Grundwasserquellen bereiten Korallenriffen Probleme 30. Sep 2019 idw/Bettina Reckter Lesezeit: ca. 2 Minuten

Meereswelt – ein Bild der Zerstörung

Klimawandel, Ozeanversauerung und Überfischung setzen vielen Korallenriffen zu. Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) fanden jetzt eine weitere Gefährdung, die weitaus mehr Einfluss haben könnte, als bisher gedacht: submarine Grundwasserquellen.


Foto: Imke Podbielski, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Viele Taucher kennen das Phänomen: Beim Gleiten durch ein Korallenriff fallen an manchen Stellen plötzlich breite Schlieren im Wasser auf, das dort auch deutlich kälter ist. Es handelt sich um Grundwasser, das sich über viele Kilometer hinweg einen Weg vom Land her durch Gesteins- und Sandschichten gebahnt hat und nun aus dem Meeresboden hervorsprudelt.

Solche submarinen Süßwasserquellen sind weltweit verbreitet, von der Wissenschaft aber noch kaum erforscht. Laut bisherigen Schätzungen machen derartige Quellen bis zu 10 % der Wassermenge aus, die vom Land ins Meer eingetragen wird. Besonders häufig sind sie in Erdschichten vulkanischem Ursprungs zu finden. Diese sind durchsetzt von Blasen und Gängen, die der glühende Lavastrom gebildet hat. Für das Grundwasser ist das poröse Lavagestein ein ideales Leitsystem.

Viele Quellen vor der indonesischen Urlaubsinsel Lombok

Inmitten eines Korallenriffs vor der indonesischen Vulkaninsel Lombok entdeckten Till Oehler und Nils Moosdorf, Geologen am ZMT, eine Vielzahl solcher Grundwasserquellen. Dort bot sich jedoch auch ein Bild der Zerstörung: die Quellen wurden von tiefen Rissen und Spalten im Riff gesäumt, teilweise hatten sich auch große Krater mit einem Durchmesser von bis zu 16 m gebildet. Auf dem Meeresboden häufte sich Korallenschutt, vielfach überwucherten Algen das Riff.

Messungen der beiden Forscher ergaben, dass eine große Menge Wasser aus den einzelnen Riffquellen strömt ­– bis zu 5 l/s. „Dieses Grundwasser ist meist stark belastet und sehr reich an Nährstoffen wie Nitrat oder Phosphat, da es Dünger und Abwässer aus Industrie, Landwirtschaft und Siedlungen mit sich trägt“, berichtet Dr. Till Oehler. Der Grund: Lombok und viele andere Inseln in der Region besitzen so gut wie keine Kläranlagen.

Hohe Nitratwerte an den Riffquellen

Um die Wasserchemie zu untersuchen, nahmen die Geologen Grundwasserproben aus dem Riff sowie von Brunnen an Land. So stellten sie fest, dass die Nitratwerte an den Riffquellen 40-mal höher waren als im umgebenden Wasser. Auch den Ursprung der Riffquellen konnten sie nachverfolgen, er lag auf Lombok in einer dicht besiedelten Talregion.

Korallenriffe gedeihen am besten in nährstoffarmem, klarem Wasser. Ein Übermaß an Nährstoffen jedoch begünstigt ein starkes Algenwachstum. Die Algen konkurrieren mit Korallen um den Siedlungsplatz im Riff, überwuchern sie und führen letztendlich dazu, dass sie absterben. „Zudem sprudelt aus den submarinen Grundwasserquellen kalkaggressives Wasser“, erklärt Nils Moosdorf. „Es ist saurer als das Meerwasser und beeinträchtigt die Skelettbildung und somit das Wachstum der Korallen.“
Probleme auch vor Hawaii, Mexiko und den Philippinen

Süßwasserquellen, wie sie die Forscher beschreiben, wurden auch in Riffen vor Hawaii, Mexiko und den Philippinen gefunden. Die ZMT-Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie weit verbreitet sind. Entlang des Pazifiks erstreckt sich beispielsweise dort, wo Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, ein Vulkangürtel: der Pazifische Feuerring. Wie Perlen einer Kette reihen sich vor Australien und Südostasien Inselgruppen vulkanischen Ursprungs aneinander. Das Gebiet ist reich an Korallenriffen und eine der artenreichsten Meeresregionen der Erde. Auch hier vermuten die Forscher weitere Süßwasserquellen.

„Das Grundwasser wird vom Regen gespeist, der insbesondere zu Monsunzeiten sturzflutartig herabströmt“, so Moosdorf. „Laut Prognosen zu den Folgen des Klimawandels sollen die Regenfälle in der Region noch deutlich intensiver werden. Das könnte dazu führen, dass submarine Grundwasserquellen und ihre Nährstofffracht weiter zunehmen.“

 

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