2021 startete die Kommission jetzt im Februar mit der Veranstaltung „Gleichen Zugang für alle schaffen“ eine Reihe neuer Initiativen. Dabei standen jetzt geschlechtsspezifische Maßnahmen zur Bekämpfung von Krebs bei Frauen im Mittelpunkt.
Europäische Gesundheitsunion in weiter Ferne
Den europäischen Plan zur Krebsbekämpfung versteht EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides als „politische Kampfansage an den Krebs und weiteren Schritt zur Verwirklichung der Europäischen Gesundheitsunion“. Von diesem hehren Ziel ist die Union aus 27 Mitgliedstaaten jedoch weit entfernt.
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