Kreuzfahrt Tag 11: Der Kapitän ist jetzt genau da, wo er immer hinwollte …
Am elften Tag der Sea Cloud Spirit auf ihrem Weg über den Atlantik gibt uns Kapitän Heiner Eilers ein wenig Einblick ... und warum diesmal eine Rekordjagd erfolgreich sein könnte.

Foto: Sea Cloud Cruises
Donnerstag, 24. November, 11.00 UTC N 19°30’ W 052° 58’
Die Sea Cloud Spirit segelt mit 6,5 kn (ca. 12 km/h) majestätisch ihrem Ziel entgegen. Seit 1134 sm (2300 km) schweigen die Motoren; die Aussichten sind gut, dass es auf den 556 sm bis zum Ziel so weitergehen wird.
Das ist genau nach dem Geschmack von Kapitän Heiner Eilers. Als Küstenkind ist er mit dem Segeln groß geworden; in der elften Jahrgangsstufe tauschte er das Klassenzimmer für sechs Monate gegen eine Koje auf dem Traditionssegler Thor Heyerdahl: „Spätestens danach war klar, was mein Beruf wird.“

Die obligatorische Fahrenszeit nach dem Nautikstudium absolvierte der heute 32-Jährige als Offizier auf der 1931 gebauten Sea Cloud und der 2001 in Dienst gestellten Sea Cloud II. Als Kapitän übernahm er zwischendurch die Verantwortung auf verschiedenen Motorschiffen, darunter eine Katamaranfähre, die als schnellstes Schiff auf der Nordsee gilt.
Jetzt ist Eilers da, wo er immer hinwollte: „Mich hat die Frage gereizt, wie man konventionelle Seefahrt mit der traditionellen Segelei verbindet.“ Die erst vor einem Jahr in Dienst gestellte Sea Cloud Spirit ist das modernste Beispiel dafür, dass diese Symbiose gelingen kann. Das mit allem Komfort und der jüngsten Technologie ausgestattete Schiff wird traditionell von Hand gesegelt: „Hier steht keiner auf der Brücke, der die Segel per Knopfdruck bewegt.“

Neben dem Wind benötigt das Schiff vor allem Teamgeist als treibende Kraft: „Das ist das, was dieses Schiff ausmacht.“ Nur wenn alle gemeinsam anpacken und sich gegenseitig aufeinander verlassen können, „funktioniert das ganze System“.
Dank der guten Crew und eines guten Schiffes hat Heiner Eilers gute Chancen, die Atlantikpremiere der Sea Cloud Spirit mit einem neuen reedereiinternen Segelrekord zu krönen. Das Schiff segelt sehr schnell: „Das ist aber nicht allein eine Frage der Segelfläche“, erläutert der Kapitän: „Man braucht dafür ein gut ausbalanciertes Schiff.“
Wenn man immer wieder Hartruderlagen benötigt, um den Windjammer in dem langen Atlantikschwell auf Kurs zu halten, „kommt man nicht besonders schnell voran“. Den Tagesrekord auf der bisherigen Strecke stellte der erste Offizier Daniel Loncarevic vor zwei Tagen auf, als er die Sea Cloud Spirit in einer Schauerböe auf 12,5 kn brachte. „Ideal sind Windgeschwindigkeiten um 20 kn“, sagt der Kapitän. Dann bringt es die Sea Cloud Spirit auf 9 kn bis 10 kn als komfortable Reisegeschwindigkeit.

Eilers sagt das mit einem Blitzen in den Augen – so hat er es für die Passagiere und für sich selbst gewünscht. „Aber es gehört natürlich auch Glück dazu, dass es dann läuft.“
Die gleichmäßige, nahezu geräuschlose Fahrt zahlt sich aus: Gegen 09.00 Uhr UTC wurden im Kielwasser der Sea Cloud Spirit zwei Wale gesichtet. Ganz offensichtlich gefällt das Schiff den beiden – seit Stunden folgen sie dem Windjammer …
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Anmerkung d. Redaktion: Nicht ganz so reibungslos klappt es mit unserem Datentransfer quer über den Atlantik in das E-Mail-Postfach der Redaktion. Daher heute früh der Blog von gestern.