Erfolg der digitalen Transformation ist eine Frage der Kultur
Nur jeder zehnte Mitarbeiter in Deutschland ist derzeit in den Prozess der digitalen Transformation eingebunden. Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine Bendiek appelliert: „Wer die Digitalisierung erfolgreich gestalten will, muss alle Menschen mitnehmen.“

Foto: J.D. Billerbeck
Die Digitalisierung in der Wirtschaft scheitert nicht am Willen der Mitarbeiter. 60 % der deutschen Beschäftigten meinen, dass digitale Technologien die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Organisation verbessern. Auch für ihre persönliche Entwicklung sehen die Befragten überwiegend Vorteile. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung des Marktforschungsunternehmens YouGov im Auftrag von Microsoft, die gestern von Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, in Berlin vorgestellt wurden. Für die Studie wurden im Februar 2018 insgesamt 1073 Führungskräfte und Mitarbeiter der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung in Deutschland befragt.
Primär die Technik im Blick
Dabei zeigte sich, dass sich Unternehmen und Institutionen aktuell eher den technischen als den kulturellen Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Nicht einmal jeder fünfte Arbeitgeber treibt den Kulturwandel konsequent voran. Ein von Microsoft herausgegebener Studienband will jetzt konkrete Empfehlungen geben, wie Unternehmen eine Kultur der digitalen Transformation schaffen können.
Die Voraussetzungen sind laut Bendiek gar nicht so schlecht: Viele Arbeitnehmer empfänden die Digitalisierung als Chance. So sei jeder Zweite davon überzeugt, dass die digitale Transformation mehr Spaß bei der Arbeit oder eine bessere Gestaltung der Work-Life-Balance ermöglicht (51 % bzw. 48 %).
Angst um den Arbeitsplatz
Doch es gibt auch Negatives zu berichten: Ebenso viele Beschäftigte fürchten konkret den Verlust ihres Arbeitsplatzes oder eine Veränderung von Aufgaben. „Es gilt die positive Grundstimmung der Beschäftigten zu nutzen, Ängsten aktiv zu begegnen und Zukunftsperspektiven für alle aufzuzeigen. Das gelingt am besten in einer Kultur des Vertrauens, in der die Mitarbeiter aktiv in den Transformationsprozess eingebunden werden“, sagte Bendiek. Doch genau daran scheint es in Deutschland noch zu mangeln. Die wenigsten Beschäftigten (11 %) erleben die Entwicklung der digitalen Transformationsstrategie als gemeinschaftlichen Prozess unter Beteiligung von Mitarbeitern und Führungskräften.
Unsicherheit in der Belegschaft entsteht häufig auch dann, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, neuen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Eine Digitalkultur, die Ängste ernst nimmt und lebenslanges Lernen fördert, kann dem entgegenwirken. Bendiek: „Eine klare Kommunikation und nachvollziehbare Entscheidungen können Mitarbeitern hier helfen, die digitale Zukunft zuversichtlich anzugehen.“
Herausforderung Bildung
Und es bedarf der digitalen Weiterbildung, um Mitarbeiter auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. Die sind mehrheitlich dazu bereit: Laut Umfrage begrüßen 67 % der Befragten ausdrücklich eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung. Doch Unternehmen und Behörden leisten zu wenig Unterstützung bei der digitalen Qualifikation. So bietet nur jeder zweite Arbeitgeber regelmäßig entsprechende Schulungen an oder ermutigt seine Mitarbeiter, mit neuen Technologien zu experimentieren. „Wir sollten weniger oft sagen ‚man müsste‘ oder ‚man sollte‘, sondern einfach sagen: ‚tun wirs‘.“
Eines machte Bendiek bei der Präsentation der Studie ganz deutlich: „Wir haben nicht mehr viel Zeit, die Digitalisierung geschieht jetzt“ und einige Regionen der Welt seien bereits deutlich weiter. Doch sie hat auch einen optimistischen Ausblick parat: „Wir sind vielleicht etwas spät zur Party gekommen“, aber der Zug sei noch nicht endgültig abgefahren. Nach ihrer Erfahrung sei die deutsche Industrie zwar strukturell eher konservativ orientiert, aber wenn die Richtigkeit eines Weges einmal erkannt wurde, „dann zeigen unsere Unternehmen eine hohe Umsetzungsstärke“
Die vollständige Studie gibt es unter http://aka.ms/DT-Studie-2018.