Öffentliche Ladeinfrastruktur auf dem Prüfstand
Elektroautos verkaufen sich gut, da muss auch die Ladeinfrastruktur mithalten. Wie geht das am besten?

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Alle sind sich einig: Es muss schneller gehen als bisher mit dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Da hören dann aber auch die Gemeinsamkeiten auf. Die Bundesregierung hat das Ziel von 1 Mio. öffentlicher Ladepunkte schon vom Kabinett Merkel übernommen. Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) stark dafür ist, halten andere, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), die Zahl für viel zu hoch.
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Ladeinfrastruktur: Ausbau muss dem Bedarf vorauseilen
VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont, es sei wichtig, „dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur dem Bedarf um zwei Jahre vorauseilt“. Warum? Nur so kann laut Müller „das bestehende Delta zwischen Ladeinfrastruktur und Bedarf behoben“ werden – und zudem das Vertrauen in eine verlässliche und ausreichende Ladeinfrastruktur geschaffen werden. Zu Deutsch: Wenn die Bundesregierung ihr zweites wichtiges Mobilitätsziel bis 2030 – 15 Mio. E-Autos – realisieren will, dann klappt das nur, wenn wir alle das Gefühl haben, wir könnten wirklich überall problemlos Strom tanken.
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200 000 öffentliche Ladepunkte sind für die künftige Ladeinfrastruktur realistisch
Laut Bundesnetzagentur, die das Register öffentlicher Ladesäulen führt, waren Stand 1. April 2022 50 203 Normal- und 8723 Schnellladepunkte gemeldet. Der BDEW ist vor allem mit dem Ausbau der Schnellladesäulen zufrieden, hier tut sich eine Menge. Auch deswegen sagt BDEW-Chefin Kerstin Andreae: „Wie viele öffentliche Ladepunkte wir im Jahr 2030 tatsächlich brauchen, kann heute kaum verlässlich beziffert werden.“ Nicht 1 Mio., nein,100 000 bis 200 000 seien realistisch. Schließlich finde der Großteil der Ladevorgänge zu Hause und am Arbeitsplatz statt.
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Ladeinfrastruktur leidet unter Bürokratie
Umfassender Bürokratieabbau, hierin sieht Peter Kasten, stellvertretender Bereichsleiter Ressourcen & Mobilität beim Öko-Institut, eine große Herausforderung für einen richtigen und beschleunigten Ausbau. „Erstens sind die Genehmigungsprozesse in jeder Stadt und in jedem Landkreis anders gestaltet. Zweitens gibt es häufig nicht genug Personal in den Ämtern, um die Anträge zu bearbeiten. Drittens haben wir bei Gesprächen in der Branche immer wieder gehört, dass es eine Herausforderung sei, Fachkräfte und die notwendigen technischen Komponenten zügig zur Verfügung zu haben, um die Infrastruktur aufbauen.“