Corona-Warn-App stößt auf hohe Akzeptanz
Ein Akzeptanzniveau von 80 % bei Rückverfolgungs-Apps ist nötig, um effektive Aussagen über die Ausbreitung des Virus zu machen, attestiert die Universität Mannheim. Hierzulande sind laut einer Studie schon 70 % der Teilnehmer bereit, eine entsprechende App aufs Smartphone zu laden.

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In Südkorea und Singapur sind sogenannte Tracing-, also Rückverfolgungs-Apps bereits Alltag. Sie leisten dort einen wichtigen Beitrag bei der Eindämmung der Corona-Pandemie und ergänzen oder ersetzen flächendeckende Kontakt- oder Ausgangssperren. In Australien erkennt seit Sonntag die CovidSafe-App mithilfe der Bluetooth-Technik von Handys, ob sich ein Mensch im Abstand von bis zu 1,5 m zu einem Infizierten aufgehalten hat. Schon am ersten Tag sollen dort fast 2 Mio. Menschen – von rund 25 Mio. Einwohnern – die App auf ihr Handy geladen haben.
Hohes Akzeptanzniveau nötig
Auch in vielen anderen Ländern wie Großbritannien und Deutschland wird derzeit unter Hochdruck an der Entwicklung von Corona-Warn-Apps gearbeitet, mit denen die persönlichen Kontakte von Infizierten einfacher nachverfolgbar werden sollen. Der Nutzen solcher Apps ist allerdings stark davon abhängig, ob ausreichend Personen den Dienst installieren und nutzen: Ein Akzeptanzniveau von rund 80 % in der Bevölkerung ist notwendig, damit eine Tracing-App – kombiniert mit weiteren Maßnahmen – sehr effektiv ist, attestiert die Universität Mannheim.
In einer repräsentativen Studie mit über 1000 Befragten hat ein Forscherteam um die Mannheimer Statistikerin Frauke Kreuter nun untersucht, ob die Bevölkerung in Deutschland zur Installation einer Rückverfolgungs-App bereit wäre. Darüber hinaus wollten die Forscherinnen und Forscher wissen, ob Faktoren wie das App-Design oder eine automatische Installation auf allen Handys einen Einfluss auf die Nutzung der App und deren Akzeptanz in der Bevölkerung haben können.
Rund 70 % sind zur Installation bereit
Die Studie zeigt, dass eine App-basierte Kontaktnachverfolgung auf freiwilliger Basis breite Unterstützung in der Bevölkerung genießt. Exakt 69,9 % der Studienteilnehmer gaben an, dass sie die App „auf jeden Fall“ bzw. „wahrscheinlich“ installieren würden – unabhängig von Alter oder Geschlecht. Einzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die generell wenig Vertrauen in die Regierung haben, seien weniger geneigt, die Corona-Warn-App zu installieren.
Teilnehmer nehmen Konsequenzen in Kauf
Eine breite Mehrheit (beinahe 90 %) gibt zudem an, sie würden „definitiv“ bzw. „wahrscheinlich“ der Aufforderung der App nachkommen, sich 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben, sollten sie in Kontakt zu einer infizierten Person gekommen sein. Eine mögliche Selbstverpflichtung des Robert Koch-Instituts, Betroffene schnell zu testen, erhöht diese Bereitschaft weiter.
„Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Befragten nicht nur bereit wären, die App herunterzuladen, sondern den Handlungsaufforderungen auch tatsächlich zu folgen, selbst wenn das mit persönlichen Einschränkungen einhergeht“, so Kreuter, Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik und Methodenlehre und Leiterin der Studie. Die meisten Befragten gaben sogar an, dass die Bundesregierung bei ihnen durch die Einführung einer Tracing-App im Ansehen steigen würde – sofern die Installation der App freiwillig bleibt.
Auch automatische Installation akzeptiert
Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer würde auch eine automatische Installation der App auf allen Handys (mit Möglichkeit zur Deinstallation) unterstützen. Möglicherweise aufgrund der rechtlichen und ethischen Bedenken ist die Bereitschaft zur Nutzung der App in dieser Situation jedoch etwas geringer: Nur 60 % der Befragten gaben an, dass sie eine automatisch installierte App „auf jeden Fall“ oder „wahrscheinlich“ auf dem Handy behalten würden.
Sorge um staatliche Überwachung
Trotz der hohen Zustimmungswerte haben viele Befragte auch Bedenken gegenüber einer Tracing-App. Fast ein Drittel der Studienteilnehmer befürchtet, dass die Installation der App zu einer größeren staatlichen Überwachung nach Ende der Epidemie führen könnte. Zudem sorgt sich knapp ein Viertel der Befragten, dass ihr Handy leichter gehackt werden könnte. Auch der Unwille, Bluetooth auf dem Handy zu aktivieren, gehört für die Befragten zu den Hauptgründen, die gegen eine Installation der App sprechen.
„Viele dieser Bedenken könnte man jedoch auffangen“, so Kreuter, „beispielsweise durch ein App-Design, das ohne Standortdaten auskommt und rein mit Bluetooth-Verbindungen und lokaler Datenspeicherung auf dem eigenen Handy arbeitet.“ Die Installationsbereitschaft könne zudem weiter erhöht werden, indem die Politik die Vorteile der App klar und transparent kommuniziert. Zudem, so die Empfehlung der Mannheimer Wissenschaftler, sollte bei der Entwicklung der App besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass Handys durch die Installation nicht anfälliger für Zugriffe von außen werden.