Digitalbranche erholt sich schnell von Corona-Schock
Mit einer optimistischen, aber dennoch fragilen Prognose wagt sich der Branchenverband Bitkom an die Öffentlichkeit. 2021 könnte ein gutes Jahr für die Digitalwirtschaft werden.

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Die digitale Wirtschaft in Deutschland scheint sich nach dem Corona-Schock schneller zu erholen als der Rest der deutschen Wirtschaft. Das erklärte heute der Branchenverband Bitkom. Die Zeichen stehen 2021 wieder auf Wachstum: So soll der hiesige Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik in diesem Jahr um 2,7 % auf 174,4 Mrd. € wachsen. 2020 dagegen sank der Umsatz mit Produkten und Dienstleistungen um „nur“ 0,6 % auf knapp 170 Mrd. €, hieß es heute in einer Pressekonferenz.
Fragile Prognose
Doch Bitkom-Präsident Achim Berg warnt auch: „Das Ganze ist fragil und hängt massiv von den Infektionszahlen ab.“ Eine dritte, vierte Welle müssen unbedingt vermieden werden. Die Digitalwirtschaft sei darauf angewiesen, dass es der Wirtschaft nicht zu schlecht gehe.
Für die gute Position seiner Branche und die aktuell auch gute Stimmung hat der Bitkom-Präsident Erklärungen parat: „Die Corona-Krise hat die Digitalisierung in vielen Bereichen beschleunigt“, so Berg. Wirtschaft, Staat und Verbraucher investierten in digitale Technologien, auch zwischenzeitlich aufgeschobene Investitionen würden jetzt nachgeholt.

Cloud-Geschäft brummt weiter
Das Segment der Informationstechnik werde 2021 nach vorübergehenden Einbußen wieder stärker an Gewicht gewinnen und seine Bedeutung als größtes Branchensegment ausbauen. Die Umsätze steigen nach Bitkom-Berechnungen 2021 um 4,2 % auf 98,6 Mrd. €. Am stärksten wächst die IT-Hardware – also insbesondere Computer, Server und Peripheriegeräte, doch auch die Software sei zurück auf Wachstumskurs. Berg: „Während IT-Hardware ganz oben auf der Einkaufsliste steht, verstetigt sich mit dem kräftig wachsenden Cloud-Geschäft ein weiterer Trend in der Informationstechnik.“ So heiße es zunehmend: mieten statt kaufen, und damit Infrastructure-as-a-Service. Dieses Geschäft hätte zuletzt jährliche Wachstumsraten von bis zu 40 % verzeichnet und sei mittlerweile ein Milliardenmarkt.
Investitionen in 5G und Glasfaser
Moderat entwickelt sich die Telekommunikation – nach zwei Jahren der Konsolidierung soll das Segment um 1 % auf 67,4 Mrd. € im Jahr 2021 wachsen. Hier steigen die Investitionen in die Telekommunikationsinfrastruktur deutlich um 3,2 % auf 7,1 Mrd. €. „Die Netzbetreiber investieren massiv in die Zukunft, speziell in den Ausbau von Glasfaser und 5G.“ Allerdings bleibe die Refinanzierung angesichts nur geringer Umsatzzuwächse aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks eine große Herausforderung.
Talfahrt trotz Sonderkonjunktur
Trotz einer Sonderkonjunktur für Spielekonsolen, Wearables und Headsets, aber auch für TV-Geräte in der Corona-Krise könne die Talfahrt der Unterhaltungselektronik nicht wirklich gestoppt werden. Dieser Markt schrumpft weiter um 2 % auf 8,3 Mrd. €. Doch die gute Nachricht von Berg: „Die Rückgänge verlangsamen sich.“

Fachkräfte fehlen weiterhin
Das zuvor kräftige Beschäftigungswachstum flacht im Zuge der Corona-Krise leicht ab. 2021 werden voraussichtlich 20 000 zusätzliche Jobs geschaffen, nachdem die Zahl der Arbeitsplätze im vergangenen Jahr geringfügig um 8000 auf 1,2 Mio. zurückgegangen war. Und noch immer fehlen die Fachkräfte. Jede 1000. Stelle konnte nicht besetzt werden. Selbst im Krisenjahr 2020 blieben 86 000 Jobs vakant. Daran dürfte sich auch nicht so schnell etwas ändern: Schließlich müsse, so fordert es Berg immer wieder, „beim Nachwuchs das Interesse an Informatik geweckt werden“.