Digitale Spaltung geht weiter
Jeder dritte Mensch in Deutschland fühlt sich nicht für die Digitalisierung der Gesellschaft gerüstet. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Initiative D21, einem Netzwerk aus Politik und Wirtschaft, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Foto: Initiative D21 e.V.
32% der Befragten gaben an, dass sie die Dynamik und Komplexität der Digitalisierung überfordern. Und, das dürfte auch weiter so bleiben: 38% der Bevölkerung sind laut Studie wenig oder überhaupt nicht daran interessiert, ihr Wissen im Bereich Computer, Internet und digitale Themen zu vertiefen. Die digitale Spaltung verringert sich also nicht.
Dabei sind die Menschen in Deutschland so digital unterwegs wie nie zuvor – 81% der Bundesbürger sind online – ein Plus von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Digital-Index 2016. Auch bei der Internetkompetenz konnten die Deutschen leicht zulegen. Treibende Faktoren sind Smartphones. Unter den 50- bis 64-Jährigen und den über 65-Jährigen nutzen jeweils 5% mehr das Netz, um zehn bzw. drei Prozentpunkte legte die mobile Nutzung zu.
Steigende Digitalkompetenz
„Wir beobachten zwar eine positive Entwicklung“, sagte Hannes Schwaderer, Präsident der D21-Initiative. Immer mehr Menschen würden sich souveräner, kompetenter und aufgeschlossener in der digitalen Lebenswelt bewegen. „Doch nach wie vor fühlen sich viele nicht für die digitale Welt gewappnet.“ Hier wäre in allen Bereichen der Bildung mehr Anstrengung erforderlich, glaubt Schwaderer.
Ältere im digitalen Abseits
In der Tendenz lassen sich weitere generalisierte Aussagen treffen: Je jünger, desto digitaler sind die Menschen. Gerade die über 65-Jährigen stehen im digitalen Abseits. Menschen mit hoher formaler Bildung haben einen signifikant höheren Digitalisierungsgrad als Menschen mit niedriger Bildung. Männer sind digitaler als Frauen und Berufstätige mehr als Nicht-Berufstätige. „Digitalisierung wird Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft grundlegend ändern. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen kompetent und souverän an der Digitalisierung teilhaben können – auch im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, so Mathias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, mit Blick auf die Ergebnisse des D21-Digital-Index 2017/2018.
Skepsis gegenüber intelligenten Geräten
Erstmals untersuchte die Studie die Einstellung zu intelligenten Geräten. Aktuell hat ein Großteil der deutschen Bevölkerung bei intelligenten Techniken, Geräten und Anwendungen noch Berührungsängste – insbesondere, wenn sie viel Vertrauen erfordern, wie etwa beim Einsatz von Assistenzrobotern oder selbstfahrenden Autos. Gegenüber digitalen Sprachassistenten zeigen sich die Befragten etwas offener. 14- bis 29-Jährige sind insgesamt deutlich aufgeschlossener für die Nutzung intelligenter Geräte als ältere Generationen.
Es gibt starke Unterschiede, wie sich die Geräte nach Meinung der Befragten verhalten sollen: Beim Einsatz von Pflegerobotern ist ein empathisches, fürsorgliches und beschützendes Verhalten erwünscht. Bei anderen Geräten, wie Sprachassistenten oder Robotern im Job, herrscht größere Uneinigkeit, ob die Maschinen sich eher selbstständig/mitdenkend oder gehorsam/assistierend verhalten sollen. „Die Verbreitung intelligenter Geräte stellt unsere Gemeinschaft vor ganz neue Fragen. Die Studie zeigt, dass sich die Menschen noch uneins beim Umgang mit diesen Fragen sind“, so Schwaderer. „Daher ist es notwendig, dass wir eine gesellschaftliche Debatte über ethische Leitplanken für die zunehmend digitalisierte Welt führen und moralische Fragen gemeinsam beantworten.“