Gipfel für die Mobilität der Zukunft
Wirtschaft und Industrie bei Angela Merkel

Angela Merkel. Bildnachweis: CDU/Laurence Chaperon
Wenn Politik und Industrie heute im Kanzleramt zum Autogipfel zusammentreffen, ist der Forderungskatalog lang: Die Grünen fordern einen präzisen Zukunftsplan, in dem die Bundesregierung ein festes Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor festlegen soll. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) möchte Investitionen des Staates in Höhe von bis zu 20 Mrd. €, um den Strukturwandel zur Elektromobilität bewältigen zu können. Die IG-Metall wiederum erwartet arbeitsmarkt- und industriepolitische Flankierungen, bei denen auch der Zugang zu Kurzarbeit erleichtert werden müsse. Sie sei unerlässlich, um die auftrags- und strukturbedingte Unterauslastung ohne Entlassungen überbrücken zu können.
Eine Studie der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität im Auftrag der Bundesregierung sieht bis zu 400 000 Arbeitsplätze bis zum Ende des Jahrzehnts als gefährdet an. Der VDA wiederum hält die Zahl für übertrieben und rechnet mit einem Abbau von bis zu 88 000 Stellen durch den Umstieg auf die Elektromobilität. Zulieferer wie Bosch, Continental oder ZF müssen Milliarden investieren und haben mit dem Jobabbau bereits begonnen. SPD und IG Metall fordern Hilfe für die Beschäftigten in der Automobilindustrie.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute viele Fragen zu beantworten, Töpfe zu füllen und Ziele vorzugeben. Von ihrem 2010 formulierten Ziel, dass 2020 1 Mio. Elektroautos durch Deutschland rollen, ist sie weit entfernt. Doch die Zeichen, dass sich in Sachen E-Mobilität etwas tut, mehren sich. So hat beispielsweise VW 2019 80 000 Elektroautos verkauft. Zwar wurden im gleichen Zeitraum auch 6,2 Mio. Modelle mit Verbrennungsmotor verkauft, doch in Sachen E-Autos bedeuten 80 000 einen Anstieg von 60 % gegenüber dem Vorjahr. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt wurden 2019 in Deutschland 63 281 rein elektrisch betriebene Pkw neu zugelassen. Das bedeute laut KBA einen Anstieg um 75,5 % im Vergleich zu 2018. Und auch die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladesäulen ist laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) innerhalb des letzten Jahres um ein Drittel gestiegen.
Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) rechnet sogar damit, dass bei batteriebetriebenen Fahrzeugen und solchen mit Hybridantrieben im Jahr 2030 weltweit erstmals mehr Autos mit Elektroantrieben als solche mit Verbrennungsmotoren verkauft werden könnten. Als Grund sieht die BCG drastisch sinkende Batteriepreise, steigende Reichweiten und Druck durch Regulierungen im Bereich der Schadstoffreduzierung.