Kreuzfahrt Tag 10: Auf Kolumbus´ Spuren
Der mittlerweile zehnte Tag der Sea Cloud Spirit auf ihrem Weg über den Atlantik ... und die Tücken der Navigation.

Sea Cloud Spirit.
Foto: Sea Cloud Cruises
Mittwoch, 23. November, 12.00 Uhr UTC, N 20° 29,1‘ W 049°43,0‘ Kurs 269,1°
Als sich Kolumbus auf den Weg nach Indien machte, irrte er sich zwar in dem erwarteten Ziel. Aber die Grundvoraussetzungen der Atlantiküberquerung waren ihm schon bekannt: Richtung Westen und dann immer geradeaus.
Die Sea Cloud Spirit bewegt sich etwa zehn Grad weiter südlich als seinerzeit der Weltentdecker. Auch wenn uns mittlerweile zehn Seereiher auf der Reise begleiten, dürfte es unwahrscheinlich sein, dass sie von einem bislang unentdeckten Eiland am Rande unserer jetzt noch 740 sm (1370 km) langen Route stammen.

Kursbegleiter.
Foto: Wolfgang Heumer
Navigationsoffizier Igor Oliveric nimmt es mit der Positionsbestimmung und mit der Kontrolle rund um das Dreimast-Vollschiff sehr genau. Das Differential-GPS ermittelt aus den Signalen von neun bis 24 Satelliten sowie dem Signal einer Landstation mit einer maximalen Abweichung von 2,4 m die Position des Schiffes. Mithilfe des S-Band-Radars kontrolliert er den Seeraum bis zu 24 sm (knapp 45 km) vor dem Bug auf mögliche Kollisonsgefahren.

Navigationsoffizier Igor Oliveric.
Foto: Wolfgang Heumer
Die Sea Cloud Spirit fährt weiterhin nur unter Segeln; jedes andere Fahrzeug müsste ihr also ausweichen. Aber sicher ist sicher. Oliveric hat den Autopiloten auf die Navigation entlang einer vorher programmierten Kurslinie eingestellt. Beharrlich folgt der eiserne Steuermann diesen Befehlen, in den unteren Decks ist leise zu hören, wie die hydraulische Rudermaschine das Ruderblatt bewegt, um so die von den achterlichen Wellen verursachten Seitenbewegungen auszugleichen. Der Passatwind weht jetzt zuverlässig aus Ostnordost. Der für die Segel verantwortliche Bootsmann Martin Pacatang hat stets ein wachsames Auge auf mögliche Veränderungen der Windrichtung, die eine neue Stellung der Rahen und Segel erfordern würde.
Für den Fall, dass die Navigationselektronik ausfallen würde, befindet sich ein Sextant an Bord. Kolumbus kannte nur die Vorläufer dieses Navigationsinstrumentes, außerdem gab es damals noch nicht die absolut zuverlässigen Uhrwerke, die für eine exakte Bestimmung des Längengrades erforderlich sind. Der Sextant ist allerdings eher einer Vorschrift gehorchend an Bord, von praktischem Nutzen wäre er selbst im Notfall nicht.

Seekarte mit Kurslinie der Sea Cloud Spirit.
Foto: Wolfgang Heumer
Das sanfte Schaukeln der Sea Cloud Spirit ist zwar für die Gäste absolut entspannend und angenehm. Doch das macht es nahezu unmöglich, bei der Höhenmessung einen exakten Winkel zum Beispiel zwischen Horizont und Sonne vorzunehmen. „Schon eine Abweichung von nur einem Grad würde jede Messung unbrauchbar machen“, erläutert der Offizier. Bevor er zum Sextanten und den für die Positionsberechnung notwendigen HO-Tafeln (sie wurden von der britischen Air Force im Zweiten Weltkrieg entwickelt) greift, behilft sich Oliveric lieber mit seinem Smartphone. „Das hat auch einen brauchbaren GPS-Empfänger“, sagt er. Das Gerät ist bei Weitem nicht so präzise wie das Differential-GPS an Bord. „Aber Kolumbus hat seinen Weg schließlich auch gefunden“, lacht Oliveric.

Das Differential-GPS ermittelt aus den Signalen von neun bis 24 Satelliten sowie dem Signal einer Landstation mit einer maximalen Abweichung von 2,4 m die Position des Schiffes.
Foto: Wolfgang Heumer
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