BSI warnt vor Kaspersky-Software
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt vor dem Einsatz von Virenschutzsoftware des russischen Herstellers Kaspersky. Das Amt empfiehlt, Anwendungen dieses Unternehmens durch alternative Produkte zu ersetzen.

Ein Antivirenprogramm geht tief in die Datenstrukturen eines Rechners oder eines Unternehmens. Das muss es, um effektiv schützen zu können. Das Vertrauen in das gewählte Antivirenprogramm ist daher sehr wichtig.
Foto: panthermedia.net/Michael Osterrieder
Aktuelle Vorfälle für diese Maßnahme werden nicht erwähnt. Stattdessen nennt das BSI als Grund Befürchtungen vor negativen Auswirkungen auf die IT deutscher Unternehmen. „Antivirensoftware, einschließlich der damit verbundenen echtzeitfähigen Cloud-Dienste, verfügt über weitreichende Systemberechtigungen“, erklärte die Behörde in einer Verlautbarung am heutigen Vormittag.
Vertrauen in die Zuverlässigkeit und den Eigenschutz eines Herstellers sowie in seine authentische Handlungsfähigkeit sei entscheidend für den sicheren Einsatz solcher Systeme. Dieses Vertrauen sieht das BSI jedoch nicht mehr gegeben: Es bestünden „Zweifel an der Zuverlässigkeit des Herstellers“, da ein russischer Hersteller nicht nur selbst offensive Operationen durchführen könne, er könnte auch „gegen seinen Willen gezwungen werden Zielsysteme anzugreifen“ und „als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden“.
Kaspersky schon 2017 unter Spionageverdacht
Kaspersky geriet bereits 2017 in die Kritik, nachdem in den USA Hinweise auftauchten, dass die Software für Spionagezwecke missbraucht worden sein könnte. Die Trump-Regierung untersagte daraufhin US-Behörden den Einsatz von Kaspersky-Software. Kaspersky hatte deshalb sein Rechenzentrum in die Schweiz verlegt und mit einer Transparenzoffensive reagiert, die Kunden Zugang zum Quellcode der Software gewähren sollte.
Mangels aktueller konkreter Sicherheitsvorfälle bleibt es fraglich, inwieweit es sich um eine technische oder vielmehr um eine politische Maßnahme im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg im Zuge des Boykotts russischer Unternehmen handelt.
Im Zuge der BSI-Empfehlung hat der Fußballverein Eintracht Frankfurt den Sponsoringvertrag mit dem russischen Softwareunternehmen Kaspersky mit sofortiger Wirkung beendet. „Wir bedauern die Entwicklung sehr“, sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann am Dienstagabend in einer Pressemitteilung: „Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir die Fortsetzung der Partnerschaft mit Kaspersky an Fakten und Haltung festmachen und nicht an Staatsangehörigkeiten“, so Heilmann weiter. „Mit der Warnung des BSI hat sich die Faktenlage – und damit das Vertrauen in die Schutzfähigkeit der Produkte und Dienstleistungen von Kaspersky – entscheidend verändert.“
Als Basisschutz bieten sich kostenfreie Alternativen an – eine Auswahl
Ein umfassenderer Schutz durch kostenpflichtige Versionen ist möglich.
Avast One Essential, Anbieter aus England, zusätzlich zum Virenschutz Optimierung der Hintergrundaktivitäten von Apps sowie ein VPN-Schutz (beschränkt auf 5 GByte/Woche)
AVG Antivirus, Anbieter aus Tschechien, Basisschutz: untersucht u. a. PC auf Leistungsprobleme, Sicherheitsupdates in Echtzeit
Avira Free Antivirus, Anbieter aus Deutschland, Basisschutz, u. a. Echtzeitschutz, VPN
Total AV, Anbieter aus England, u. a. Echtzeitschutz, Datenlecksuche, Werbeblocker