Wirtschaftskrisen schaden der Gesundheit
Der persönliche Lebenserfolg hängt in hohem Maße von glücklichen Umständen ab . Dazu zählt neben dem Elternhaus auch die gesamtwirtschaftliche Lage während wichtiger Lebensphasen.

Wer in der Krise zur Welt kommt, ist früher tot: Arbeitsmarktforscher haben jetzt einen Zusammenhang zwischen Konjunktur und Lebenserwartung nachgewiesen.
Foto: panthermedia.net/Kzenon
Zwei aktuelle Forschungspapiere des Instituts Zukunft der Arbeit in Bonn liefern neue Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Folgen von Wirtschaftskrisen während früher Kindheit bis zum Arbeitsmarkteinstieg. Dass der Arbeitsmarkteinstieg in Krisenzeiten zu langfristigen Einkommensnachteilen führt, ist bereits vielfach belegt. Eine neue Studie von Hannes Schwandt und Till von Wachter zeigt jetzt erstmals anhand von umfangreichen Daten aus den USA, dass damit auch ein deutlich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in mittlerem Alter einhergeht.
Ledig, kinderlos, jung gestorben
Die Autoren untersuchten den Werdegang von Geburtenjahrgängen, die während der US-Wirtschaftskrise in den frühen 1980er Jahren in den Arbeitsmarkt einstiegen. Unter Berücksichtigung anderer möglicher Einflussfaktoren ergab der Vergleich mit anderen Jahrgängen, dass die von der Rezession betroffenen Berufseinsteiger eine höhere Sterblichkeit aufwiesen. Demnach setzt der Effekt bereits mit Ende 30 ein und nimmt bis zum Alter von 50 Jahren noch deutlich zu.
Ausschlaggebend war das vermehrte Auftreten von Herzkrankheiten, Lungenkrebs, Leberschäden und Drogenmissbrauch. Auch auf die familiäre Konstellation wirkte sich das „Pech“ des ungünstigen Arbeitsmarkteinstiegs aus: Die Betroffenen waren mit höherer Wahrscheinlichkeit unverheiratet oder geschieden und blieben häufiger kinderlos.
Mehr Risikogeburten in Krisenzeiten
Schwere Rezessionen bedeuten auch für werdende Mütter oft wirtschaftliche Nöte. Darunter leidet nach den Erkenntnissen von Mevlude Akbulut-Yuksel, Seyit Mumin Cilasun und Belgi Turan die Säuglingsgesundheit, insbesondere in einkommensschwachen Familien.
Um den Effekt messen zu können, nutzt die Studie Daten aus der Türkei für den Zeitraum 2001 bis 2008, als das Land eine Wirtschaftskrise durchlief, von der einzelne Regionen unterschiedlich betroffen waren. So konnten die Forscher die regionale Wirtschaftslage berücksichtigen und die in Krisenzeiten geborenen Kinder mit ihren Geschwistern vergleichen.
Die Analyse zeigt, dass in der Wirtschaftskrise der Anteil an Frühgeborenen und Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht anstieg, was früheren IZA-Studien zufolge langfristige negative Effekte auf Bildungserfolg, Einkommen und Gesundheit im Erwachsenenalter hat.
- Die Studie zu den USA: http://ftp.iza.org/dp12908.pdf
- Die Studie zur Türkei: http://ftp.iza.org/dp12898.pdf