Landwirtschaft 24. Sep 2020 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 2 Minuten

Insekten zum Futtern

Das Münchener Start-up FarmInsect hat eine Technologie entwickelt, mit der Insektenlarven als Proteinfutter gezüchtet werden können.

In einer Woche Mast wachsen die Junglarven in einer Klimakammer zu 1,5 cm großen Larven heran und erhöhen ihr Gewicht um den Faktor 1000.
Foto: FarmInsect

Das von Absolventen der Technischen Universität München (TUM) gegründete Unternehmen FarmInsect will in wenigen Wochen eine Pilotanlage bei einem der größten Fischzuchtbetriebe in Bayern in Betrieb nehmen.

Die Gründer – Wolfgang Westermeier, Thomas Kühn und Andre Klöckner – entwickelten ein Prinzip der Kreislaufwirtschaft, wonach Reststoffe, die in der Region anfallen, etwa Ernte- oder Schälreste eines landwirtschaftlichen Betriebs oder Reststoffe der regionalen Lebensmittelindustrie wie Biertreber oder Altbrot, genutzt werden können, um Insektenlarven zu mästen und zu verfüttern.

Erlaubt für Hühner, Schweine und Fische

Seit Ende 2017 ist die Verwendung von Insektenmehl in der Aquakultur gesetzlich zugelassen. Eine Zulassung für die Geflügel- und Schweinemast wird für 2021 erwartet. Die Verfütterung lebender Insekten ist jedoch bereits heute für Hühner, Schweine und Fische erlaubt.

„Unser dezentrales Verfahren zur Insektenproduktion bietet die Möglichkeit, dass die Larven lebend verfüttert werden können, weil keine langen Transportwege anfallen. Dies stimuliert die Tiere, ihren natürlichen Trieb, zu picken und zu wühlen, besser auszuleben und fördert so das Tierwohl“, sagt Co-Gründer und Agrarwissenschaftler Wolfgang Westermeier.

Im Einsatz: die Schwarze Soldatenfliege

FarmInsect liefert Anlagen zur Insektenzucht, die modular in die Infrastruktur jedes Tierzuchtbetriebs integriert werden können. „Das Schwierigste ist es, aus Eiern Junglarven zu machen“, meint FarmInsect-Geschäftsführer und Co-Gründer Thomas Kühn. FarmInsect züchtet die Junglarven der Schwarzen Soldatenfliege – eine besonders anspruchslose und robuste Insektenart – daher in einer eigenen Anlage und liefert sie regelmäßig und auf den jeweiligen Bedarf abgestimmt an die Betriebe.

Gewicht um Faktor 1000 gesteigert

In einer Woche Mast wachsen die Junglarven in einer Klimakammer zu 1,5 cm großen Larven heran und erhöhen ihr Gewicht um den Faktor 1000. Die Betreibenden müssen zur Herstellung ihres Insektenfuttermittels nur einen Mischtopf mit Biomasse füllen, die Klimakammer mit jungen Larven beladen und wieder entladen, wenn diese ausgewachsen sind. Dann können die Larven direkt an Nutztiere – derzeit hauptsächlich Fische, in Zukunft wohl auch Hühner oder Schweine – verfüttert werden.

Bei der Verwendung von regionalen Reststoffen als Futtermittel müssen die strengen Regeln des Futtermittelrechts beachtet werden. Eine besondere Herausforderung ist dabei die lückenlose Rückverfolgung ihrer Herkunft. „Um diese zu dokumentieren, haben wir eine IT-Plattform entwickelt“, sagt Mitgründer Andre Klöckner, der für die technische Entwicklung und Programmierung verantwortlich ist.

Interdisziplinäres Gründerteam

Die Gründer sind ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Agrarwissenschaften, Elektro- und Informationstechnik sowie Wirtschaftswissenschaften, das sich über Projekte an der TUM kennengelernt hat. „Entscheidend für uns war, dass wir am Lebensmitteltechnikum der TUM in Weihenstephan Räume nutzen konnten, die für unsere erste Larvenzucht geeignet waren“, sagt Westermeier.

„Die TUM Gründungsberatung hat uns außerdem Kontakte in die Landwirtschaft, zum Hans Eisenmann-Forum und zu EIT-Food vermittelt“, sagt Kühn. So fand das Team auch zu Wilhelm Windisch, Professor für Tierernährung an der TUM, welcher das Start-up seither unterstützt. UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung, hat dem Start-up zudem Kontakte zu Investoren und Kooperationspartnern vermittelt. Die zwei Gründer Kühn und Westermeier sind Absolventen des Programms Manage and More.

Pilotanlage startet in wenigen Wochen

FarmInsect wird seit April 2020 vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium und der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Programms „Europäische Innovationspartnerschaften“ gefördert. Im Sommer 2020 wurde das Start-up als eines der vielversprechendsten Food- und Agritech-Start-ups in Europa in das EIT Food Accelerator Network der EU aufgenommen.

In wenigen Wochen wird eine Pilotanlage bei einem der größten Aquakulturbetriebe in Bayern in Betrieb genommen.

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